Body & Soul
Nora Zukker (35): «Seit dem Unfall fühle ich mich um Längen attraktiver»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt – und erzählt, welches Verhältnis sie zu ihrem Körper hat.
«In einer Sommernacht vor drei Jahren wurde ich von einem Linienbus überfahren. Es fühlte sich an, als würde ich gehäutet und angezündet. In 18 Operationen rekonstruierte ein Ärzteteam meine Füsse und eine Wade. Eher verliert man bei einem solchen Unfall seine Beine – oder man stirbt.
Erst vor Kurzem musste ich die rechte Ferse mit Eigenfett aus meinem Bauch aufspritzen lassen. Seither habe ich zwar einen flacheren Bauch, dort aber stellenweise kein Gefühl mehr. Ich hätte viel lieber das Gefühl zurück. Und immer wieder ist da diese Angst, den Fuss doch noch zu verlieren. Allein zu sein mit diesem Schicksal macht mich manchmal einsam.
Nora Zukker (35)«Ich habe mich mit meinem Körper versöhnt, bin wahnsinnig stolz auf ihn»
Gleichzeitig entspannt es mich, weil ich mich nicht länger dem Druck des vermeintlichen Schönheitsideals ausgesetzt fühle. Womit soll ich meine Füsse auch vergleichen? Wir setzen Attraktivität oft mit Makellosigkeit gleich, dabei ist schön, wer bei sich ist. Das bin ich heute – ich habe mich mit meinem Körper versöhnt, bin wahnsinnig stolz auf ihn – und strahle das auch aus. Seit dem Unfall fühle ich mich um Längen attraktiver.
Bisher ist noch kein Mensch schreiend davongelaufen, als er mich nackt gesehen hat. Was mich manchmal schmerzt, ist, dass ich den Menschen zwar meinen Körper zumuten kann, nicht aber die Geschichte dahinter. Erzähl mal jemandem, der nackt neben dir liegt und nach deinen Narben fragt, dass du bei einem Unfall hättest sterben können. Der Tod killt jede Romantik.»