Familie
«Mit 22 war ich die erste in meinem Freundeskreis, die schwanger wurde»
- Text: Marie Hettich, Sandra Brun
- Bild: zvg; Collage: annabelle
In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Sophie, Mutter von zwei Kindern.
Vorname: Sophie
Alter: 31
Beruf: Geschäftsführerin der Public Discourse Foundation
Kinder: Zwei Kinder, fünf und neun Jahre alt
Familienstruktur: Ich lebe mit meinem Mann in Bern. Er ist der leibliche Vater meines Sohnes und der Stiefvater meiner Tochter. Wir arbeiten beide 80 %. Die Kinder gehen in die Kita, respektive Tagesschule.
Am alleranstrengendsten im Alltag mit Kindern finde ich: Das Regulieren von Emotionen dreier Menschen (inklusive meiner)
Eine kürzliche Erkenntnis, die sehr wichtig für mich war: Meine Kinder sind komplett in Ordnung. Ich darf ihnen ruhig etwas mehr zugestehen, ohne sie die ganze Zeit in gesellschaftliche Konventionen zu drücken. Sprich: Ich muss aufhören, rund um die Uhr mit ihnen zu schimpfen.
Die grösste Veränderung an mir selbst, seit ich Mutter bin: Ich bin selbstkritischer geworden, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe.
Eine Sache, die mir in der Erziehung ganz besonders wichtig ist: Wir versuchen uns, in andere Menschen hineinzuversetzen und sind empathisch. Und fast noch wichtiger: Gegessen wird nur am Tisch.
So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 2
Mein Ventil: Joggen
«Niemand schafft es ohne Abstriche, Beruf, Kinder und Beziehung ohne Nebengeräusche unter einen Hut zu bringen»
Das nervt mich an anderen Eltern am meisten: Mich nerven Eltern nur dann, wenn sie so tun, als wären ihre Kinder perfekt (dank der perfekten Eltern).
Unterschätzt habe ich: ALLES! Ich war die erste aus meinem Freundeskreis mit Kindern. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einlasse.
Etwas, worüber wir Mütter ehrlicher reden sollten: Über unsere Imperfektion. Niemand schafft es ohne Abstriche, Beruf, Kinder und Beziehung ohne Nebengeräusche unter einen Hut zu bringen.
Das beste Buch für Eltern: «Nicht ohne meine Eltern» von Sandra Konrad
Der beste Podcast für Eltern: «Echo der Zeit». Informiert bleiben sollte für alle Menschen – mit und ohne Kinder – wichtig sein.
Das bereue ich als Mutter: Ich bereue es hinterher immer, wenn ich meine Kinder blossgestellt habe.
Die bisher toughste Phase, seit ich Mutter bin: Das erste Lebensjahr mit meiner Tochter. Ich war fast immer allein mit ihr. Die Isolation war anstrengend.
«Mich hat überrascht, wie schwierig Loslassen sein kann»
Eine Sache, die ich über mich selbst gelernt habe, seit ich Mutter bin: Ich kann mich ganz schnell über Kleinigkeiten nerven und bin ungeduldig.
Der beste Tipp für frischgebackene Eltern: Priorisiere immer den Schlaf!
Das hat mich am Elternsein am meisten überrascht: Wie schwierig Loslassen sein kann
In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinen Kindern immer ganz intensiv: Wenn ich nachts noch kurz einen Blick in ihr Zimmer werfe und ihnen beim Schlafen zuschaue
Etwas, das ich als Mutter rückblickend anders machen würde: Bei der Geburt meiner ersten Tochter war ich sehr jung (22) und versuchte allen zu beweisen, dass ich das hinbekomme. Ich wäre heute weniger streng mit mir (und meiner Tochter).
Das hat sich am Verhältnis zu meinem eigenen Körper geändert, seit ich Mutter bin: Ich verstehe, wie wichtig Sport für meinen Körper und Geist ist – unverzichtbar für mein Wohlbefinden!
Wovor ich meine Kinder sehr gern bewahren würde: Vor den negativen Auswirkungen von Social Media und der andauernden Erreichbarkeit
Etwas, das wir im Familienalltag verändert haben – und es so viel bewirkt hat: Am Abend vor dem Schlafengehen den nächsten Morgen vorzubereiten (Kleider rauszulegen etc). Die Kreise haben sich halbiert.
Etwas, das ich aufgegeben habe: Die Mutter zu sein, die immer und überall ausgewogene Verpflegung für ihre Kinder dabeihat
«Die Schwangerschaften waren eine grosse Qual für mich»
Ein richtig schöner Elternmoment, den ich kürzlich erlebt habe: Meine Tochter hat einer Freundin geraten, mit ihrer Mutter über ein Problem zu reden. Sie mache das auch immer wieder und es helfe ihr sehr.
Meine erste Massnahme, wenn ich Familienpolitikerin wäre: Ganztagesschulen
Unser Lifesaver Nummer eins: Unsere Nachbar:innen
Das nervt mich am Schulalltag: Wir erhalten viele Informationen. Da kann es schwer werden, den Überblick zu behalten.
So motiviere ich mein Kind zum Hausaufgabenmachen: Gott sei dank haben wir da wenig Probleme. Meine Tochter macht es sogar noch einigermassen gerne.
Ein Entwicklungsschritt meiner Kinder, auf den ich mich freue: Wenn sie mitbestimmen wollen, wie wir unser Leben leben (zum Beispiel, wo es in den Ferien hingehen soll).
Das ist als Getrennt-/Alleinerziehende:r am schwierigsten: Als ich das eine Zeit lang war, fand ich es schwierig, in stressigen Situationen niemanden zu haben, der einen aus negativen Gefühlen helfen kann. Das Gegenüber fehlt, um Sorgen rund um die Kinder zu besprechen resp. zu rationalisieren.
Die Schwangerschaften … waren beide Male eine grosse Qual für mich.
Die Geburten … waren im Vergleich zu den Schwangerschaften ein Klacks.
Am besten geht es mir … wenn ich genügend schlafe und Sport mache.
Kindergeburtstage … übernimmt mein Mann.
Hier findet ihr alle Folgen «The Mamas and the Papas»