Sonja wurde 2015 sehr schnell schwanger und brachte 9 Monaten später ihr erstes Söhnchen zur Welt. Für Sonja und ihr Mann war dann schnell klar: «Wir möchten ein zweites Kind». Die zweite Schwangerschaft endete dann aber mit einem Abort in der neunten Schwangerschaftswoche und ist wie von selbst «gegangen», wie sie erzählt.
«Die dritte nachfolgende Schwangerschaft im Jahr 2017 war der Albtraum für mich und meinen Mann», – sagt Sonja. «Ich hatte immer grosse Angst, dass wieder was nicht stimmt und dass ich das Baby erneut verliere. Als die zehnte Schwangerschaftswoche vorbei ging, war ich nur wenig erleichtert und leider war meine, nur kleine Erleichterung nicht unbegründet.» Bis zur 19. Schwangerschaftswoche lief für Sonja in der Schwangerschaft alles normal. Doch die Befürchtungen und Sorgen wurden nicht kleiner. In der Hoffnung, ihre Ängste etwas zu reduzieren, hatte sich das Paar entschieden, die Trisomie-Tests und jegliche Blutuntersuchungen zu machen, die man machen konnte: Den Fruchtwassertest wollte Sonja wegen den Risiken nicht durchführen lassen.
In der 21. Schwangerschaftswoche kam dann die Hiobs-Botschaft: Ein Spezialist in Zürich teilte ihr mit, dass ihr Mädchen an Trisomie 18 leide und wegen weiteren Fehlbildungen nicht überlebensfähig wäre, falls es die Schwangerschaft überhaupt überleben würde.
Angst, das Kind anzusehen
Sonja konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und sass vier Stunden lang auf einer Bank in der Nähe von der Praxis und schaute ins Leere – ehe sie nachhause fahren konnte. Zu diesem Zeitpunkt war es ihr egal, ob ihr was passieren würde, erzählt sie mir. Den letzten Termin als Schwangere hatte Sonja im Spital, als sie ihr Kind gebären musste. Sie konnte am Anfang ihre Tochter nicht ansehen, da sie furchtbare Bilder im Kopf hatte, wie das Mädchen aussehen könnte. Doch dann wusste sie, dass es ihr Kind ist und es nicht so schlimm sein konnte.
Trotz den Fehlbildungen war ihre Tochter für sie unglaublich schön. Sie wog gerade mal 250 Gramm und war 18 cm klein.
«Wir waren froh, dass wir sie gesehen haben und uns so von ihr verabschieden konnten,»
sagt sie. Sonja und ihr Mann waren einige Zeit danach wieder in einer Kinderwunschklinik, wo sich rasch eine weitere Schwangerschaft einstellte, die jedoch in der siebten Woche in einer Fehlgeburt endete. Aber sie geben ihren grössten Lebenswunsch nicht auf. Viele Menschen in Sonjas Umfeld wissen mittlerweile von ihrer Geschichte und geben beiden viel Halt und Unterstützung.
Es ist wichtig, bei einer Fehlgeburt das Kind zu verabschieden
Wenn eine «kleine» Seele nur kurz bleiben darf, ist dies ein einschneidendes Erlebnis mit viel Trauer, Wut und Selbstvorwürfen. In meinen Kinderwunsch Coachings, bei denen es um Fehlgeburten geht, nimmt «die kleine Seele» zu verabschieden einen grossen Platz ein. Den «Besuch» als etwas Schönes wahr zu nehmen und die Verbindung zu dem Kind zu spüren. Auch, oder gerade, weil es kurz ist. Vergebung ist das Zauberwort. Es ist ein berührendes und schwieriges Thema, und die Frauen sollen die Schuld nie bei sich oder dem Kind suchen. Am besten die Schuld gar nicht suchen und es akzeptieren zu lernen. Und es ist wichtig, dass dem Kind – gedanklich – ein Platz in der Familie eingeräumt wird.
Jede erneute Schwangerschaft ist von Verlustängsten geprägt. Daher ist es sehr wichtig das Vertrauen in den Körper, in sich selber und das Kind zu stärken, damit einer schönen Schwangerschaft nichts mehr im Wege steht.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit www.kinderwunschinfo.ch entstanden.