Umfrage: Experten zu Social Freezing
- Text: Markus Will
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Wie teuer ist Social Freezing, wie lange können Eizellen konserviert werden und in welchem Alterszeitraum sollte man die Eizellen idealerweise entnehmen lassen? Experten und Expertinnen geben Auskunft. Lesen Sie hier das gesamte Interview zur Umfrage.
Social Freezing ist ein eher neueres Verfahren, bei welchem Frauen ihre eigenen Eizellen einfrieren lassen und sich den Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt mittels In-Vitro-Fertilisation (IVF) erfüllen können.
Das Einfrieren wird Kryokonservierung (die Eizellen werden in flüssigem Stickstoff extrem schnell auf -196º Celsius gefroren) genannt und bietet ganz neue Möglichkeiten der Familienplanung. Und es kann damit den biologischen Zeitdruck umgehen, weil die Frau so auch im höheren Alter auf ihre noch jungen Eizellen zurückgreifen kann. Allerdings fehlen noch Langzeitstudien, welche auch allfällige Risiken aufzeigen könnten.
Social Freezing ist ein sehr vielschichtiges Thema, welches eine ganze Reihe von Fragen aufwirft. Wir haben uns daher umgehört und einige Kinderwunsch-Spezialisten aus der Schweiz und aus anderen europäischen Ländern mit den häufigsten Fragen aus der Leserschaft konfrontiert:
Wie lange können die Eizellen konserviert werden?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Ohne medizinischen Grund dürfen sie nach aktuellem Stand bis zu 10 Jahre konserviert bleiben. Es gibt medizinische Ausnahmen von dieser Regel bei Massnahmen zum Fertilitätserhalt bei Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit dauerhaft gefährden.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Hier muss man wissen, dass die biologisch-technischen Möglichkeiten immer auch den gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegen. Das heißt, aus biologisch-technischer Sicht ist mit einem geschlossenen, aseptischen Vitrifikationssystem, welches wir in unseren IVF-Zentren seit vielen Jahren routinemäßig anwenden, eine nahezu unbegrenzte Lagerung möglich, mit hohen Überlebensraten nach dem Auftauprozess. Rechtlich gesehen kann jedoch die maximale Aufbewahrungsdauer für unbefruchtete Eizellen, je nach Gesetzeslage, befristet sein.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Die Eizellen können viele Jahre lang aufbewahrt werden: Es gibt kein «Verfallsdatum», da ihr Stoffwechsel gestoppt ist und sie für das gesamte fruchtbare Alter einer Frau aufbewahrt werden können. Die Entdeckung und weit verbreitete Anwendung erfolgreicher Kryokonservierungsmethoden war einer der größten Erfolge bei der menschlichen Reproduktion im letzten Jahrzehnt. Obwohl auch beim traditionellen Einfrieren mit langsamer Geschwindigkeit erhebliche Verbesserungen erzielt wurden, war der eigentliche Durchbruch das Ergebnis der Einführung der Vitrifizierung. Jüngste prospektive randomisierte Studien in Eizellenspendeprogrammen haben keine signifikanten Unterschiede zwischen frischen und vitrifizierten Eizellen hinsichtlich des In-vitro- und In-vivo-Entwicklungspotenzials festgestellt. Durch die Vitrifizierung konnten fast alle Unterschiede bei der Lebendgeburt zwischen frischen und gefrorenen Eizellen egalisiert werden.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Eizellen können in der Tschechischen Republik unbegrenzt aufbewahrt werden. In unseren Labors kryokonservieren wir Eizellen mittels Vitrifizierung und sobald die Eier kryokonserviert sind, nimmt ihre Qualität mit der Zeit nicht mehr ab. Die Frauen können mit ihren Partnern zurückzukehren, sobald sie sich entschlossen haben, die Schwangerschaft und Mutterschaft zu planen. Laut tschechischer Gesetzgebung können wir Frauen bis zum Alter von 49 Jahren behandeln. Je früher die Frau beschließt, die eigenen Eizellen einzufrieren, desto besser ist deren Qualität und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): In der Schweiz ist bei einem Social Freezing eine Konservierung von bis zu 10 Jahren erlaubt. Da Eizellen frühestens im Alter von Anfang 30 Jahren konserviert werden sollten, ist dieser Zeitraum ausreichend lange bemessen. Biologisch lassen sich Eizellen wahrscheinlich noch länger konservieren.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Die Eizellen können theoretisch unbegrenzt unter den richtigen Bedingungen konserviert werden. Der aktuell bekannte Rekord ist die Geburt eines Babys von einem Embryo, welches 27 Jahre zuvor eingefroren wurden.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): In der Schweiz dürfen unbefruchtete Eizellen, welche aus einer nicht-medizinischen Indikation (= Social Freezing) kryokonserviert werden, gemäss dem Fortpflanzungsmedizingesetz während maximal 10 Jahren aufbewahrt werden.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Gemäss dem neuen Fortpflanzungsmedizingesetz ist die Aufbewahrungsdauer für Eizellen auf 10 Jahre begrenzt. Im Fall einer Krebserkrankung gibt es keine zeitliche Einschränkung. Ich möchte an dieser Stelle aber auf eine Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin NEK von 2017 hinweisen. Dort wird klar zum Thema Social-Egg-Freezing die Forderung erhoben, dass die Befristung der Kryokonservierung aufzuheben sei.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Wir können sie so lange gefroren halten, wie die Patientinnen möchten (10, 15 oder 20 Jahre).
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Die Eizellen können bei uns mindestens 10 Jahre aufbewahrt werden.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Die Aufbewahrungsdauer der gefrorenen Eizellen ist hier in Estland weder gesetzlich festgelegt noch zeitlich begrenzt. Nach estnischem Recht können aber nur darauf spezialisierte Organisationen für künstliche Befruchtung die gefrorenen Eizellen einfrieren und lagern.
Wie viele Eizellen soll man im Idealfall einfrieren lassen?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Es sei vorausgeschickt, dass naturgemäss keine 100 %ige Garantie besteht. Es ist zudem unseriös, hier eine pauschale Zahlenangabe zu machen. Die individuellen Ziele einer Frau müssen zunächst im Verlauf eines detaillierten Beratungsgesprächs besprochen werden, denn die sinnvolle Anzahl hängt massgeblich vom gewünschten Absicherungsniveau der Frau ab. Als Nächstes können wir an anhand von recht konkreten Berechnungsmodellen aufzeigen, wie hoch die kalkulierten, zukünftigen Erfolgsaussichten einer Frau in Anhängigkeit einer Anzahl Eizellen aussehen könnte und ob ein Zyklus ausreichen werden. In einzelnen Fällen sind nämlich mehrere Behandlungszyklen notwendig, um gesamthaft eine aussichtsreiche Anzahl von Oozyten einfrieren zu können. Notwendig zur Abschätzung sind gewisse Blutkontrollen (FSH Tag 2-5, AMH) zur Bestimmung der Eizellreserve und des zu erwartenden Stimulationserfolges.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Etwa 17-20 Eizellen sind eine gute Voraussetzung. Um in Folge die Chancen auf eine intakte Schwangerschaft, die zur Geburt eines gesunden Kindes führt, möglichst zu erhöhen, ist die sichere Anwendung der Kryokonservierungstechniken durch eine erfahrenes Labor- und Ärzteteam mitentscheidend. Dabei spielt das Alter der Frau bei der Eizellentnahme eine wesentliche Rolle. Ab Mitte 30 nimmt die Eizellqualität deutlich ab und der Anteil der Eizellen mit chromosomalen Anomalien nimmt zu. Aber auch andere anamnestische Parameter sind zu berücksichtigen. Die Geburtenrate von kryokonservierten und «frischen» Eizellen mit anschließender Kinderwunschbehandlung ist dabei vergleichbar.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Dies hängt vom Alter der Frau ab: Das Altern führt zu einem erhöhten Risiko genetischer Schäden an Eizellen, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer lebensfähigen Schwangerschaft verringert wird. Es wurde geschätzt, dass unter 35 Jahren mit 20 Eizellen die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt 95% beträgt, während sie im Alter von 40 Jahren mit der gleichen Anzahl von Eizellen unter 50% abnimmt. Leider steigt das Risiko genetischer Anomalien mit dem Alter, während die Anzahl der entnommenen Eizellen abnimmt. Je höher das Alter, desto höher ist die Anzahl der Eizellen, die für eine Lebendgeburt erforderlich sind, und daher ist die Herausforderung schwieriger.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Pro Stimulationszyklus würden wir optimalerweise 10 reife Eizellen abrufen. Um 10 reife Eizellen zu erhalten, sollten wir ca. 12-15 Follikel stimulieren. Gleich nach der Eizellentnahme untersuchen Embryologen die Eizellen unter dem Mikroskop, um den Reifegrad zu überprüfen und um sie raschmöglichst einzufrieren. Für den Fall, dass eine Frau zuwenig Eizellen hat, empfehlen wir eine weitere Stimulation, um die Anzahl reifer Eizellen zu erhöhen und damit ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu steigern. Nicht jedes Ei wird erfolgreich befruchtet und nicht jeder Embryo hat die Chance, sich zu einem gesunden Baby weiterzuentwickeln. Ausgehend von der natürlichen Selektion während der In-vitro-Kultivierung, empfehlen wir daher mindestens 10 Eizellen einzufrieren.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Dies hängt ganz von den Wünschen der Frau ab. Die Frau muss entscheiden, wie hoch die Chance sein soll, später mit den Eizellen ein Kind zu bekommen. Für eine 80%ige Erfolgschance sind bei einer Anfang 30jährigen mit einer altersgemässen Eierstockreserve rund 20 Eizellen erforderlich, was ca. 2 Stimulationszyklen entspricht. Geht die Frau auf die 40 Jahre zu sind doppelt so viele Eizellen erforderlich, wofür sie ca. 3-mal so viele Stimulationszyklen bräuchte.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Wir frieren alle gesammelten Eizellen ein, die zum Einfrieren geeignet und reif sind. Falls die Anzahl begrenzt ist, empfehlen wir möglicherweise, den Stimulationszyklus zu wiederholen, um mindestens 10 bis 15 gefrorene reife Eier zu erzielen. Da auch die Qualität der zu verwendenden Spermien den Erfolg der zukünftigen Befruchtung beeinflusst. Und niemand kann es im Voraus vorhersehen, daher sollte die Reserve ausreichen, um die Chancen auf zukünftigen Erfolg zu erhöhen.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Eine generelle Empfehlung für eine bestimmte Anzahl an Eizellen gibt es nicht. Die Anzahl an Eizellen, die für das Erreichen einer Lebendgeburt notwendig ist, ist individuell aber auch je nach Alter einer Frau sehr unterschiedlich. Nicht zuletzt ist aber auch der männliche Faktor, d.h. die Qualität der Spermien, mitentscheidend für eine spätere Befruchtung und damit für das Potential einer Schwangerschaft.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Leider gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort. Es hängt stark vom Alter der Patientin ab, wie viele Eizellen idealerweise eingefroren werden. Man geht davon aus, dass bei Patientinnen mit 34 Jahren oder jünger 14 Eizellen reichen, um in 90% eine Schwangerschaft zu erreichen. Bei Patientinnen mit 37 Jahren sind es bereits 28 Eizellen und mit 39-40 Jahren benötigt man 40 Eizellen, um eine hohe Wahrscheinlichkeit (etwa 90%) zu haben, erfolgreich schwanger zu werden. Deswegen ist es auch so wichtig, dass ein Social Freezing wenn möglich vor dem 35. Geburtstag durchgeführt wird.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Zahlreichen Studien zufolge sollte die ideale Anzahl von Eizellen zum Einfrieren etwa 20 sein.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Aus unserer Erfahrung sollten es ca. 8-15 Eizellen sein.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Die Mehrheit der Frauen unter 38 Jahren wird voraussichtlich 10-15 Eizellen in einem Zyklus produzieren. Studien legen nahe, dass bei Frauen bis zum Alter von 38 Jahren die folgenden Ergebnisse erwartet werden: Auftau-Eizellen-Wahrscheinlichkeit von 75% und 75% Empfängniswahrscheinlichkeit. Das heißt, wenn 10 Eizellen eingefroren sind, wird erwartet, dass von diesen 7 Eizellen das Auftauen überlebt, von dem wiederum erwartet wird, dass 5-6 befruchten und zu Embryonen wachsen. Normalerweise werden während eines Eingriffs 2 Embryonen übertragen. Daher wird empfohlen, pro Schwangerschaftsversuch mind. 10 Eizellen einzufrieren und zu lagern. Im Gegensatz zu Spermien und Embryonen, die leicht einzufrieren sind, ist die Eizelle die größte Zelle im Körper einer Frau und enthält viel Wasser. Daher können die Eiskristalle während des Gefrierens in der Zelle auftreten und diese zerstören. Die Eizelle muss zuerst getrocknet und das Wasser vor dem Einfrieren durch Frostschutzmittel ersetzt werden, um die Bildung der Eiskristalle zu vermeiden. Da die Eizellenschale beim Einfrieren stärker wird, muss das Sperma zur Befruchtung nach dem Auftauen der Eizelle mit einer Nadel in die Eizelle injiziert werden. Dies ist ein routinemäßiges ICSI-Verfahren.
Wo werden sie aufbewahrt?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Bei uns in Zollikon, bei Zürich. Wir bewahren die Eizellen rundumüberwacht mit Log&Guard™ (System zur Überwachung der Laborfunktionen) auf. Als erstes Kinderwunsch-Zentrum in der Schweiz setzen wir zudem auf RI WitnessTM, ein elektronisches System zur kontinuierlichen Kontrolle sämtlicher Arbeitsabläufe, um die Verwechslung von Patientenproben im IVF-Labor sicher verhindern zu können.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Die Kryolagerung erfolgt in speziellen Stickstofftanks bei -196° C. Die Eizellen befinden sich dabei in hermetisch verschweißten Kryo-Straws und kommen daher nicht in direkten Kontakt mit dem flüssigen Stickstoff. So wird eine potenzielle Schädigung durch Pathogene oder chemisch-reaktive Substanzen während der Kryolagerung nahezu ausgeschlossen. Damit ist eine Aufrechterhaltung der Eizellvitalität auch über längere Zeiträume möglich.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Die Eizellen werden sicher in Stickstofftanks unter kontrollierten Temperatur- und Stickstoffkonzentrationsbedingungen bei -193 ° C gelagert.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Bei der Kryokonservierung werden die Eizellen in flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von -196 Grad Celsius sehr rasch tiefgefroren und entsprechend aufbewahrt.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Die Eizellen werden in der Regel in dem einfrierenden Kinderwunschzentrum in gesicherten Tanks mit flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von ca. -196°C aufbewahrt.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Sie werden in einem Kryo-Container in unserer zertifizierten Kryobank in unserer Prager Klinik aufbewahrt.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Die Eizellen werden im flüssigen Stickstoff bei -196°C in Kryotanks im Laborbereich unserer Kinderwunschklinik gelagert.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Die Eizellen werden einzeln in kleine Röhrchen, englisch genannt Straws, eingeschweisst und anschliessend im flüssigen Stickstoff bei -196 ° Grad eingefroren. Die Lagerung geschieht anschliessend in speziellen Tanks in Flüssigstickstoff. Um Verwechslungen vorzubeugen, werden diese Straws mit dem Namen der Patientin und der Patientennummer angeschrieben. Zudem kommt ein Farbcodesystem zum Einsatz.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Wir speichern Eizellen in unserer Kryobank.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Sie werden in flüssigem Stickstoff bei -196 Grad Celsius gelagert.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Im Gegensatz zu Spermien und Embryonen, die leicht einzufrieren sind, ist die Eizelle die größte Zelle im Körper einer Frau und enthält viel Wasser. Daher könnten die Eiskristalle während des Gefrierens in der Zelle auftreten und diese zerstören. Die Eizelle muss zuerst getrocknet und das Wasser vor dem Einfrieren durch Frostschutzmittel ersetzt werden, um die Bildung von Eiskristallen zu vermeiden. Da die Eizellenschale beim Einfrieren stärker wird, muss das Sperma zur Befruchtung nach dem Auftauen der Eizelle mit einer Nadel in die Eizelle injiziert werden. Dies ist ein routinemäßiges ICSI-Verfahren. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Eizellen einzufrieren: langsames oder schnelles Einfrieren (Vitrifizierung).
Welche Kosten kommen auf die Frau zu?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Die Kosten für einen ersten Zyklus liegen bei CHF 3800. Weitere Zyklen werden ermässigt. Es kommen die individuellen Kosten für die Hormonstimulation, jährliche Lagerungsgebühren sowie den Narkosearzt hinzu.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Auch in diesem Punkt ist die individuelle Situation der Frau ausschlaggebend. So sind manchmal mehr und manchmal weniger Zyklen gewünscht, sprich Behandlungen um Eizellen zu gewinnen. Dementsprechend erfassen wir beim Erstgespräch die jeweilige Ausgangslage, damit wir eine darauf abgestimmte Therapie vorschlagen und auch eine genaue Aussage über die zu erwartenden Kosten treffen können.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): In unserer Klinik in Turin betragen die Kosten für den Zyklus 2200 Euro. Dazu kommen noch die Medikamente, welche sehr individuell sind. Bei medizinischen Indikationen (bsp. Onkologie) werden die Kosten der Medikamente vom italienischen nationalen Gesundheitssystem übernommen. Grundsätzlich ist es eine Frage der Dosierung der Stimulation, welche exakt auf jede Frau entsprechend abgestimmt ist.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Wir von Next Clinics Czech Republic haben zwei IVF-Kliniken (ProCrea Swiss IVF Center, Prag und Prof. Zech, Pilsen), welche beide die Erhaltung der Fruchtbarkeit durch die Kryokonservierung anbieten. Die Preise reichen von 1.800 EUR in Prag bis 2.750 EUR in Pilsen. Das Verfahren umfasst Konsultationen, einen individuellen Behandlungsplan, die Eizellentnahme, deren Kryokonservierung und Lagerung für das erste Jahr. Nach dem ersten Jahr beträgt die jährliche Lagergebühr 170-194 EUR. Es kann unbegrenzt verlängert werden. Zusätzliche Kosten entstehen noch für die Medikamente, normalerweise zwischen 800 und 1000 EUR, abhängig von Alter, BMI, Hormonprofil, Dauer der Zyklusstimulation, Protokoll usw.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Die Kosten liegen pro Stimulationszyklus grob orientierend bei rund CHF 5.000,-. Bei 2 Stimulationszyklen sind dies somit 10.000,- Die Lagerung kostet pro Jahr pauschal rund 400,-. Sollen die Eizellen später aufgetaut werden, kommen noch einige Tausend Franken für die Befruchtung etc. dazu.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Die Kosten für das soziale Einfrieren betragen 2200 EUR und etwa 700 – 1300 EUR für die Stimulierung von Medikamenten.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Die Kosten für ein Social Freezing können ebenfalls stark variieren, dies je nach der benötigten Dosis und Dauer der hormonellen Stimulation und der Anzahl an Eizellen. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den einzelnen Kinderwunschkliniken, sodass die Kosten für einen Stimulationszyklus zwischen ca. 1500 – 5000 CHF variieren können.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Insgesamt fallen Kosten von ca. CHF 5’000 an. Einerseits sind die Kosten für die medikamentöse Anregung der Eierstöcke und die Ultraschallkontrollen zu tragen. Die Follikelpunktion (kleine Operation) inklusive Anästhesie kostet um die CHF 1900. Die Kosten für das Einfrieren der Eizellen ist abhängig von der Anzahl der Zellen und kostet maximal CHF 1400. Die Lagerungskosten belaufen sich auf CHF 300-400 pro Jahr.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Wir haben ein spezielles soziales Programm „My future“. Es umfasst kontrollierte Stimulation der Eierstöcke, Eizellentnahme, Einfrieren der Eizellen durch Vitrifizierung und das erste Jahr der Lagerung. Diese Kosten betragen 1 200 Euro.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Der Preis für die Behandlung ist 1’650 Euro, im Preis sind Behandlungsplan, Stimulierung, Kontrollen, Follikelpunktion, Vollnarkose, Kryokonservierung der Eizellen und das erste Jahr der Aufbewahrung inkludiert. Die Medikamente sind extra, der Preis für Medikamente für Stimulierung sind individuell, durchschnittlich gegen 1’000 Euro.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Der Preis für das Einfrieren der Eizellen beträgt 1200 EUR. Das Paket beinhaltet die Entnahme, das Einfrieren und die Lagerung von Eizellen für die ersten zwei Jahre. Nach Ablauf von zwei Jahren kostet die Lagerung 1 EUR pro Tag.
Wieviel höher ist dadurch die Wahrscheinlichkeit der Schwangerschaft, wenn die Frau um die 40 Jahre ist?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Die durchschnittlichen Erfolgsaussichten können nach Social Freezing relativ gut kalkuliert werden und sind sehr vom Alter beim Einfrieren und Anzahl an gefrorenen Eizellen abhängig.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Die Erfolgschancen einer 40-jährigen Frau entsprechen in etwa jenen, die zum Zeitpunkt der Eizellentnahme mit anschließender Kryokonservierung gegeben waren. Aber auch hier gilt: Es muss die individuelle Situation berücksichtigt werden. Vorausgesetzt sind u.a. eine gute körperliche Verfassung und eine intakte Gebärmutter. Es gibt eine ziemlich breite Varianz in den Konzeptionschancen. Natürlich kann auch eine gesunde 40- jährige Frau unmittelbar spontan schwanger werden. Im Mittelwert sind die entsprechenden Konzeptionschancen aber nur noch maximal halb so hoch wie jene einer 35-jährigen Frau und sie nehmen jenseits der 40 weiter rapide ab.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): In unserer gesamten Gruppe (GENERALIFE) verzeichnen wir einen Durchschnitt, pro Zyklus, von 20% bei Lebendgeburten bei Frauen zwischen 38 und 40 Jahren. Mit eigenen Eizellen aus jüngeren Jahren, erhöht sich dieser Erfolgswert selbstverständlich um ein Mehrfaches.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Wir empfehlen den Frauen ihre Eizellen einzufrieren, wenn wenn sie in den Zwanzigern sind. Heutzutage entscheiden sich Frauen normalerweise immer noch dafür, ihre Eizellen erst Mitte bis Ende der 30er Jahre einzufrieren. Wir versuchen, junge Frauen dafür zu sensibilisieren, es früh zu tun und von den Vorteilen des früheren Einfrierens zu überzeugen. Eizellen altern und ab 35 Jahren können vermehrt genetische Anomalien auftreten, die zu Komplikationen führen können. Wenn eine Frau ungefähr 40 Jahre alt ist, beträgt die Erfolgschance bei etwa 10-15%. Wenn eine Frau ihre eigenen Eizellen verwendet, die im Alter von 25 Jahren eingefroren wurden, können wir eine Erfolgschance von 50-60% erwarten. Dies sofern die männliche Fruchtbarkeit und die Uterusbedingungen gut sind.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Die Chance, im Alter von Anfang 40 Jahren schwanger zu werden und ein Kind zu gebären liegt noch bei rund 50%. Wenn mit Anfang 30 Jahren genug Eizellen konserviert wurden steigt entsprechend die Gesamtchance auf rund 90% an.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Bei Frauen um die 40 liegt die Erfolgsquote mit eigenen Eiern bei ca. 21%. Wenn sie ihre Eizellen ab einem jüngeren Alter verwenden, wäre die Erfolgsrate signifikant, fast doppelt oder dreifach so hoch, je nachdem, in welchem Alter ihre Eier gefroren waren.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Ein Social Freezing wird generell bei einer Frau im Alter von </= 35 Jahren empfohlen. Bei Frauen über 35ig muss die Situation individuell beurteilt werden. So kann ein Social Freezing bei guter Eizellreserve durchaus auch im fortgeschrittenen weiblichen Altern sinnvoll sein und empfohlen werden. Wichtig dabei ist aber immer eine umfassende Aufklärung der Patientin über die späteren Chancen und Risiken.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Diese Antwort ist relativ komplex, da sie abhängig ist von der Qualität und der Anzahl der Eizellen. Jede Frau kommt mit einer gewissen Menge an Eizellen auf die Welt, dem sogenannten Eizellen-Pool. Ab der Pubertät schöpft sie jeden Monat aus diesem Pool jene Eizelle, die dann reift, zum Eissprung kommt und allenfalls eine Schwangerschaft ergibt. Deswegen nimmt die Menge an Eizellen mit der Zeit ab. Zudem sinkt auch im Alter die Eizellqualität. Gemäss der beiliegenden Grafik ist die Chance auf Eintritt einer Schwangerschaft mit einer einzigen Eizelle zwischen 30-35 Jahren ca. 25-30%. Mit 40 Jahren noch 10%. Daher kann im besten Fall durch ein Social Freezing die Chance auf eine Schwangerschaft verdoppelt bis verdreifacht werden.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Ältere Frauen haben grundsätzlich weniger Chancen, schwanger zu werden. Wir sehen, dass Frauen über 43 Jahre durchschnittlich noch eine Chance von etwa 5% haben. Mit den eigenen Eizellen aus jüngeren Jahren ist Chance natürlich um ein Vielfaches höher.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Von Natur her ist das ideale Alter der Frau für Schwangerschaft mit eigenen Eizellen bis 35/39 Jahre, nach dieser Zeit sinkt die Qualität der Eizellen (chromosomale „Ausrüstung“) rasch nach unten. Deswegen ist das Programm Social Freezing eine große Chance für Frauen, die später ihre Mutterschaft planen, damit die Qualität ihrer Eizellen erhalten bleibt und diese später, wenn die Zeit reif ist, befruchtet werden können. Somit kann auch eine Frau mit 40 Jahren oder älter Jahren mit eigenen Eizellen problemlos schwanger werden.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Die Schwangerschaftserfolgsrate mit gefrorenen Eizellen hängt vom Alter der Frau zum Zeitpunkt der Entnahme und des Einfrierens der Eizellen ab und nicht von dem Alter, in dem sie später verwendet werden. Wenn eine Frau zum Zeitpunkt des Einfrierens der Eizellen älter als 38 Jahre ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Vergleich zu jüngeren Frauen geringer.
Werden die Erfolgsstatistiken durch Behörden kontrolliert und statistisch erfasst?
Dr. Florian Götze (Schweiz): In der Schweiz werden Behandlungsstatistiken durch ein Register unserer Fachgesellschaft (fivnat) und auf kantonaler Ebene (Gesundheitsdepartmente) sowie beim Bund erfasst.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): In den meisten europäischen Ländern werden die Ergebnisse von reproduktionsmedizinischen Therapien behördlich erfasst. Die entsprechenden Register sind öffentlich einsehbar.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Alle Behörden der europäischen Länder haben nationale Register. In Italien gibt es das Istituto superiore di Sanità, das dies regelt. Darüber hinaus überwacht die Europäische Gesellschaft für menschliche Reproduktion und Embriologie (ESHRE) alle europäischen Kliniken und zeichnet die Statistiken auf.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Ja. In der Tschechischen Republik ist jede Klinik verpflichtet, jährliche Statistiken an das nationale Register zu melden. Die Ergebnisse werden jährlich veröffentlicht und sind öffentlich verfügbar.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Social Freezing-Zyklen werden inzwischen von der Schweizer Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (SGRM) erfasst. Erfolgsraten basieren aber bisher nur auf internationalen Statistiken, da die Erfassung in der Schweiz erst 2020 begonnen hat.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Unsere Erfolgsstatistiken werden von den Behörden mittels dem nationalen Register für assistierte Reproduktion überprüft.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Ja, das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen wird in der Schweiz statistisch erfasst und kantonal kontrolliert.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Ja und nein. Das Social Freezing wird von Fertisave, einer Kommission der schweizerischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin gemeldet, die Daten gehen aber nicht an das Bundesamt für Statistik. Sobald die Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt für eine künstliche Befruchtung verwendet werden, werden die Daten an das Bundesamt der Statistik für die entsprechenden Auswertungen geliefert, selbstverständlich anonymisiert.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Unsere Klinik sammelt diese Daten seit Jahren und detailliert.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Ja, wir sind verpflichtet, unsere statistischen Daten in das staatliche Institut für Gesundheitsinformation (National Register für assistierte Reproduktion) zu schicken.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Wir führen Statistiken über unsere Erfolgsquote und sie finden Sie auch auf unserer Website.
In welchem Alterszeitraum sollte man die Eizellen idealerweise entnehmen lassen?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Üblicherweise empfiehlt sich eine Entnahme vor Mitte dreissig, idealerweise vor dem 35. Lebensjahr. In einigen Fällen kommt sie auch deutlich früher in Frage, wenn nämlich eine ungewöhnlich niedrigen Eizellreserve vorliegt (niedriges AMH) oder eine möglichweise genetisch-familiär bedingte vorzeitige Erschöpfung der Eizellfunktion droht.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): So früh wie möglich. Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr ist die weibliche Fertilität am stärksten ausgeprägt und nimmt danach ab.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Idealerweise vor dem 35. Lebensjahr. In jedem Alter ist jedoch die Anzahl der für den Zyklus verfügbaren Eier am relevantesten. Erstens kann die Eierstockreserve einen großen Einfluss haben. Wir empfehlen dieses Verfahren über 40 nicht, da die Prognose relativ schlecht ist. Wir schlagen jedoch immer eine persönliche Beratung für jede Frau vor, damit sie mit ihrem Arzt entscheiden kann, wie sie am besten vorgehen soll.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Wie bereits erwähnt, liegt das optimale Alter vor 30 Jahren. Wenn Sie diese Option in Betracht ziehen, empfehlen wir Ihnen, notwendigen Untersuchungen zur Bewertung Ihrer Fruchtbarkeit (Hormonprofil, AMH, Ultraschall mit Anzahl der Antrumfollikel, Anamnese usw.) vorzunehmen und sich den optimalen Kryokonservierungsplan erstellen zu lassen.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Ideal ist eine Kryokonservierung mit Anfang 30. In dem Alter kann die Frau in etwa Ihren Lebensweg abschätzen und die Erfolgschancen sind noch hoch.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Die Eizellen sollten im Alter zwischen 20 und 35 Jahren entfernt werden, und je früher, desto besser.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Es wird empfohlen, die Eizellen möglichst bis zum Alter von 35 Jahren zu entnehmen. Entscheidet sich eine Frau schon sehr früh zu einem entsprechenden Procedere, muss ihr aber dabei bewusst sein, dass sie die Eizellen maximal 10 Jahre lang behalten und verwenden darf. Machen wir ein Beispiel: während ein möglichst junges weibliches Alter von z.B. 25 Jahren aufgrund der sehr guten Eizellqualität mit den besten Schwangerschaftschancen verbunden wäre, darf diese Frau ihre so gewonnenen Eizellen bis maximal zum ihrem 35. Lebensjahr aufbewahren und verwenden. Hat die Frau bis dahin ihren Lebenspartner aber noch nicht gefunden, darf sie diese konservierten Eizellen danach nicht mehr gebrauchen. Nach Ablauf dieser 10 Jahre der Aufbewahrung müssen die Eizellen in der Schweiz von Gesetzes wegen vernichtet werden.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Der ideale Zeitpunkt liegt wohl zwischen dem 30-35. Lebensjahr. Zu diesem Zeitpunkt ist die Eizellqualität noch ideal und man hat den grössten Benefit bei der Durchführung eines Social Freezing. Allerdings gibt es auch durchaus Gründe, die das Einfrieren von Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll erscheinen lassen. Ab 40 Jahren sollte ein Social Freezing nur noch nach sehr genauer individueller Risikoabschätzung und Information der Patientin erfolgen.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Bis spätestens zum 38 Altersjahr.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Das ideale Alter der Frau für Social Freezing ist 25-35 Jahre, maximal bis 39 Jahre. Die Kryokonservierung der Eizellen nach dem 39. Lebensjahr der Frau ist weniger effektiv aus der Sicht der Erfolgsquote. Die Anzahl und die Qualität der Eizellen nach dem 40. Lebensjahr der Frau sinkt stark nach unten. Deswegen führt Social Freezing bei Frauen über 39 Jahren nicht zum gewünschten Effekt.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Wenn immer möglich nicht über 38 Jahren.
Kann Eizellentnahme schmerzhaft sein?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Je mehr Eizellen gewonnen werden können, desto schmerzhafter ist es. Während die Entnahme von einer oder wenigen Eizellen grundsätzlich auch ohne Narkose durchgeführt werden kann, empfiehlt es sich, den Eingriff bei Vorhandensein von vielen Eizellen in der Regel unter einer professionellen Kurznarkose eines FMH Facharztes für Anästhesie zu planen.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): In der Regel handelt es sich um einen kurzen, ambulant durchgeführten Eingriff. Die Eierstöcke werden über die Scheide mit einer Nadel punktiert und die Follikel bzw. die darin eingebetteten Eizellen abgesaugt. Die Eizellentnahme führen wir standardisiert unter Sedoanalgesie durch. Das heißt, die Patientin befindet sich in einem Art Schlafzustand und spürt dadurch nichts.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Die Eizellenentnahme erfolgt mit Anästhetika, damit die Frau keine Schmerzen verspürt. Am Tag des Eingriffs kann es zu leichten Beschwerden kommen, aber die Frau kann in den folgenden Tagen wieder ihrem normales Leben nachgehen.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Die Eizellentnahme erfolgt unter Vollnarkose, dauert 15 bis 20 Minuten und nach 2 Stunden Bettruhe kann die Patientin die Klinik meist wieder verlassen. In Ausnahmefällen können leichte Krämpfe spürbar sein aber im Allgemeinen ist die Entnahme von Eizellen kein schmerzhafter Vorgang und der Patient erholt sich schnell und ohne Nebenwirkungen. Für reisende Patienten empfehlen wir, am Tag der Eizellentnahme in der Tschechischen Republik zu bleiben, damit sie am nächsten Tag wieder nach Hause reisen können.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Die Eizellentnahme erfolgt in der Regel mit einer ganz kurzen und flachen Narkose, so dass sie nicht schmerzhaft ist.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Patientinnen, die sich (wie bei uns) unter Narkose einer Eizellentnahme unterziehen, haben keine Schmerzen. Die Patientin wird zudem während des Eingriffs ständig klinisch und instrumentell überwacht.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Die Eizellentnahme führen die meisten Kinderwunschkliniken mit einer sogenannten Analgo-Sedation durch. Hierbei erhält die Frau eine Infusion mit Medikamenten zur Schmerzlinderung und leichten Beruhigung. So wird die Eizellpunktion meistens als recht angenehm empfunden.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Ja, die Eizellentnahme geschieht ultraschallkontrolliert über die Scheide, wobei mit einer Nadel der Eierstock punktiert werden muss. Am Kinderwunschzentrum Baden erhält die Patientin hierfür eine leichte Narkose im Beisein des Anästhesisten. Dies ist keine Vollnarkose im eigentlichen Sinn, sondern eine Art Rauschzustand. Die Patientin erhält hierfür ein starkes Schmerzmittel und ein Schlafmittel. So kann die Punktion schmerzlos durchgeführt werden.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Die Entnahme von Eizellen ist kein schmerzhafter Vorgang, wir es unter intravenöser Anästhesie durchführen.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): In meisten Fällen machen wir die Eizellenentnahme unter einer kurzen Vollnarkose (10-15 Minuten), also es ist nicht schmerzhaft.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Nein, wir verwenden eine intravenöse Sedierung, bevor wir mit der Eizellenentnahme beginnen.
Wem würden Sie grundsätzlich das Einfrieren von eigenen Eizellen empfehlen?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Man unterscheidet die nicht-medizinische Eizellkonservierung (Social Freezing) und den medizinisch indizierten Fertilitätserhalt vor z.B. einer fruchtbarkeitsgefährdenden Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung. Diese werden unter gewissen Rahmenbedingungen seit 2019 neu von der Krankenversicherung übernommen. Social Freezing kommt insbesondere bei Frauen in Frage, die eine Familiengründung als wichtiges persönliches Ziel betrachten, jedoch aktuell keinen geeigneten Partner haben. Persönliche Gründe und die Karriere werden äusserst selten als Motivation für eine solche Behandlung angegeben. In jedem Fall empfehlen wir, zunächst der Natur den Vortritt zu lassen und Social Freezing als eine der letzten Optionen in Erwägung zu ziehen.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Bei der Eizellvorsorge haben Viele oft den kaum definierten Begriff „Social Freezing“ und damit das Bild einer Karrierefrau vor Augen, die ihren Kinderwunsch hintenanstellt. Tatsächlich entspricht das in den allermeisten Fällen nicht der Realität. Aus der Praxis gesprochen und aus der Erfahrung wissen wir, dass die Eizellvorsorge überwiegend medizinische Hintergründe hat. Dazu gehört nicht nur die junge, an Krebs erkrankte Patientin, die sich einer Chemotherapie unterziehen muss, sondern auch andere Indikationen, wie z.B. Endometriose. Diese Erkrankung ist weit verbreitet und in seiner Auswirkung oft unterschätzt. Die entsprechende chirurgische Intervention ist u.a. mit Einbußen der ovariellen Reserve verbunden. Auch bei einer drohenden prämaturen Ovarialinsuffizienz (POI) ist eine Eizellvorsorge indiziert. POI betrifft etwa 1- 2% der Frauen vor dem 40. Lebensjahr. Und es gibt noch viele andere triftige Gründe eine Eizellvorsorge in Betracht zu ziehen. Die einzelnen Indikationen für sich betrachtet mögen vielleicht nicht so häufig sein, in ihrer Gesamtheit sind sie es durchaus. Grundsätzlich ist mir wichtig zu erwähnen, dass eine vorsorgliche Einlagerung von unbefruchteten Eizellen keineswegs bedeutet, dass nicht auch eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege angestrebt werden sollte, sofern keine triftigen medizinischen Gründe dagegensprechen.
Dr. Mónica Aura (Spanien): Idealerweise sollte jede junge Frau die Möglichkeit haben, sich über diese Option beraten zu lassen. Eine Bewertung der Eierstockreserve und anderer Faktoren, die die Fortpflanzungsdauer beeinflussen können (d.h. Lebensstil, Rauchen, Trinken, BMI, Sport etc.), ist von größter Bedeutung. Wir empfehlen jeder jungen Frau, diese Option mit Hilfe eines Fruchtbarkeitsspezialisten in Betracht zu ziehen. Natürlich wird es auch für Frauen empfohlen, deren Eierstockreserve in naher Zukunft aus medizinischen Gründen (schwere Endometriose, Operation usw.) beeinträchtigt sein wird, und für Frauen mit onkologischen Problemen.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Wir sehen zwei Hauptgruppen. 1. Onkologische Patienten: Vor Beginn der Bestrahlung, welche die Eierstöcke schädigen könnten. 2. Junge Frauen, welche die Schwangerschaft und Mutterschaft noch aufschieben möchte. Die biologische Uhr setzt viele junge Frauen psychischem Stress aus, sie fühlen sich unter Druck gesetzt, zwischen Bildung/Karriere und Mutterschaft zu wählen, oder sie haben einfach noch nicht den richtigen Partner getroffen. Wenn sie die Last einer tickenden Uhr wegnehmen, können sie sich ohne Druck auf Situation konzentrieren und die Lebensplanung gestalten.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Als Reproduktionsmediziner würde ich jeder Frau empfehlen, möglichst jung und auf natürlicher Weise schwanger zu werden. Ein Social Freezing ist keine Garantie für ein Kind und eine Schwangerschaft im höheren Alter ist mit mehr Risiken verbunden. Somit gibt es keine medizinischen Empfehlungen, sondern es ist ein individueller Entscheid der Frau, dem wir gerne folgen.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Im Allgemeinen empfehlen wir es Frauen, die die Mutterschaft verschieben oder umsichtig sein wollen und ihre Fruchtbarkeit erhalten möchten. Verschiedene Krankheiten können sogar das Fruchtbarkeitspotential junger Frauen beeinträchtigen. Wenn jedoch Gameten in einem jüngeren Alter eingefroren worden sind, können die eigenen, noch fruchtbaren Eizellen verwendet und nach einer Genesung eingesetzt werden.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Ich würde ein Social Freezing derjenigen Frau empfehlen, die sich eine Familie wünscht, aber noch nicht den richtigen Partner dazu gefunden hat und vor allem dann, wenn die Frau zwischen 30 – 35 Jahre alt ist. Diese Frau könnte die so konservierten Eizellen dann bis 40 – 45jährig behalten. Sie hätte damit vor allem im Alter über 40ig die meist besseren Schwangerschaftschancen als mittels Spontankonzeption.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Die Empfehlung richtet sich vor allem an Patientinnen Ende 20 bis Mitte 30, die den Kinderwunsch wegen einer fehlenden Partnerschaft oder der Karriere auf später verschieben möchten. Auch für Frauen nach dem 35 Altersjahr können diese Gründe für ein social egg freezing sprechen. Ganz wichtig ist hier sicher die eigenständige Entscheidung jeder einzelnen Patientin, die sich weder von familiären noch von gesellschaftlichen Normen unter Druck setzen lassen sollte.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Aus medizinischen Gründen: Vor chirurgischen Eingriffen an den Beckenorganen, bei Krebs vor Chemotherapie oder Strahlentherapie, Endometriose, welche eine Funktionsstörung der Eierstöcke verursachen. Soziale Faktoren: Verzögerte Schwangerschaft.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Für alle Frauen bis zum 35. oder spätestens dem 39. Lebensjahr, die ihre Schwangerschaft für später planen – aus welchem Grund auch immer (Krankheit, kein Partner, ungünstige Lebenssituation etc.).
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Das Einfrieren von Eizellen und damit die Erhaltung der Fruchtbarkeit für die Zukunft, kann aus verschiedenen Gründen nützlich sein. Das Aufschieben einer Schwangerschaft ist aus persönlichen Gründen (fehlender Partner etc.), wegen Studium oder Beruf und natürlich bei einer Krebserkrankung. Auch gibt es Frauen, die aus ethischen/religiösen Gründen keine Embryonen einfrieren möchten. Zudem kann auch eine familiäre Vorbelastung betreffend früher Wechseljahre vorhanden sein.
Ist Eizellentnahme für Gesundheit einer Frau schädlich und welche Risiken sind damit allenfalls verbunden?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Die Risiken der Entnahme sind verschwindend gering. Eine Überstimulation durch die Hormone oder Verletzungen, Blutung oder Infektionen sind liegen jeweils bei deutlich < 1 % pro Zyklus.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Bei der hormonellen Stimulation sind sowohl die Medikation und Dosierung als auch die Verabreichung auf die Patientin abgestimmt. Im Grunde ist die Behandlung nebenwirkungsarm. Übelkeit, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen sind möglich. In wenigen Einzelfällen kann ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS) auftreten. Bei der Therapieplanung und im Therapieverlauf wird aber alles daran gesetzt dies zu vermeiden. Dazu gehören engmaschige Kontrollen und gegebenenfalls eine Anpassung des Stimulationsschemas. Wie bereits erwähnt, erfolgt die Entnahme der Eizellen ambulant unter Sedoanalgesie. Das heißt, die Patientin befindet sich in einem Art Schlafzustand und spürt dadurch nichts.
Dr. Mónica Aura (Spanien): Die Eizellenentnahme ist ein kleiner und minimal invasiver Vorgang, der ungefähr 10 bis 15 Minuten dauert. Es erfordert wenig Betäubungsmittel, um mögliche Beschwerden zu vermeiden, und wird mittels Ultraschall durch eine kleine Punktion des Eierstocks über die Vagina durchgeführt. Es benötigt danach eine sehr kurze Erholungszeit zwischen einer und zwei Stunden. Obwohl das Verfahren schmerzfrei ist und Sie danach ein normales Leben führen können, kann es sein, dass sich die Patientin ein wenig unwohl fühlt. Das Risiko von Komplikationen aufgrund der Intervention ist minimal (<0,1%) und viel geringer als bei vielen anderen ambulanten Interventionen. Die Stimulation der Eierstöcke birgt grundsätzlich das Risiko einer Überstimulation, aber das wird heutzutage kann verhindert, indem die Stimulation auf die Eigenschaften der Frau zugeschnitten wird.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Die Entnahme von Eizellen ist nicht schädlich und hinterlässt keine Nebenwirkungen. Vor der Behandlung wird jede Patientin individuell beurteilt, um zu verstehen, dass keine anderen Risiken oder Kontraindikationen bestehen. Die Stimulationsprotokolle werden an die Krankengeschichte, den BMI, das Hormonprofil, das Alter, die Behandlungshistorie usw. des Patienten angepasst. Vor der Eizellenentnahme sollte zudem der Hausarzt bestätigen, dass die Intervention in Vollnarkose für die Patientin unbedenklich ist.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Nein, die Behandlungsprotokolle sind inzwischen so sicher, dass die Risiken bei gesunden Frauen nur noch minim sind und somit kein Argument für oder gegen ein Social Freezing darstellen.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Es gibt kein medizinisches Verfahren, das 100% sicher einen unkomplizierten Verlauf und einen gewissen Erfolg garantiert. Eine mögliche Komplikation dieses Verfahrens ist eine Blutung aus dem Eierstock in die Bauchhöhle, was aber äusserst selten ist. Ein weiteres Risiko könnte das Überstimulationssyndrom sein. Aber wenn man sich vorstellt, dass jeder IVF-Patient eine Eizellentnahme durchläuft, ist das mittlerweile ein Routineverfahren, das Tausende von Patienten jeden Monat auf der ganzen Welt durchlaufen.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Ob eine hormonelle Stimulation bei einer Patientin durchgeführt werden kann oder nicht, bedarf einer ausführlichen Anamnese, wo Vorerkrankungen und Risikofaktoren genau erfragt werden. Es ist mir sehr wichtig, dass wir eine gesunde Frau keinem unnötigen Risiko aussetzen. So gilt es eine ovarielle Überstimulation, aber auch eine Verletzung von benachbarten Organen / Gefässen bei der Punktion zu vermeiden und den Frauen während der Behandlung Sorge zu tragen.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Es bestehen bei einem Social Freezing drei Hauptrisiken. Einerseits kann die hormonelle Anregung der Eierstöcke auch zu einer Überstimulation führen. Mit den neuen Stimulationsmöglichkeiten und Medikamenten können wir dieses Risiko aber minimieren. Das zweite Risiko ist die Follikelpunktion, bei der es auch einmal zu einer Blutung kommen kann. Das Risiko ist aber mit 1:300 äusserst gering. Das dritte und wichtigste Risiko ist die Möglichkeit, dass die Patientin die eingefroren Eizellen gar nicht weiterverwenden wird. Dies entweder, weil sie glücklicherweise auf natürlichem Wege schwanger geworden ist oder weil sie sich grundsätzlich gegen das «Mutter werden» entschieden hat.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Blutungen könnten eine Komplikation sein. Eine Frau wird vor der Stimulation der Eierstöcke aber einer medizinischen Untersuchung unterzogen um Komplikationen möglichst zu verhindern.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Die Eizellenentnahme ist allgemein harmlos, die Komplikationen z.B. wie Blutungen oder Entzündungen sind sehr sehr selten.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Das Risiko von Komplikationen ist relativ gering. Nach der Eizellenentnahme können in seltenen Fällen Verstopfung, Blähungen, Krämpfe, Fleckenbildung und Schmerzen auftreten.
Wie läuft die Eizellentnahme in Ihrer Klinik ab?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Zunächst erfolgt die individuelle Beratung und Aufklärung, gekoppelt an die Bestimmung der Eizellreserve. Dann gemeinsame Festlegung eines Stimulationsprotokolls (Art und Umfang der Hormonbehandlung), des Zeitpunktes der Therapie und Klärung der Frage, ob eine Narkose gewünscht wird. Es schliesst sich eine Hormonstimulation und die sichere Entnahme an. Die Eizellen werden dann in flüssigem Stickstoff extrem schnell auf – 196º Celsius heruntergekühlt.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): In Österreich setzt das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen eine medizinische Indikation voraus. Die entsprechende Behandlung beginnt mit einem ausführlichen Beratungsgespräch, u.a. mit Informationen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und möglichen Risiken. Außerdem erfolgt eine gynäkologische Untersuchung, eine Hormonanalyse und die Abklärung möglicher Infektionsparameter. Der behandelnde Arzt legt den Ablauf und die Medikation für die hormonelle Stimulation der Eierstöcke fest. Es folgen regelmässige Ultraschallkontrollen, um den möglichst optimalen Zeitpunkt für die Eizellentnahme zu bestimmen.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Wir führen die Eizellenentnahme unter tiefer Sedierung ohne Vollnarkose durch. Das Verfahren ist sehr gut verträglich und die Frau kann nach ein paar Stunden nach Hause kommen. Die Stimulation kann überall vom Gynäkologen der Patientin überwacht werden und die Patientin kann auch nur zur Eizellentnahme in unsere Klinik kommen. Zum Beispiel haben wir Patienten aus der Schweiz, da wir ziemlich nah gelegen sind.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Die Patientin setzt sich mit unserem Info Center in Verbindung, wo das Verfahren ausführlich erklärt wird. Wir ziehen es vor, die Patientinnen persönlich in der Klinik zu empfangen und die Konsultationen zur Beurteilung des Gesundheitszustands und zur Erstellung eines individuellen Behandlungsplans vor Ort durchzuführen. Die Patientin nimmt die Protokoll- und Stimulationsmedikamente mit und geht nachhause. Die Stimulation beginnt dann normalerweise am zweiten Zyklustag und um den achten Tag herum empfehlen wir eine Ultraschallkontrolle in unserer Klinik. Die Eizellentnahme erfolgt normalerweise am 11. und 14. Tag des Zyklus. Die Eizellen werden umgehend kryokonserviert und der Patient kann am nächsten Tag bereits zurückreisen. Der Gesamtaufenthalt in der Tschechischen Republik beträgt ca. 5 Tage.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Zunächst gibt es ein Beratungsgespräch incl. einer Sonographie und Blutabnahme, um die Erfolgschancen zu kalkulieren. Anschliessend wird der Stimulationszyklus «getimt», d.h. die Daten der Kontrollen und der Entnahme können recht genau vorausgesagt werden. Die Frau muss sich ca. 10 Tage die Hormone selbst spritzen, was aber eigentlich nie ein Problem ist.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Die Patientinnen werden unter Narkose einer Eizellentnahme unterzogen. Der Eingriff selbst dauert 5-10 Minuten. Dann ruhen sie sich mindestens 2 Stunden im Raum aus. Sie werden dann von unseren Ärzten untersucht und können bereits wieder nach Hause gehen.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Die Eizellentnahme erfolgt via einer vaginalen Eizellpunktion. Zur Linderung von Schmerzen und leichten Beruhigung erhält die Patientin während dem Eingriff eine Infusion mit entsprechenden Medikamenten. Der Eingriff wird ambulant durchgeführt und nach einer postoperativen Überwachung während ca. 2 Stunden darf die Patientin wieder nach Hause gehen.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Die Patientin wird während der Hormonbehandlung regelmässig mit Ultraschall kontrolliert. So kann der ideale Zeitpunkt für die Eizellentnahme zwei bis vier Tage vorher festgelegt werden. Die Patientin kommt am frühen Morgen in unsere Klinik. Sie hat dort einen eigenen Ruheraum und wird dort von der Narkoseärztin auf die Operation vorbereitet. Sie erhält eine Infusion und wird anschliessend in den kleinen Operationsraum gebracht. Dort erwartet sie die Reproduktionsmedizinerin, die die Patientin bereits durch die ganze Stimulation begleitet hat. Die Patientin bekommt die Medikamente zur Unterdrückung des Schmerzreizes und zur Beruhigung. Die Punktion der Eierstöcke dauert 5-10 Minuten und wird von der Patientin nicht als schmerzhaft empfunden. Anschliessend hat die Patientin Zeit, im Ruheraum aufzuwachen. Sie erhält ein leichtes Frühstück und bei Bedarf noch Schmerzmittel. Anschliessend kann sie nach Hause gehen.
Dr. Yuliya Masliy (Ukraine): Die Eizellentnahme erfolgt frühestens 35 bis 36 Stunden nach der letzten Nachtinjektion. Das Verfahren wird unter intravenöser Anästhesie durchgeführt und dauert nicht länger als 30 Minuten. Manipulationen werden unter aseptischen Bedingungen und unter ständiger Überwachung eines Ultraschallsensors durchgeführt. Die äußeren Genitalien werden mit einem Antiseptikum vorbehandelt, danach punktiert der Arzt die Wand der Vagina mit einer Punktionsnadel und punktiert die Follikel unter der Kontrolle eines Ultraschallgeräts.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Wir bevorzugen einen individuellen Zugang zu jeder Patientin, die Patientin wird begleitet von ihrer perönlichen IVF-Koordinatorin, welche auch ihre Sprache spricht und rund um die Uhr zur Verfügung – via Email, Whats up, Telefon – steht. Frauen füllen unser medizinisches Formular aus und diese Daten beurteilt unser IVF Speziallist. Die Patientin kann zudem auch eine kostenlose SKYPE Konsultation mit unserem Speziallist buchen. Wenn alle Informationen vorliegen, wird der individuelle Behandlungsplan erstellt. Die Behandlung beginnt für ausländische Patientinnen bereits zu Hause und sie bekommen alle Rezepte und den detaillierten Behandlungsplan zugestellt. Zu uns kommt dann die Patientin für den ersten Ultraschall und meistens noch eine Kontrolle nach 3 Tagen. Dann, ungefähr am 14. Zyklustag im Stimulationszyklus, werden die Eizellen entnommen und eingefroren.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Vor dem Eingriff sollte eine Patientin an ca. 3-4 Konsultationen und Scans in der Klinik oder durch einen Arzt im Heimatland teilnehmen. Wir können der Patientin alle Empfehlungen zur Vorbereitung mit Medikamenten per E-Mail senden. Am Tag des Eingriffs sollte sich die Patientin morgens (in nüchternem Zustand) im Krankenhaus eintreffen. Etwa eine Stunde später wird dann der Eingriff durchgeführt. Die Patientin müsste nach der Entnahme einige Stunden im Krankenhaus ruhen und danach nach Hause gehen.
Aus verschiedenen Gründen hat eine Leserin ihre Eizellen im Ausland einfrieren und aufbewahren lassen. Kann sie ihre Eizellen in die Schweiz senden und sich bei einem hiesigen Spezialisten behandeln lassen?
Dr. Florian Götze (Schweiz): Das ist innerhalb der geltenden gesetzlichen Regelungen (Fmed, Fortpflanzungsmedizingesetz) möglich: Transport mittels professionellen Kurierdienstes, Einhalten der maximalen Aufbewahrungsfristen, Bestätigung des ursprünglichen Zentrums, dass es sich um eigene Eizellen und nicht um eine Spende handelt.
Dr. Maximilian Murtinger (Österreich): Grundsätzlich ist die Einfuhr von Zellen und Gewebe nationalstaatlich geregelt. Aufgrund der mangelnden bilateralen Vertragssituation kann es unserer Erfahrung nach durchaus zu schwierigen Situationen kommen, die den Import der von Ihnen angesprochenen Eizellen in die Schweiz aufwendig und teuer macht.
Dr. Francesca Bongioanni, Dr. Laura Rienzi, Dr. Mónica Aura (Italien, Spanien): Ja, in Europa können die Eizellen von einer Gewebebank zur anderen geschickt werden. Beide Kliniken müssen von den nationalen Behörden autorisiert sein und die europäischen Anweisungen für die Sammlung und Lagerung von Gewebe und Zellen befolgen. Diese Gesetze ermöglichen es, europäische Zentren virtuell miteinander zu verbinden und die Sicherheit unserer Verfahren zu gewährleisten.
Dr. Libor Hradecký (Tschechische Republik): Die Patientin kann beschliessen, ihre Eizellen in eine andere Klinik zu bringen, die beispielsweise näher an ihrem Wohnort liegt. Diese beiden Kliniken müssen Kontakt aufnehmen und Labordaten austauschen. Nach der Unterzeichnung der Transportdokumente organisiert das lizenzierte Transportunternehmen den Transport von Eizellen. Da wir jedoch nicht immer das Training oder die Methoden anderer Kliniken garantieren können, empfehlen wir, den Zyklus in derselben Klinik zu beenden, in der wir die Behandlungsqualität garantieren können.
Prof. Michael von Wolff (Schweiz): Eine Versendung von Eizellen ist grundsätzlich möglich, aber fraglich sinnvoll. Das Einfrieren ist weiterhin Handarbeit und der Auftau sollte von den gleichen «Händen» und mit dem gleichen System durchgeführt werden, mit dem die Eizellen eingefroren wurde. Somit führt eine Versendung Eizellen zu einer nicht bezifferbaren Reduktion der Erfolgschance.
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava (Tschechische Republik): Ja, wenn alle erforderlichen Unterlagen vorliegen, können die Zellen von unserer Klinik in eine andere oder umgekehrt übertragen werden.
Dr. Vera Hungerbühler (Schweiz): Unser Fachinstitut Fiore führt grundsätzlich keine länderübergreifenden Transfers von Keimzellen (Eizellen und Spermien) und Embryonen durch.
Dr. med. Mischa Schneider (Schweiz): Ja das ist möglich. Da es sich um die körpereigenen Eizellen handelt, bestehen keine speziellen Hürden für den Import in die Schweiz. Es gibt mehrere Logistikunternehmen, die diese Aufgabe professionell durchführen. Allenfalls gibt es Restriktionen im Ausland so kann zum Beispiel eine in den Niederlanden eingefrorene Eizelle nach zwei Jahren nicht mehr aus der EU exportiert werden. Sobald die Eizellen hier in der Schweiz sind, kann ganz normal eine Behandlung mit einer In-Vitro-Fertilisation erfolgen. Das Vorgehen ist dann genau gleich wie bei einem Social Freezing in der Schweiz.
Dr. Marcel Stelcl (Tschechische Republik): Ja, der Transport der Eizellen ist aus Tschechien in die Schweiz unter der Einhaltung der gesetzlichen Bedingungen möglich.
Dr. Andrei Sõritsa (Estland): Ja, wir haben Erfahrung mit dem Transport von Eizellen, Spermien und Embryonen ins Ausland.
Die Umfrage wurde im Dezember 2020 erstellt. Konkrete Einschätzungen können von den Spezialisten natürlich erst angesichts der jeweiligen persönlichen Situation der Kinderwünschenden getroffen werden. Daher ist eine frühzeitige, individuelle Abklärung der Möglichkeiten und Risiken auf jeden Fall zu empfehlen.
Die Kinderwunsch-Sprechstunde nimmt regelmässig relevante Fragen auf und klärt sie mit diversen Medizinern und Spezialisten des Schweizerischen und internationalen Reproduktionsbereichs. Gerne nehme ich ([email protected]) Ihre weiteren Fragen, Anregungen oder Kritik entgegen.
Umfrageteilnehmer:
360 Grad Kinderwunsch Zentrum
Dr. Florian Götze
Zürich, Schweiz
NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech
Dr. Maximilian Murtinger
Bregenz, Österreich
GENERALIFE
Dr. Laura Rienzi
Livet Center
Dr. Francesca Bongioanni
Turin, Italien
Ginefiv
Dr. Mónica Aura
Barcelona, Spanien
NEXTCLINICS Czech a.s.
Procrea Prag / Zech Pilsen
Dr. Libor Hradecký
Pilsen, Tschechische Republik
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital Bern
Prof. Michael von Wolff
Bern, Schweiz
Unica Praha
Dr. Tomas Cepelak, Michaela Silhava
Prag,Tschechische Republik
Fiore – Fachinstitut für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie
Dr. Vera Hungerbühler
St. Gallen, Schweiz
Kinderwunschzentrum Baden
Dr. med. Mischa Schneider
Baden, Schweiz
Nadiya Clinic
Dr. Yuliya Masliy
Kiev, Ukraine
ReproGenesis
Dr. Marcel Stelcl
Brno, Tschechische Republik
Elite Clinic
Dr. Andrei Sõritsa
Tartu, Estland
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit kinderwunschinfo.ch entstanden.