Beauty
Warum dünne Brauen wieder im Trend sind
- Text: Barbara Loop
- Bild: Alessandro Viero/Launchmetrics Spotlight
Nachdem unsere Brauen lange nicht buschig genug sein konnten, werden sie jetzt wieder dünner, schreibt unsere stellvertretende Chefredaktorin Barbara Loop.
Über kurz oder lang gehen sie durch dick und dünn, sind so lang wie breit und kommen gross raus: die Augenbrauen. Wie jede haarige Angelegenheit, die den weiblichen Körper betrifft, unterliegen auch die Brauen Trends. Noch vor wenigen Jahren trug man sie buschig wie Cara Delevingne und markant wie Zensurbalken. Doch fertig Dickauftragen, jetzt sind die Augenbrauen im Schwinden begriffen.
Rihanna – einmal mehr allen einen Schritt voraus – zeigte sich schon 2018 auf dem Cover der «Vogue» mit fein gezeichneten Bögen im Stil einer Marlene Dietrich. Kendall Jenner kontrastierte im vergangenen Frühling an der Met-Gala in New York ihr dunkles Haupthaar mit wasserstoffblonden Brauen. Auch Lady Gaga griff zum Bleaching-Mittel, Julia Fox und Sängerin Doja Cat setzten hingegen die Rasierklinge an. «Oben ohne» lautet das Credo der Stunde.
«Menschen über dreissig ziehen da ungläubig die Brauen hoch»
Wie jeder Trend war auch dieser schon einmal da. Mindestens einmal. In der Renaissance galt die hohe Stirn als Schönheitsideal, dem nicht nur die Augenbrauen zum Opfer fielen, sondern gelegentlich auch der Haaransatz. Wohl wichtiger für das aktuelle Revival des «No Eyebrow»-Trends ist aber die ungebrochene Verehrung für alles, was die Neunziger hervorgebracht haben: die dünnen Augenbrauen von Kate Moss, die aufgemalten Linien von Pamela Anderson, die blondierten Brauen von Chloë Sevigny im Spielfilm «Gummo» (1997).
Doch irgendetwas ist anders an diesem Look, der gern mit dem Adjektiv «outlandish » – befremdlich – beschrieben und auf Social Media oft von Alien-Emoticons begleitet wird. Befremdlich, bizarr, ausserirdisch? Die «subversiven Augenbrauen» («Vogue») verleihen ein Aussehen, das nicht von dieser Welt ist.
Menschen über dreissig ziehen da ungläubig die Brauen hoch, Menschen unter dreissig hingegen werden sie los. Denn für die Generation Z ist Virtualität längst real und Realität längst virtuell. Mit dieser sanften Bodymodification lässt es sich so fröhlich spielen wie mit der virtuellen Identität – schliesslich wachsen Brauen fast so schnell nach, wie der nächste Filter gefunden ist.