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Suchtverhalten Emophilie: Das steckt hinter dem Dauer-Verliebtsein

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Suchtverhalten Emophilie: Das steckt hinter dem Dauer-Verliebtsein

Der amerikanische Psychologe Daniel Jones erforscht, warum manche Menschen total vernarrt sind in den Rausch des Verliebtseins. Emophilie heisst dieses Suchtverhalten – und es kann überwunden werden.

Da können Netflix, Disney+ und Amazon einpacken: Wenn wir uns verlieben, bekommen wir das abwechslungsreichste Abo aller Zeiten frei Haus geliefert. Die Programm-Highlights reichen von jeder Menge romantischer Gefühle über eine Libido in Bestform, hin zu gut gelauntem Dauergrinsen. Der Haken: Das Abo endet nach etwa einem Jahr – dann nämlich wird die Extra-Ausschüttung des körpereigenen Signalstoffes Neurotrophin, der für die Euphorie bei frisch Verliebten sorgt, auf Normalmass zurückgeschraubt.

Der evolutionären Idee nach genügend Zeit, um eine Beziehung so zu festigen, dass sie auch ohne den Extremrausch überleben kann. Nun gibt es aber Menschen, die geradezu süchtig sind nach den euphorischen Anfangsemotionen. Sie verlieben sich auffallend häufig und intensiv.

Hohe Intensität der Gefühle

Der amerikanische Psychologe Daniel Jones von der University of Nevada hat diese Charaktereigenschaft untersucht und benannt: Emophilie, zusammengesetzt aus den Worten «emotion» für Gemütsbewegung und dem altgriechischen «philia» für Neigung. Er hat festgestellt, dass Personen mit hoher Emophilie sich in einem viel schnelleren Zyklus als andere verlieben – und auch wieder entlieben. «Emophile brauchen die hohe Intensität der Gefühle», so Jones. Und das in jeder Beziehung der Beziehung.

Partner:innen werden mit Liebesbekundungen überschüttet (Love Bombing), ein symbiotisches Verlangen nach Nähe wie auch das umgehende Entwerfen romantischer Zukunftspläne sind typische Merkmale. Vom Umfeld oft als unangemessen und aufgesetzt abgetan, gibt Jones zu bedenken, dass «den Betreffenden zugestanden werden muss, dass sie in dem Moment wirklich fühlen, was sie fühlen». So auch den Schmerz des Liebeskummers.

Toxizität im Doppelpack

Denn die meisten Beziehungen von emophilen Menschen zerbrechen vergleichsweise rasch. Zum einen führt das Übermass an Liebesbeteuerungen und das Tempo der geschmiedeten Zukunftspläne dazu, dass sich die meisten nicht emophilen Partner:innen bedrängt fühlen und zurückziehen. Zum anderen fehlt Betroffenen mit dem Abklingen der Anfangseuphorie schlicht der Kick. Laut Daniel Jones’ Untersuchungen neigen die Betreffenden – wenig überraschend – zu Untreue, was die Überlebensdauer einer Partnerschaft in den seltensten Fällen fördert.

Damit nicht genug, neigt der oder die Emophile überdurchschnittlich stark dazu, «stets ein positives bis unrealistisches Bild der Partner:in zu zeichnen», so der Psychologe. Durch die rosarote Brille werden Alarmsignale nicht gesehen. Gerade narzisstische Persönlichkeiten mit ähnlich übersteigertem Balzverhalten wie Emophile selbst wirken zunächst anziehend. Toxizität im Doppelpack.

Wunsch nach beständiger Beziehung ist gross

Warum jemand emophil veranlagt ist, lässt sich noch nicht genau sagen. Als mögliche Ursachen gelten niedriges Selbstwertgefühl oder die genetische Veranlagung, schneller in den hormonellen Ausnahmezustand zu geraten. Egal was dazu führt: Die permanenten Zurückweisungen und das Unverständnis des Umfelds sind für die Betroffenen auf Dauer zutiefst frustrierend.

Vor allem, weil der Wunsch nach einer beständigen Beziehung laut Jones gross ist. «Betroffenen hilft es, ein Tagebuch zu schreiben, mit vertrauten Personen oder Therapeut:innen zu reden, um Entscheidungen bewusster zu treffen und zu reflektieren. Und bei aller Euphorie ein, zwei Monate zu warten, bevor man sich zu einer Beziehung committet.» Damit aus Verliebtheit irgendwann doch noch Liebe werden darf.

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