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Sextoy-Designer: «Viele Männer stehen auf Penisringe»

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Sextoy-Designer: «Viele Männer stehen auf Penisringe»

Was ist gerade besonders gefragt? Wer testet neue Sextoys eigentlich? Und was bringt die Zukunft? Das wollten wir von Tom Mudra, Sextoy-Designer bei Amorelie, wissen.

annabelle: Wie gehen Sie vor, wenn ein neues Erotik-Spielzeug designt werden soll?
Tom Mudra: Ganz klassisch mit Entwürfen auf Papier. Anders als in anderen Jobs hole ich mir zudem auch Hilfe bei Neurolog:innen, Gynäkolog:innen und Sextherapeut:innen, die sowohl anatomische Fragen, als auch punkto Sensorik helfen. Etwa: Welche Rezeptoren haben wir in der Haut und wie können wir die stimulieren?

Dabei spielen nicht nur Saugeffekte oder Vibration eine Rolle, sondern auch Wärme.
Ja, Heizfunktionen sind gerade bei den Männertoys wichtig. Zwischen heiss, kalt und warm sind gar nicht so viele Grade Unterschied, aber schon 43 Grad am Penis empfinden viele als unangenehm, da muss man also behutsam vorgehen.

Was sind die aktuellen Renner?
Bei den Frauen klassische Rabbit-Vibratoren, die klitoral und vaginal stimulieren. Paartoys funktionieren auch wahnsinnig gut, etwa die sogenannten C Shapes. Das Toy ist wie ein C geformt, aus flexiblem Silikon und während der Innenteil auf der Klitoris sitzt, kann ein schmal gehaltener Arm eingeführt werden, der dann den G-Punkt stimuliert. Obendrein ist das Spielzeug auch noch per App steuerbar, wo wir dann auch beim nächsten grossen Thema sind.

Ferngesteuerte Sextoys?
Genau. Das eine ist die Eigenkontrolle – wie stark und schnell soll etwas vibrieren – das andere sind Toys, die man aus der Distanz kontrollieren kann. Es gibt mittlerweile Stücke, die über Sensoren Bewegung aufnehmen und diese an das gekoppelte Toy übermitteln. Beispiel: Der Mann hat einen Masturbator, die Frau einen Vibrator – natürlich auch in allen anderen Konstellationen einsetzbar – und jeder nimmt die Bewegungen des anderen wahr, weil die Produkte in der Lage sind, diese zu übersetzen. Eine Innovation, die auch im Bereich der Videochats revolutionär ist.

Inwiefern?
Stellen Sie sich vor, Sie haben tausende Leute, die sich gerade einen Sexchat anschauen. Die Person vor der Webcam benutzt ein Toy, dass die Zuschauer:innen über den Kauf von Tokens steuern können. Je mehr Kohle du reingibst, desto stärker vibriert es und als Zuschauer:in bekommst du direktes Feedback, weil auf dem Monitor alles live zu sehen ist. Der Absatzmarkt ist irre. Doch auch wenn ich total fasziniert von den technischen Innovationen bin, frage ich mich selbst, wie viel Technologie wir im Bett noch brauchen.

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«Ein völlig nebenbei designter Anal-Vibrator wurde plötzlich zum Bestseller»

Denken Sie an die boomenden Sexroboter?
Auch, ja. Sexdolls sind ein Riesenmarkt, da redet nur niemand offen darüber, weil es so weird ist. Zudem ist der Einsatz mit einem gewissen Aufwand verbunden. Allein die Puppe zu reinigen und das Silikon geschmeidig zu halten, erfordert Pflege. Wer «Lars and the Real Girl» mit Ryan Gosling gesehen hat, weiss aber auch, wie intensiv Menschen echte Liebe für Objekte empfinden können.

Worauf stehen Männer sonst so im Bett?
Penisringe. Sie sorgen für einen Blutstau und damit für eine prallere Erektion – und es gibt sie auch als Couple-Toy mit vibrierender Auflagefläche. Was immer läuft, sind Masturbatoren mit ganz weichem Silikonüberzug. Die sind sehr flexibel und vermitteln durch punktuelle Bewegungen ein Sauggefühl. Prostata-Stimulatoren sind auch immer gefragter.

Wer testet Ihre Produkte eigentlich?
Neben Kolleg:innen und Freund:innen haben wir unsere unabhängige Produkttester:innen-Community bei Amorelie, die über 600 Menschen unterschiedlicher Geschlechter, Alter und Präferenzen umfasst. Ausserdem sind Unerfahrene als auch Sextoy-Erfahrene dabei, die uns ebenfalls offen ihr Feedback mitteilen. Da kommt dann ganz unverblümt zurück, was funktioniert und was Mist ist.

Was war denn Mist und was hat überraschend gut eingeschlagen?
Richtig Mist ist übertrieben, aber ich habe es schon erlebt, dass ich wochenlang an einem Vibrator gearbeitet und diverse Samples gefertigt habe, der sich am Ende nicht verkauft hat. Umgekehrt wurde ein völlig nebenbei designter Anal-Vibrator zum Bestseller. Ich selbst hatte bis dato noch keinen benutzt und alle, die ich bei uns rumliegen sah, waren einfach unvorstellbar gross. So habe ich einen kleinen designt, an den sich dann auch Neueinsteiger:innen gewagt haben.

Was beobachten Sie sonst an Trends in der Sexbranche?
Tutorials. Die werden auf den Porno-Plattformen mehr, wobei es nicht nur um Hardcore-Sex geht, sondern auch um generelle Fragen: Wie komme ich zum Orgasmus? Wie gebe ich einen Blowjob? Wie funktioniert eine Tantra-Massage? Alles wird ein wenig menschlicher, nahbarer.

Nicht zuletzt dank TV-Formaten wie «Mein peinlicher Sex-Unfall» stellt sich die Frage, wie Sie sicherstellen, dass sich niemand mit den Toys verletzt?
Zum einen bauen wir auf den gesunden Menschenverstand unserer Kund:innen – eigentlich reicht der, um einzuschätzen, was wie tief irgendwo eingeführt werden kann, ohne Schaden zu tragen. Zum anderen haben wir bei Amorelie ein Qualitätsmanagement, das in der Regel alles nach Babystandards prüft. Die nehmen schliesslich wirklich alles in den Mund und sollten auch nicht mit Chemikalien, reizenden Stoffen und abbrechenden Teilchen in Berührung kommen.

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