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Wie ist es eigentlich, kurz nach der Geburt verlassen zu werden?

Wie ist es eigentlich, kurz nach der Geburt verlassen zu werden?

Lena Meier (34) erzählt uns von ihren Erfahrungen.

«An einem Donnerstag, vier Wochen nach der Geburt unseres zweiten Sohnes, eröffnete mir mein Mann, dass er während der Schwangerschaft ein Verhältnis mit einer anderen Frau angefangen hatte, das er nicht beenden wolle. Ich sass da, unser Baby – das letzte Vermächtnis unserer Liebe – auf dem Arm. Einen Moment schien alles stillzustehen. Dann habe ich gespürt, wie meine Welt Risse bekommt und wie mein Herz zerbricht, ganz langsam. Und dann ist eine Flut in mich hineingeströmt, in der ich während der nächsten Zeit fast ertrunken wäre.

Zuerst bin ich noch einmal im Spital gelandet. Nichts ging mehr, selbst die Muttermilch versiegte. Manchmal war ich richtig wütend, dass ich der Kinder wegen keine andere Wahl hatte, als weiterzuleben. Die Liebe zu ihnen, die sonst in mir nur so übergeflossen ist, habe ich kaum gespürt. Mein Inneres war eine einzige Wunde. Ich habe das Baby gestillt, aber ich war nicht wirklich bei ihm und musste mich zwingen, mit ihm zu reden.

Wegschicken und gleichzeitig zurückwünschen

In dieser ebenso magischen wie anstrengenden ersten Zeit nach der Geburt musste ich der Tatsache ins Auge blicken, dass mein Mann eine Liebe bei einer anderen gefunden hat, zu einem anderen Körper gegangen ist, derweil sein Kind in mir wuchs. Ich konnte es nicht fassen. Trotzdem hätte ich es irgendwie annehmen können, wenn es zu Ende gewesen wäre. Doch das war es nicht. Ich musste aushalten, dass er weiterhin aus den Armen einer anderen Frau zu uns kommt. Ich habe ihn weggeschickt, weil die Situation unerträglich war, aber ich wollte, dass er zurückkommt, weil ich es allein nicht geschafft hätte und es mir wichtig ist, dass auch der kleine Sohn eine Beziehung zu seinem Vater aufbauen kann.

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«Noch ist nichts gut, nichts geheilt. Aber ich lebe»

Ich fühlte mich unendlich abgewertet, betrogen, verraten. Ich war da für die Kinder, mein Körper hatte die Funktion, seinen Sohn zu ernähren, aber sonst bevorzugte der Vater meiner Kinder eine andere. Nachts quälten mich Bilder: Er mit ihr im Bett, während ich mit Milchflecken auf dem Pulli und nach Kotze riechend zuhause sitze – festsitze in meiner Rolle als betrogene Frau und Mutter.

Zerbrochen, aber auch ganz

Jener Donnerstag ist nun in verschwommene Ferne gerückt. Noch ist nichts gut, nichts geheilt. Aber ich lebe. Dank der liebevollen Unterstützung meiner Familie und Freund:innen. Und ich liebe. Wenn meine Söhne mich anschauen, so hell und rein, dann weiss ich, dass etwas in mir ganz geblieben ist. Dort ist die Schönheit, das Leben. Ich spüre, was für ein Glück ich habe, dass sie mir anvertraut sind. Ich will mit ihnen Lobelien pflanzen im Frühling und Glace essen im Sommer. Wir werden den Herbstnebel auf der Haut spüren. Wir werden in eine Decke gehüllt Bücher lesen und ich werde ihnen erklären, warum ich die kalte, reine Winterluft mag.

Der Schmerz über mein verlorenes Glück und mein so bitter enttäuschtes Vertrauen ist immer da und er wird vielleicht immer zu mir gehören. Die Wellen werden wahrscheinlich noch lang kommen: Wellen der Traurigkeit, Verzweiflung, Wut, Eifersucht. Aber ich hoffe, dass sie irgendwann seltener werden. Ich will nicht, dass meine Kinder eine Mutter haben, die verbittert ist oder in Traurigkeit versinkt. Ich bin zerbrochen, aber ich weiss jetzt, dass ich auch ganz bin. Da ist immer beides. Jeden Tag.»

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Trice

Alles kam gut. Als ich vor 23 Jahren zwei Wochen nach der Geburt meiner ersten Tochter verlassen wurde, ging ich durch die gleiche Hölle. Mir blieb erspart das es wegen einer anderen Frau war, er konnte die Verantwortung und Verpflichtungen nicht ertragen. Ohne jene wurde aus ihm trotzdem ein guter Vater und eine stabile Freundschaft wuchs zwischen uns heran. Schwer am Anfang weil das Band nicht einfach durchgeschnitten werden konnte. Heute bin ich stolz was ich, ohne emotionale und grosse finanzielle Unterstützung geschafft habe, auch dank meiner Familie. Kopf hoch, alles kommt gut!

Yeva

Deine Geschichte ist eine andere. Es macht ein riesiger unterschied ob jemand geht oder dich noch betrogen hat. Und auch wenn deine Worte aufmunternd sein sollen, so gilt es zu respektieren dass alle Menschen ihren ganz eigenen (Heilungs)Geschichte haben,

Maelle

Natürlich ist jede Geschichte eine andere Geschichte. Auch was wo wem weh tut. Vor viereinhalb Jahren ging der Mann, ich war schwanger, er hatte eine neue Freundin. Und ich kein Daheim, denn gerade hatte ich meine langjährige Wohnung aufgegeben, um mit ihm zusammen zu ziehen. Nichts war einfach … aber nun stehe ich da und bin eine andere Frau, so klar in meinen Zielen, in der Beziehung zu mir , zu meinem Kind, so stolz, was ich geschafft habe, die letzten Jahre, ein Daheim. Ein Alltag der sich nicht mehr einsam sondern spannend und bereichernd anfühlt.

Es tut verdammt weh. Und wenn auch nicht vorstellbar, es wird sich alles (!) wieder anders anfühlen. Eine Umarmung an die Erzählerin und alle wunderschönen Frauen und Mamas da draussen.