Marina (65): «Sobald ich am Meer bin, pulsiert mein Schoss»

«Forever young, so fühlte ich mich bis 62. Es gibt Fotos von mir aus jener Zeit, aufgenommen von einem ehemaligen ‹Playboy›-Fotografen: Läck, war mein Körper da noch straff. Dann alterte ich abrupt, mein Körpergefühl veränderte sich. Bin ich krank? Habe ich Krebs? Der Arzt fand nichts. Früher wog ich 52 Kilo, heute sind es 65.

Ich musste lernen, mit meiner neuen Fülle umzugehen, schaffte es erst kürzlich, meine Kleider in Grösse 36 auszumisten. Mir einzugestehen, dass ich dort nicht mehr reinpassen muss. Nur noch mich wohlfühlen, in meiner ganzen Weiblichkeit und Reife. Da ist das Hüftgold. Der Faltenwurf am Rücken. Jede schöne Bühne hat einen Vorhang, würde meine Mutter sagen. Sie wurde 97.

Das ist er also, mein Körper. Die Venus von Botticelli. Während eine Freundin von mir zehn Kilo abnimmt, um einem Mann zu gefallen, der seine Endlichkeit spürt und mithilfe ihrer Lebenskraft seine schwindende kompensieren möchte, bin ich überzeugt: Jede meiner Rundungen ist erotische Nutzfläche. Ich liebe das Spiel zwischen den Geschlechtern. Eine Frau ist etwas so Sinnliches, ihre Femininität eine Urkraft. Sie soll damit spielen und umgarnen und bezirzen. Und der Mann soll in ihre Falle tappen.

Wobei den Männern meiner Generation im Gegensatz zu den jungen oft das Verspielte, Lustvolle fehlt. Ausser im Süden, da kokettiert sogar der Metzger mit mir – das passiert mir im reformierten Zürich nie. Sobald ich am Meer bin, pulsiert mein Schoss. Ich war noch nie so sehr auf Abenteuerfahrt wie jetzt.» – Marina (65)