75% an Kinderwunsch Themen interessierten Personen haben Interesse am Fertility-Yoga, jede zweite davon bezeichneten das Thema sogar als sehr wichtig. Zu diesen Ergebnissen kam eine Online-Umfrage, welche das Interesse an den vielen unterschiedlichen Reproduktionsmethoden und Möglichkeiten zur Erfüllung des Kindewunsches eruierte und im Vorfeld des Kinderwunsch Info Weekends im Juli 2021 durchgeführt wurde. Über 100 Personen, davon 94% Frauen, nahmen an der Umfrage teil. Was beinhaltet ein Fertility Yoga, wie funktioniert es, worauf achtet man?
Diese Fragen haben wir Salome Sonderegger gestellt. Sie ist eine Fertility-, Schwangerschafts- und Rückbildungsyogalehrerin, diplomierte Pflegefachfrau und Therapeutin für Frauen-Fruchtbarkeitsmassage mit eigener Praxis in Basel.
Warum ist der Fertility Yoga plötzlich so populär geworden?
Salome Sonderegger: In den letzten Jahren ist die Nachfrage für Unterstützung, Coaching, sowie Yoga für den Kinderwunsch in der Fortpflanzungsmedizin enorm gestiegen. Ich merke das in meiner Praxis. Ein Kind auf Knopfdruck ist heutzutage ein grosses Geschenk. Immer mehr Paare sind vom unerfüllten Kinderwunsch betroffen, sie versuchen seit Monaten oder Jahren ein Kind zu empfangen. Fertility Yoga ist eine besondere Yogapraxis, die in der Kinderwunschzeit helfen kann.
Warum ist es sinnvoll, einen Fertility-Yoga-Kurs beim Kinderwunsch oder sogar während der Kinderwunschbehandlung zu besuchen?
Der unerfüllte Kinderwunsch ist körperlich wie seelisch eine herausfordernde Zeit für eine Frau und ihre Paarbeziehung. Statt dem Gefühl der Vorfreude und Entspannung haben viele Paare, besonders die Frauen, mehr Druck und Stress: Fast alle meine Klientinnen wandeln sich zu Zyklusprofis, kennen sich mit etlichen Untersuchungsmethoden ausgezeichnet aus, viele achten ganz besonders auf eigenen Körper, einige hören sogar mit allen sportlichen Aktivitäten auf, aus Angst während der Behandlung etwas falsch zu machen.
«Der Weg zum Elternsein geht in der Yogapraxis primär nicht nach aussen, sondern zunächst nach innen.»
Eines ist dabei besonders wichtig. Die Frau braucht Gelassenheit und Entspannung, um sich mental und körperlich bewusst wieder wahrzunehmen und offen für eine Empfängnis zu werden. Fertility Yoga setzt genau da an: Den Körper und die Seele gleichzeitig zu helfen, sie beide gleichzeitig zu unterstützen. Letztendlich erhöht Fertility Yoga eine natürliche Empfängnisrate.
Was unterscheidet Fertility Yoga von anderen Praktiken?
In den letzten Jahren wurden verschiedene Stile von Fruchtbarkeitsyoga entwickelt. Nun die Wurzeln des Kinderwunschyoga liegen im Hormon Yoga, der von Dinah Rodrigues entwickelt und ursprünglich für Frauen mit Wechseljahrbeschwerden vorgesehen wurde. Das Hormon Yoga ist eine dynamische und exakte Übungsreihe.
Eine andere Quelle des Fruchtbarkeitsyoga kommt von Yogi Bhajan und Kundalini Yoga, das als der Yoga des Bewusstseins gilt. Das zentrale Element ist die Aktivierung der «Kundalini»-Kraft, an der Basis der Wirbelsäule ruht.
Mein Fertility Yoga ist eine Kombination, dort werden auch fast alle Asanas aus dem Hatha Yoga oder vereinfacht erklärt «sportliches Yoga» praktiziert. Jedoch ist der Fokus auf die Bedürfnisse des Körpers, der Seele und des Geistes im Zusammenhang mit dem Kinderwunsch gelegt.
«Gezielt werden diejenigen Asanas praktiziert, welche die Durchblutung des Beckenraums stimulieren, damit dort mehr Sauerstoff ankommt und somit die Funktionen der weiblichen Organe gefördert werden.»
Der Begriff Asana stammt aus dem Sanskrit und bedeutet feste Körperhaltungen, welche langsam und meditativ ausgeführt werden. Asana ist eine Art Übung, die äußerliche und innere Körperteile stärkt, aktiviert, trainiert.
Gleichzeitig mit den Übungen wird eine mentale Vorbereitung durchgeführt: Die blockierenden Gedanken des Wartens wandeln sich in die fliessende Gedanken der Vorfreude. Das Selbstvertrauen wächst und es entsteht eine gute Verbindung zwischen Körper und Geist. Fertility Yoga ist auf den weiblichen Zyklus sowie Lebensrhythmus abgestimmt. Regelmässiges Praktizieren verfeinert die Selbstwahrnehmung, stärkt die weibliche schöpferische Kraft, hilft den Hormonen auf die Sprünge. Schilddrüsenprobleme und Zyklusunregelmässigkeiten können gelindert werden. Das alles bereitet Frauen körperlich, seelisch und emotional auf eine mögliche Schwangerschaft vor.
Was bewegt eine Person dazu, Fertility-Yoga-Lehrerin zu werden?
Mein Weg zum Fruchtbarkeitsyoga? Also im Jahr 1998 besuchte ich meine erste Yogastunde und rasch war ich begeistert, wie meine regelmässigen Menstruationsbeschwerden sich verbesserten. Ich ging mit Menstruationsschmerzen in die Yogaklasse und kam ohne wieder nach Hause. Nach jahrelanger Einnahme von Schmerzmedikamenten war das für mich ein kleines Weltwunder.
In der Folge wuchsen meine Neugierde und mein Interesse, die Wirkung von Yoga auf den weiblichen Zyklus zu erforschen. In den letzten 20 Jahren vertiefte ich mein Wissen auch zu allen Themen rund um die Kinderwunsch- und Schwangerschaftsbegleitung. Für mich ist es wichtig, dass ich Frauen mit Kinderwunsch mit sanften und natürlichen Behandlungsmethoden unterstützen kann. Es liegt mir am Herzen, dass sie mit viel Vorfreude ihr Babywunder empfangen dürfen.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit kinderwunschinfo.ch entstanden.
Salome Sonderegger ist eine Fertility-, Schwangerschafts- und Rückbildungsyogalehrerin; dipl. Pflegefachfrau, dipl. Akupresseurin, Kursleiterin für mentale Geburtsvorbereitung, zert. Hypnosetherapeutin und Therapeutin für therapeutische Frauenmassage (Fruchtbarkeitsmassage) mit eigener Praxis in Basel.
Am 16. Oktober 2021 wird Salome Sonderegger im Rahmen des Kinderwunsch Info Weekendes einen Vortrag im Zürich Technopark zum Thema Fruchtbarkeitsyoga halten und für alle Besucherinnen eine Fertility-Yoga-Workshop durchführen. Vergessen Sie Ihre Sportkleider und Yogamatten nicht.