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Was taugen die selbstgemachten Beautyprodukte von TikTok?

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Was taugen die selbstgemachten Beautyprodukte von TikTok?

Social Media beeinflusst nicht nur unsere Beauty-Routine, sondern liefert Anleitung zu diversen DIY-Beautyprodukten. Dermatologin Dr. Nathalie Irla erklärt, wo die Gefahren liegen und was ihr unbesorgt ausprobieren könnt.

annabelle: Wir lassen uns immer mehr von Social Media beeinflussen, was unsere Hautpflege angeht. Wie stehen Sie als Dermatologin dazu?
Dr. Nathalie Irla: Als Hautärztin stelle ich mir natürlich die Frage, ob die Menschen verstehen, welchen Hauttyp sie haben. Tippen sie richtig, können sie tatsächlich viel von Influencer:innen lernen. Unterschätzen sie aber ihren Hauttyp und gehen komplett in die falsche Richtung, kann das die Haut schädigen.

Glauben Sie, dass wir uns dank Social Media mehr mit unserer Haut auseinandersetzen – oder lassen wir uns eher falsch beeinflussen und würden lieber eine Fachperson aufsuchen?
Viele schätzen sich tatsächlich falsch ein oder übertreiben es mit Pflegeprodukten und -routinen. Deshalb rate ich besonders jungen Menschen, zuerst einmal zu uns Dermatolog:innen zu kommen. Dabei geht es mir gar nicht darum, welche Brands meine Patient:innen benutzen – wichtig ist einfach, dass sie wissen, was ihnen guttut und was eben nicht.

Haben die sozialen Medien das Wissen Ihrer Patient:innen verändert?
Definitiv. Die Generation Z ist sehr gut gebildet, sie haben einen unglaublichen Einblick in verschiedene Produkte – vor allem auch in die Inhaltsstoffe, nicht nur die Brands. Sie sprechen von Retinol, Azelainsäure, Vitaminen, Antioxidantien. Da unterscheiden sie sich stark von den vorherigen Generationen, die sich noch eher an Brands orientieren und kaum an Inhaltsstoffen.

Brands wie The Ordinary oder Drunk Elephant sind ja sehr inhaltsstoffspezifisch und werden auf Social Media gehypet. Da muss man sich auskennen und wissen, was die eigene Haut braucht.
Genau, es gibt immer mehr Monopräparate mit wenig Inhaltsstoffen. Man muss wissen, welche Produkte man wie kumulieren kann. Wählt man da die falsche Reihenfolge oder die falsche Kombination, kann das zu Hautproblemen führen.

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«Etwa einmal pro Woche kommt ein:e Patient:in mit einem knallroten geschwollenen Gesicht zu mir in die Praxis, weil die Person selbst etwas ausprobiert hat»

Nicht nur Brands kriegen durch Social Media Aufwind, sondern auch DIY-Masken oder -Peelings. Wie gefährlich können selbstgemischte Produkte sein?
Sie können allergische Reaktionen auslösen. Etwa einmal pro Woche kommt ein:e Patient:in mit einem knallroten geschwollenen Gesicht zu mir in die Praxis, weil die Person selbst etwas ausprobiert hat. Benutzt man falsche Produkte, kann das ausserdem zu einem Akneschub führen.

Gibt es Inhaltsstoffe, deren gefährliche Wirkung sich erst längerfristig zeigen kann?
Rein pflanzliche Wirkstoffe, besonders in hoch konzentrierten ätherischen Ölen, können ein hohes Allergiepotenzial haben. Und allergische Tendenzen entwickelt man erst nach einer Weile. Wendet man also über längere Zeit stark konzentrierte Substanzen an, kann es sein, dass man Jahre später plötzlich hochallergisch darauf wird. Und das kann dann auch Kreuzreaktionen mit Pollen haben und dazu führen, dass man eine Pollenallergie entwickelt.

Rein pflanzliche Anwendungen wie Haferschleim-Masken oder Rosmarin-Wasser sind also nicht so unbedenklich, wie auf den ersten Blick angenommen.
Nein, man bemerkt es nur weniger im Moment der Anwendung. Aber die längerfristigen Auswirkungen aufs Immunsystem und vermehrte Allergietendenzen können tatsächlich verheerend sein.

Was raten Sie denn, wenn man ein DIY-Beauty-Tutorial sieht auf Social Media – ja nicht ausprobieren?
Doch, das sage ich auch meinen Patient:innen: Super, dass ihr ausprobiert, aber fragt vorher bei Dermatolog:innen nach, ob etwas zur eigenen Haut passt oder ob sie davon abraten. Und glaubt nicht alles, was Social Media euch erzählt. Da bin ich vielleicht altmodisch, aber ich habe auch einfach schon viel gesehen.

Gibt es Hauttypen, die generell vorsichtiger sein sollten?
Trockene, sensible Haut und Mischhaut. Erstere ist sehr empfindlich und tendiert zu Ekzemen und allergischen Reaktionen. Und viele Menschen mit Mischhaut denken, sie hätten sensible Haut und verwenden deswegen zu fettige Produkte.

Existieren komplett unbedenkliche Inhaltsstoffe überhaupt?
Was sich in der Natur befindet – sofern man es in der richtigen Konzentration und auf der richtigen Haut anwendet – ist unbedenklich. Schon vor 2000 Jahren probierten die Ägypter:innen und Römer:innen Naturprodukte aus.

Welche Naturprodukte empfehlen Sie besonders?
Nachtkerzenöl – ein Extrakt, das besonders bei trockener Haut hilft. Arganöl ist für die Haare sehr nährend. Generell bin ich offen bei Ölen, weil sie der Haut sehr guttun können. Und viele meiner Patient:innen aus dem Mittleren Osten machen Masken mit Honig, das kann man auch bedenkenlos anwenden.

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