Unsere Autorin Rebekka Bräm sinniert in ihrer Single-Kolumne «Single Way» in loser Folge über das Singleleben Anfang dreissig. Dieses Mal: Die schönen und schwierigen Seiten an Dates mit sich selbst.
Ich kann mich noch gut an das erste freie Wochenende nach der Trennung erinnern. Mein eingebautes Unterhaltungsprogramm hatte sich schlagartig in Luft aufgelöst und vor mir lagen 48 beklemmend lange Stunden. Nach einem selbstmitleidigen Samstag im Bett schleppte ich mich am Sonntagvormittag in ein Café, bestellte Scones und eine Limonade und begann zu lesen. Die Situation war ungewohnt und reizvoll, nur – wem schicke ich nun das schöne Bild von meinem Frühstück?
Beflügelt vom eigenen Mut besuchte ich als nächstes ein Kunstfestival. Anstatt die gezeigten Werke jedoch in Ruhe zu geniessen, hielt ich in erster Linie Ausschau nach potenziellen Partnern, um die entstandene Lücke so schnell wie möglich wieder zu schliessen. Als ich abends die dunkle Wohnung betrat, fühlte sich mein Alleinsein wie Versagen an.
Persönliche Genussmomente im Alltag
Ich plante meine Tage und Wochen akribisch durch, um seltener allein zu sein. Beinahe unmerklich jedoch schlichen sich persönliche Genussmomente in meinen Alltag. Ich begann, die Wohnung direkt nach dem Aufwachen mit meiner Lieblingsmusik zu fluten. Ich lachte laut über die Witze in meinem Kopf. Ich ass auswärts, bestellte dabei nicht das Günstigste auf der Karte und gönnte mir im Anschluss einen Drink.
Ich fing wieder an, mich beim Singen am Klavier zu begleiten und Texte zu schreiben. Und ich wagte mich in ein Wellnesswochenende, wo ich, allein zwischen unzähligen Heteropärchen, aufgedonnert ein Date mit mir genoss. Mein Smartphone aber wich mir nie von der Seite und ich schlürfte die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien auf wie eine Verdurstende.
Und dann, eines unscheinbaren Dienstags, kommt der Tag, an dem ich mich bei Hagel am Hirschenplatz zu einer Crêpe to go einlade und niemandem davon erzähle. Mein Handy liegt stumm in meiner Tasche und ich lasse mich durch die Strassen der Stadt treiben. Ich schlage den Mantelkragen hoch, stelle die Musik lauter und gehe beschwingten Schrittes davon in Richtung Ungewissheit.
Rebekka Bräm ist Sängerin und Kulturmanagerin.