Body & Soul
Lotta (22): «Starren, tuscheln, lächeln – eine Reaktion kommt immer»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Lotta* (22), warum sie ihre Beine nicht rasiert.
«Mit 15 habe ich aufgehört, meine Beine zu rasieren. Nicht, weil ich es schön fand. Sondern aus feministisch-politischer Motivation. Ich wollte mich keinem Weiblichkeitsbild beugen, das glatte Haut propagiert. Wollte, dass es mich nicht kümmert, ob ich rasiert bin oder nicht. Zwei Jahre hat es gedauert, bis ich Gefallen daran fand.
Während ich früher oft Jupes und lange Haare trug, definiere ich mich heute viel weniger über klassische Weiblichkeit. Ich trage auch mal Baggy-Jeans und Hoodies, spiele mit unter schiedlichen Gangarten. Auch meine Achselhaare lasse ich wachsen. Nur in der Bikinizone räume ich auf, weil es mir unangenehm ist, wenn mir die Leute in der Badi in den Schritt starren.
«Mich irritiert es unterdessen fast mehr, wenn Leute sich rasieren»
Starren, tuscheln, lächeln – eine Reaktion kommt immer. Nur darauf angesprochen wurde ich noch nie, zumindest nicht von fremden Erwachsenen. Kinder sind da anders. Ich jobbe als Schwimmlehrerin. Wenn ich die Arme hebe, um den Vierjährigen die Pfeilposition vorzuzeigen, sind sie irritiert. Sie kennen das, was sie sehen, nicht von ihren Mamis. Wenn sie danach fragen, erkläre ich ihnen, dass auch Frauen Achselhaare wachsen.
Mich irritiert es unterdessen fast mehr, wenn Leute sich rasieren. In meiner queer-feministischen Bubble sind alle unrasiert. Auch die Menschen, mit denen ich intim bin, Frauen wie Männer. Ich finde das attraktiv. Klar, auch das ist eine Art Schönheitsideal, wenn auch das einer Minderheit. Dabei sollte all das doch egal sein. Bis es so weit ist, verstehe ich meine Haare als politisches Statement.» – Lotta (22), Name geändert