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Warum Rebounds keine gute Idee sind

Body & Soul

Warum Rebounds keine gute Idee sind

  • Text: Sophia Giesecke; Foto: iStock   Dieser Artikel erschien zuerst bei Refinery29 Germany / Instagram / Facebook

Sich kurz nach der Trennung in die nächste Beziehung stürzen? Das lenkt zwar ab, tut aber langfristig nicht gut. Sechs Tipps, was Sie stattdessen tun können. 

Laut heulend stand ich vor der Liebe meines Lebens, mit der ich nur drei Monate zuvor zusammengezogen war, und brüllte ihn an, dass er das ja nicht mit mir machen könne, dass ich ihn doch lieben würde, dass wir perfekt füreinander wären – Spoiler: waren wir nicht. Das alles ist mittlerweile exakt 6 Jahre her und trotzdem ist die Erinnerung an den Schmerz, der mich in diesem Moment durchfuhr, so heftig, dass ich heute noch Herzrasen bekomme. Was tat ich also nach diesem schrecklichen Tag? Ich flüchtete zu meiner Schwester, rief eine Freundin an, heulte drei Tage durch und dann war ich einfach nur leer. Mit jedem Tag wurde mir mehr bewusst, dass er weg und der Traum einer gemeinsamen Zukunft geplatzt war. Und dass ich ab sofort zu allem Überfluss nicht nur allein, sondern auch noch ohne Wohnung war. Höchste Zeit also, in Ruhe zu reflektieren, was alles schiefgelaufen ist und mein Leben neu zu ordnen, oder? Jein. Es fing vielversprechend an, denn innerhalb eines Monats suchte ich mir eine neue Wohnung und einen neuen Job – aber leider auch einen neuen Boy. Was ich mir nicht suchte: Heilung. Als der neue Boy keinen Bock mehr auf mich hatte, litt ich richtig. Über Monate. Obwohl er eigentlich völlig irrelevant für mein Leben war und ich, wenn ich heute an ihn zurückdenke, mich ernsthaft frage, was ich zur Hölle ich an dem eigentlich gefunden hatte. Das Ding ist aber, dass ich bisher bei jeder Trennung so gehandelt habe. Und meine Geschichte unterscheidet sich kaum von der Geschichte anderer Trennungen: Genau dasselbe kann ich nämlich auch immer wieder bei Freund*innen beobachten.

Rebounds scheinen nach einer Trennung beinahe unumgänglich zu sein. Rebounds sind so alt wie die Liebe selbst. Oh, du süsse Ablenkung, vorbei der Schmerz und das blöde Gefühl, das einen überkommt, wenn man abserviert wurde (oder selbst Schluss gemacht hat). Die Frage ist nur, ob Rebounds prinzipiell eine gute Idee sind, oder ob wir es nicht einfach lassen sollten, denn eine Rebound-Beziehung radiert den Schmerz nicht aus, sie verschiebt ihn nur nach hinten.

Es ist vorbei, bye, bye Junimond

Eine Beziehung ist in die Brüche gegangen. Vielleicht haben Sie selbst Schluss gemacht, weil es einfach nicht mehr ging, vielleicht wurden Sie auch verlassen. Eigentlich sollten Sie jetzt mindestens eine Woche durchheulen, Filme gucken, feiern, Freunde treffen, sich einen Pony schneiden und ernsthaft darüber nachdenken, ob Sie eine Katze adoptieren wollen. Stattdessen werden Sie sich wahrscheinlich relativ zügig Tinder oder eine andere Dating-App auf dein Handy laden und drauf los flirten, was das Zeug hält. Endlich wieder ein kleiner Egoschmeichler. Höchstwahrscheinlich wird Sie das Geflirte schon sehr bald vollkommen in Beschlag nehmen und Sie werden sich viel zu früh in eine neue Sache stürzen. Hauptsache nicht über den Schmerz nachdenken, Hauptsache Ablenkung. Das Ding ist aber, dass jede*r durch den Schmerz gehen muss. Es gibt keine Alternative. Manchmal wartet der Schmerz mehrere Jahrzehnte, bis er plötzlich und völlig unerwartet um die Ecke kommt und Ihnen den Boden unter den Füßen wegreißt.

Projektionsfläche einer Liebe

Rebounds sind ja in erster Linie aus zwei Gründen ziemlich problematisch. Erstens, weil man damit den Schmerz betäubt und zweitens, weil man alle Gefühle und Bedürfnisse, die in der alten Beziehung erfüllt wurden, jetzt in einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin sucht. Ich rede hier nicht vom guten alten One-Night-Stand, der ja durchaus eine gute Idee sein kann, wenn man gerade abserviert wurde. Ich rede davon, sich sofort wieder zu verlieben, die neue Person total zu idealisieren und gleich wieder etwas Ernstes dort zu sehen, wo nichts ist. Weil man selbst noch gar nicht bereit dazu ist oder weil die andere Person eher was Lockeres möchte oder weil man eben viel zu schnell viel zu viel will. Nach einer Trennung ist man wie auf Entzug, die Zuneigung und Aufmerksamkeit fehlt schmerzlich und dieses Verlust versucht man jetzt mit dieser neuen Person zu füllen.

Ja, das kann erst mal heilend sein, oder sich zumindest heilend anfühlen. Blöd nur, wenn sich die neue Person dann auch verabschiedet, weil er*sie keinen Bock hat, so mit Liebe oder Erwartungen überschüttet zu werden. Dann kommt der Schmerz nämlich doppelt und dreifach, denn jetzt wurde man von zwei Leuten verlassen, was sich tendenziell noch blöder anfühlt.

Stellen Sie sich dem Schmerz

Gefühle wegzudrücken kann in vielerlei Hinsicht krank machen. Manche bekommen psychosomatische körperliche Beschwerden, andere eine Angststörung oder Depressionen. Es gibt diesen doofen Spruch, der bei genauerem Hinsehen gar nicht so doof ist: Sie können nur eine glückliche Beziehung führen, wenn Sie mit sich alleine glücklich sind. Auch wenn das erst mal nach Postkartenromantik klingt, ist doch ein wahrer Kern darin, denn Sie können nicht von einer anderen, neuen Person erwarten, dass sie die Lösung und Heilung für den eigenen Herzschmerz ist. Es gibt Menschen, die sind lieber in Beziehungen als alleine und das ist okay. Trotzdem sollte man sich die Zeit nach einer gescheiterten Beziehung nehmen, diese in Ruhe zu verarbeiten. Hier ein paar Dinge, die besser als jede Rebound-Beziehung sind:

1. Heulen, und das bitte ordentlich laut und mit voller Inbrunst. Heulen Sie den Schmerz raus, gehen Sie da durch und versuchen Sie, sich nicht mit neuen Leuten abzulenken. Was erst mal wie die absolute Hölle klingt, fühlt sich, wenn man mitten drin ist, auch so an, aber glauben Sie mir, Sie werden sich danach besser fühlen. Viel besser, weil Sie nicht mehr so tun, als sei alles okay, wenn eigentlich gar nichts okay ist.

2. Lernen Sie sich wieder selbst kennen. Verbringen Sie Zeit mit sich und nur mit sich und machen Sie eine zeitlang nur das, worauf Sie Lust haben. Sie wurden gerade verlassen, es ist also höchste Zeit, dass Sie sich mal um sich kümmern und auf sich zurückbesinnen.

3. Seien Sie gut zu sich. Die meisten verfallen eher in destruktives Verhalten, wenn sie verlassen wurden, was ehrlich gesagt vieles nur schlimmer macht. Seien Sie lieber gut zu sich. Gönnen Sie sich einen Tag im Spa oder machen Sie zu Hause einen Spa-Tag mit ein paar Freund*innen. Essen Sie gut und ausreichend. Gönnen Sie sich auch mal Junk Food oder Süssigkeiten, aber versuchen Sie, möglichst gesund zu bleiben. Gehen Sie raus an die frische Luft und bewegen Sie sich etwas. Dabei kann man nämlich gut nachdenken und Dinge reflektieren.

4. Schämen Sie sich nicht für Ihren Kummer. Wir leben in einer Gesellschaft, in der man zwar Gefühle zeigen und auch mal traurig sein darf, aber bitte nicht zu doll und nicht zu lange. Auch wenn’s schwer fällt, Sie dürfen auch etwas länger traurig sein. Es gibt keine feste Regel, wie lange man leidet und wann man wieder daten sollte.

5. Reflektiere Sie sich und Ihr Verhalten. Vergucken Sie sich nach einer Trennung ständig und neigen Sie dazu sich an andere zu klammern? Was steckt dahinter und wieso können Sie nicht alleine sein? Verknallt sein ist super, allerdings solltest Sie die ersten Verknalltheiten kurz nach einer gescheiterten Beziehung wirklich mit Vorsicht und Abstand geniessen.

6. Sie müssen es nicht alleine schaffen. Wenn das Tief nicht zum Hoch wird und Sie sich dauerhaft depressiv fühlen, dann gibt es durchaus Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen und das ist vollkommen okay. Freund*innen können ja nur in einem bestimmten Mass helfen. Bei Depression.ch finden Sie mehr Informationen zum Thema. Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, können Sie auch die Dargebotene Hand unter 143 anrufen, oder sich beim Chat der Dargebotenen Hand online Hilfe holen.