Warum machen wir beim Sex Geräusche? Unsere Autorin Sarah Lau ist der Frage auf den Grund gegangen. Und fand heraus: Stöhnen ist in vielerlei Hinsicht ein Sexbooster.
Schreien, manchmal auch Grunzen – beim Sex machen wir allerlei Geräusche. Doch warum eigentlich? «Zum einen ganz bewusst, um etwas zu kommunizieren», sagt Annette Bischof-Campbell vom Zürcher Institut für klinische Sexologie und Sexualtherapie ZISS. Tatsächlich fanden Wissenschafter:innen aus Leeds und Central Lancashire heraus, dass Frauen beim Sex mehrheitlich stöhnen – ganze 87 Prozent davon, weil sie dem Gegenüber ein gutes Gefühl vermitteln wollen. «Zum anderen ganz intuitiv.»
Stöhnen ist in vielerlei Hinsicht ein Sexbooster: sexuell, emotional, sozial. «Alle, die schon mal intensiv Musik gehört haben, wissen, wie emotional wir auf Gehörtes reagieren können. Die Stimme wirkt auf das vegetative Nervensystem – sie kann Gefühle der Nähe fördern. Sie erzeugt und fördert aber auch auf der kognitiven Ebene Lust.»
Stimulation für einen selbst und das Gegenüber
Höre man also aus der Stimme der Partner:in sexuelle Erregung, kann das stimulieren. Gleichzeitig bringt einen das Stöhnen auch selbst in Stimmung: «Die Schwingungen der Stimme erzeugen im eigenen Körper Vibrationen, die angenehm und erregend erlebt werden können. Zudem wird die Beckenbodenmuskulatur über das tiefe Ein- und Ausatmen an- und wieder entspannt. Diese innere Bewegung fördert die Durchblutung und kann die sexuelle Erregung steigern», sagt die klinische Sexologin. Bis hin zum Höhepunkt.
Alle Geräusche können als lustvoll und erotisch erlebt werden
Generell könnten übrigens nicht nur Stöhnen, sondern alle Geräusche als lustvoll und erotisch erlebt werden. Wer auf was wie reagiert, hängt dabei mit der persönlichen und sexuellen Lerngeschichte zusammen. Zudem kann durch entsprechende Assoziationen neu erlernt werden, Sounds sexuell erregend zu erleben – ganz egal, ob es sich dabei um das Zerknüllen eines Plastiksacks oder Leintuchrascheln handelt.
Inspiration für auditive Befriedigung bieten ASMR-Videos, wie man sie millionenfach auf Youtube findet. Die Abkürzung steht für «Autonomous Sensory Meridian Response», wobei durch sanfte Klänge und Geräusche ein angenehmes Kribbeln in Kopf und Körper ausgelöst werden kann. Ob so ein Orgasmus ensteht? Annette Bischof-Campell: «Die eine oder andere Person wird wohl auch das gelernt haben.»