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Undercover-Krankheiten

Body & Soul

Undercover-Krankheiten

  • Text: Miriam Suter; Foto: iStock 

Es gibt Krankheiten und Infektionen, die sich nicht sofort bemerkbar machen. Viele davon betreffen vor allem Frauen. Wir beschreiben die drei häufigsten und zeigen auf, was man dagegen tun kann.

Schlimme Bauchkrämpfe während der Menstruation, Juckreiz im Vaginalbereich oder ausbleibende Monatsblutungen sind Symptome, mit denen leider viele Frauen immer wieder zu kämpfen haben. Sie können aber auch Anzeichen für Infektionen oder Krankheiten sein, an die man im ersten Moment nicht denkt. 

Wir haben mit Frau Dr. med. Cornelia Betschart, Oberärztin Gynäkologie im Universitätsspital Zürich, darüber gesprochen, welche Krankheiten vor allem Frauen betreffen und wie sie therapiert werden können.

Endometriose: Eine Operation kann helfen

Die Endometriose ist eine chronische und oft sehr schmerzhafte Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle einnistet. Wie auch die normale Gebärmutterschleimhaut verändern sich diese Abschnitte bei jeder Monatsblutung. Und das kann extrem schmerzhaft sein. Bei einer Endometriose kann es passieren, dass sich die «abgewanderten» Gewebeteile an anderen Organen festsetzen. Das kann zu Zysten führen, die Probleme verursachen können. Breitet sich die Endometriose etwa am Darm aus, treten Schmerzen und Blutungen beim Stuhlgang auf. Befallen die Gewebeteilchen die Eierstöcke oder Eileiter, kann sogar die Fruchtbarkeit der betroffenen Frau beeinträchtigt werden.

Symptome: Eine Endometriose bleibt oft lange unbemerkt. Sie äussert sich vor allem durch starke Schmerzen im Unterbauch während der Menstruation oder dem Geschlechtsverkehr. Weil von Monatsschmerzen viele Frauen betroffen wird, denkt man oft nicht als erstes an eine chronische Krankheit. Dr. Betschart gibt aber eine kleine Entwarnung: «Es kann auch passieren, dass Betroffene ihr Leben lang beschwerdefrei sind, und die Fruchtbarkeit nicht eingeschränkt ist.» Hat sich die Endometriose allerdings ausgebreitet, sind oft Endometriosezysten im Bauchraum auf einem Ultraschallbild sichtbar. Bei einem Verdacht auf Endometriose ist zur klaren Diagnose eine Bauchspiegelung empfohlen. Dabei werden Gewebeproben entnommen, um eine Diagnose zu stellen. 
Was kann ich dagegen tun? Die Zysten können operativ entfernt werden. Es gibt aber auch verschiedene hormonelle Möglichkeiten, wie beispielsweise die Einnahme von Gestagen-Hormonen, die auch in einigen Antibaby-Pillen enthalten sind. Im Falle von Kinderwunsch können spezialisierte Zentren weiterhelfen.

Humanes Papillomavirus (HPV): Vorbeugen ist möglich

Von diesem Virus gibt es über 100 verschiedene Typen. Einige davon sind für Infektionskrankheiten verantwortlich, mit denen man sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr anstecken kann. Die Folgen sind Warzen, Vorstufen von bösartigen Veränderungen und Tumore, zum Beispiel im Vaginalbereich, am Penis oder am Gebärmutterhals.

Symptome: Nach einer Infektion können die Viren oft lange Zeit inaktiv bleiben und es können mehrere Jahre vergehen, bis sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Häufig gibt es gar keine Symptome und die Veränderungen werden nur in einem Krebsabstrich entdeckt. Die HPV-Viren gehören zu einer Gruppe von humanen cancerogenen Viren (Onkoviren), die weltweit für 10 bis 15 Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich sind. Ob man sich mit HPV infiziert hat, zeigt der Krebsabstrich bei der jährlichen Untersuchung beim Frauenarzt. Die häufigste Krankheitsfolgen sind Feigwarzen im Genitalbereich. Bei Frauen besonders verbreitet sind Vorstufen von  Gebärmutterhalskrebs nach einer Infektion, welche, wenn sie rechtzeitig erkannt, gut behandelt werden kann.
Was kann ich tun? Gegen diese Viren kann man sich impfen lassen. Laut der Krebsliga Schweiz erkranken pro Jahr in der Schweiz rund 240 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. «Ich empfehle diese Impfung ausdrücklich, denn sie bietet wirklich einen guten Schutz», sagt Dr. Betschart. Und laut Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit infizieren sich 70 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens mit HPV. Allerdings: In den meisten Fällen verschwindet das Virus nach einem bis zwei Jahren wieder, respektive die Leute entwickeln eine Immunität für die Viren. Ob man sich also den Risiken, die jede Impfung mit sich bringt, aussetzen möchte, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten bis zum 27. Altersjahr. Fest steht: Mit HPV kann man sich auch beim Petting und beim Küssen anstecken. Einfach ein Kondom benutzen beim Sex reicht als Schutz also leider nicht aus.

Polyzystisches Ovarialsyndrom: Ein Bluttest schafft Klarheit

Das polyzystische Ovarialsyndrom ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke, in denen   zu viele männliche Hormone produziert werden. Davon sind in Europa geschätzte 4 bis 12 Prozent aller Frauen betroffen. Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist damit die häufigste hormonelle Störung bei Frauen.

Symptome: Die Funktionsstörung führt dazu, dass die  Monatsblutung sehr selten auftritt oder ganz ausbleibt und ist häufig auch  Ursache für Unfruchtbarkeit unter Frauen. Auch kann es bei länger andauerndem hormonellem Ungleichgewicht zu vermehrtem Haarwuchs am Körper und im Gesicht kommen. Ob der Hormonhaushalt gestört ist, zeigt ein Bluttest beim Arzt. Auch ein Ultraschallbild beim Frauenarzt kann helfen: Dort sieht man bei Betroffenen Eierstöcke mit vielen unreifen Eizellen.
Was kann ich tun? Wenn man (noch) keine Kinder möchte, kann die Störung mit der Antibaby-Pille angegangen werden. Sie sorgt für eine regelmässige Monatsblutung und einen regulierten Hormonhaushalt. Wer Kinder möchte, dem steht eine Reihe von möglichen Medikamenten zur Auswahl. Welche davon am besten passen, spricht man mit dem Arzt ab.

Generell muss aber niemand wegen etwas stärkeren Bauchschmerzen während der Menstruation in Panik geraten. Unser Körper sagt uns, wenn etwas nicht normal ist und Aufklärung und Achtsamkeit gehören zu den wichtigsten Waffen in der Früherkennung.

Wenn die Schmerzen also plötzlich über längere Zeit stärker sind, an anderen Stellen auftreten als üblich oder wenn die Periode ausbleibt, ist ein Besuch beim Frauenarzt aber sicher ratsam.