Liebe & Sex
Zum Orgasmus mit Virtual Reality: Wie Cybersex revolutioniert wird
- Text: Stephanie Hess
- Bild: Stocksy
Technologie wird in Zukunft unser Sexleben um eine ganze Dimension erweitern – das zumindest versprechen Unternehmen, die an virtuellen Sexbegegnungen feilen. Kommen wir bald zum Orgasmus per Computersteuerung?
Der älteste je gefundene Dildo ist aus Stein und wurde vor 28 000 Jahren in Form gehämmert. Mal abgesehen von der Elektrifizierung, die derartige Stäbe oder andere Werkzeuge zum Vibrieren und Saugen brachte, muss man sagen: Bahnbrechende Weiterentwicklungen gab es in der Sextoy-Industrie seither nicht. Diverse Unternehmen zimmern nun jedoch an einer Entwicklung, die unser Sexleben um eine ganze Dimension erweitert: Teledildonics. Also virtuelle Sexbegegnungen über Toys, die in Intensität und Rhythmus gesteuert werden – von einem Computerprogramm oder einer anderen Person.
Je ausgefeilter die Technologie, desto genauer das Erlebnis
Seit Ende der 1990er Jahre finden sich immer mehr und immer ausgefeiltere Programme und auf die erogenen Zonen gerichtete, fernsteuerbare Toys in den einschlägigen Internetshops. Angeschlossen an den Computer ermöglichen sie es, über räumliche Distanz sexuell in Interaktion zu kommen. Manche Toys sind synchronisiert mit Pornos oder Virtual-Reality-Filmen, das heisst: Sie setzen sich gleichzeitig mit den Darstellenden in Bewegung. Und – Unkundigen mag es bisher entgangen sein: Es ist auch bereits durchaus möglich, Live-Sex im Cyberspace zu haben, wie Kyle Machulis, einer der Sex-Tech-Pioniere, erklärt. Der US-Entwickler war es, der 2005 als erster eine Schnittstelle für Sexspielzeug im beliebten Onlinegame Second Life eingebaut hatte. Damit konnte man Toys anschliessen und sich gegenseitig zum Höhepunkt klicken.
Kyle Machulis«Es besteht grosses Potenzial für Teledildonics»
Inzwischen gibt es auch verschiedenste Plattformen, auf denen man sich in Gestalt eines nach persönlichen Vorlieben gestalteten Avatars zum Cybersex trifft, etwa auf 3DXChat.com. Es bestehe grosses Potenzial für Teledildonics, glaubt Machulis, der seit 17 Jahren in diesem Bereich arbeitet und sagt, er habe das Gefühl, erst am Anfang zu stehen. Denn: «Sexualität ist etwas sehr Persönliches. Je ausgefeilter die Technologie wird, desto genauer können Nutzer:innen ihre digitalen Interaktionen individuell abstimmen.» Und bis dahin wälzen wir dann mal die moralischen Fragen wie: Ist Onlinesex eine akzeptablere Form des Fremdgehens?