Jucken, Brennen und ein Spannungsgefühl im Intimbereich: Die Vulva-Erkrankung Lichen sclerosus macht einem das (Sex-)Leben schwer. Hier hilft auch kein Cranberrysaft mehr.
Wenn man so will, ist Lichen sclerosus so etwas wie die Mata Hari unter den Vulva-Erkrankungen. Immerhin kommt sie mit so gängigen Symptomen wie Jucken, Brennen, Spannungsgefühl im Intimbereich und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr daher. Also den klassischen Begleiterscheinungen von weit verbreiteten Pilzerkrankungen und Blasenentzündungen.
Perfiderweise wiegt das erst mal viele in Sicherheit und verführt die betroffenen Frauen häufig auf den heiklen Pfad der Selbstbehandlung mit joghurtgetränkten Tampons und Cranberrysaft. Auch Gynäkolog:innen verorten die Beschwerden leider häufig falsch. Gerade im Frühstadium ist die typische Kombination aus rissigen Hautveränderungen, weisslichen Belägen und Rötungen nämlich nicht immer in aller Deutlichkeit feststellbar.
Eine viel zu späte Diagnose
So kommt es, dass Frauen sehr häufig erst nach der Menopause und nach einer bereits längeren Erkrankung die Diagnose Lichen sclerosus gestellt bekommen. Dabei gilt es, schon viel früher wachsam zu sein, immerhin erkranken selbst Kinder. Übrigens Mädchen wie Buben.
Das besonders Hinterhältige an der Hauterkrankung: Wird sie nicht frühzeitig mit einer Kombination aus Kortison- und Fettsalbe behandelt, kann sie über die Jahre zu vernarbtem Gewebe, offenen Stellen, einer Rückbildung der inneren Vulvalippen und in Extremfällen zu schrumpfenden Genitalien führen.
Zudem erhöht sich das Risiko, an Vulvakrebs zu erkranken, um etwa vier Prozent. Dass bei Lichen sclerosus der Sex schon im Anfangsstadium schmerzhafter wird, liegt auf der Hand: Das elastische Unterhaut-Gewebe der Vulva wird bei der nicht infektiösen, also nicht ansteckenden Autoimmunkrankheit durch körpereigene Zellen zerstört, was die Reizungen und Risse bedingt.
Schmerzen während der Penetration
Dabei schmerzt weniger die Vagina während des Verkehrs, eher treten während der Penetration äusserlich Schmerzen auf, und oftmals fühlt sich nach dem Sex alles extrem wund und empfindlich an. Gerade weil laut Schätzungen des Schweizer Vereins Lichen sclerosus jede fünfzigste Frau betroffen ist, empfiehlt es sich, selbst einen Blick in den Handspiegel zu werfen, um nach Verletzungen, Belag und Verklebungen der Labien zu schauen. Denn auch wenn die «weisse harte Flechte», was das griechische Lichen sclerosus übersetzt heisst, nicht heilbar ist, die Beschwerden sind durchaus gut in den Griff zu bekommen.
Ich mache nach jahrzehntelangem Jucken und Leiden mit Kokosöl beste Erfahrungen: kein Jucken und Brennen mehr, deshalb keine offenen Stellen, das Hautbild hat sich fast wieder normalisiert bzw. sehr verbessert. Erst mit diesem Artikel wurde mir wieder bewusst, dass ich die Krankheit immer noch habe.