Familie
«Meine Partnerin und ich machen alles fifty-fifty»
- Text: Marie Hettich, Sandra Brun
- Bild: Privat, Collage: annabelle
In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Roger, Vater von zwei Kindern.
Vorname: Roger
Alter: 44
Beruf: Trickfilmzeichner; Inhaber einer Firma für Illustration, Animation und Motion Design
Kinder: Zwei Kids (4.5 Jahre und 3 Monate alt)
Familienstruktur: Wir gehören zu den unter zehn Prozent in der Schweiz, die alles komplett fifty-fifty machen. Beide arbeiten 80 % und haben einen Papa- und Mama-Tag, daneben drei Tage Kita plus ab Sommer Kindergarten und Hort.
Das hat mich am Elternsein am meisten überrascht: Dass ich mir ab dem Tag, als ich den Herzschlag zum ersten Mal auf dem Ultraschall gesehen habe, anfing, Sorgen zu machen, ob es meinem Kind gutgeht. Davor habe ich mir praktisch keine Sorgen gemacht im Leben.
Am alleranstrengendsten im Alltag mit Kindern finde ich: Entspannt zu sein und Energie zu haben – trotz jahrelangem Schlafentzug
Eine Sache, die mir in der Erziehung ganz besonders wichtig ist: Offen und neugierig sein für Unbekanntes
So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 7
Unterschätzt habe ich: Die Multiplikation von allem beim zweiten Kind
«Enjoy the ride! Wirklich jeden Moment, auch die schlechten Zeiten»
Mein Ausflugstipp Nummer eins für Familien: Der beste Ausflug ist der, bei dem man das Handy weglegt und auch mental komplett bei den Kindern ist. Dann ist es egal, wohin man geht.
Der schönste Film für die ganze Familie: Wir fangen erst langsam an mit Spielfilmen. Da ich aber aus der Trickfilmbranche komme, freue ich mich auf ein einige Filme wie: «Mein Nachbar Totoro», «The Iron Giant», «Ratatouille» und «Chihiros Reise ins Zauberland».
Etwas, worüber wir Väter ehrlicher reden sollten: Nach aussen hört man zumeist nur Positives. Aber Kinder können auch unglaublich mühsam und anstrengend sein.
Das beste Buch für Eltern: Lest keine Bücher! Kinder sind so unterschiedlich, dass man weiterkommt, wenn man ihnen zuhört und zuschaut. Erziehung sollte intuitiv sein und nicht fremden Regeln folgen.
Das bereue ich als Vater: Jedes Mal, wenn ich schimpfe und laut werde
Eine Sache, die ich über mich selbst gelernt habe, seit ich Vater bin: Ich bin gar nicht so entspannt …
Der beste Tipp für alle frischgebackenen Eltern: Enjoy the ride! Wirklich jeden Moment, auch die schlechten Phasen. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei.
«Ich würde meine Kinder gern vor Schlägereien im Ausgang bewahren»
In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinen Kindern immer ganz intensiv: Wenn ihre Welt zusammenbricht und sie sich weinend in meinem Schoss vergraben
Etwas, das ich als Vater rückblickend anders machen würde: Weniger streng zum ersten Kind sein
Am besten im Alltag mit Kindern finde ich: Das Leben durch Kinderaugen sehen. Alles ist spannend und voller Abenteuer.
Wovor ich meine Kinder sehr gern bewahren würde: Schlägereien im Ausgang
Meine grösse Angst: Dass meine Kinder ihren Weg im Leben nicht finden
Die bisher toughste Phase, seit ich Vater bin: Die Zeit, bis das erste Kind angefangen hat, regelmässig durchzuschlafen. Wenn man drei Jahre lang nachts fünf bis zehnmal aufstehen muss, leidet das Kurzzeitgedächtnis enorm.
Etwas, das wir im Familienalltag verändert haben – und das viel bewirkt hat: Mit einem Kind sich aufteilen, sodass immer eine:r «frei» hat. Funktioniert bei mehreren Kindern leider erstmal nicht mehr.
Etwas, das ich aufgegeben habe: Alles richtig machen zu wollen
Meine erste Massnahme, wenn ich Familienpolitiker:in wäre: Frei einteilbare Elternzeit statt reinen Mutterschaftsurlaub
In diesen Momenten schmerzt das Loslassen: Wenn ich sehe, dass das Kind gleich einen Fehltritt machen wird
Eine kürzliche Erkenntnis, die mega wichtig für mich war: Beim zweiten Kind stört das Schreien weniger
Die Geburt … ist ein Wunder, das man erlebt haben muss.
Hier findet ihr alle Folgen «The Mamas and the Papas»