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Die Sexfrage: Warum habe ich Schmerzen beim Sex?

Die Sexfrage: Warum habe ich Schmerzen beim Sex?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Diesmal geht es um Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs.

In meinem Praxisalltag erlebe ich oft, dass viele Betroffene die Gründe für ihre Schmerzen beim Sex nicht kennen und sie einen langwierigen Weg auf der Suche nach einer Antwort hinter sich haben.

Auffällig dabei ist, dass noch relativ unbekannte Ursachen häufig vorkommen: Allen voran die chronisch-entzündliche Hauterkrankung Lichen sclerosus. Dabei verhärtet sich das kollagene Bindegewebe unter der obersten Hautschicht und führt dazu, dass die betroffene Stelle schrumpft, was vor allem beim Geschlechtsakt zu starken Schmerzen führt und mit quälendem Juckreiz einhergeht. Die Diagnose kann nur anhand einer Gewebeprobe von einer Spezialistin oder einem Spezialisten gestellt werden. Fragt am besten bei euer Frauenärztin oder eurem Frauenarzt nach.

Eine weitere Ursache kann Endometriose sein. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter, die chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen zur Folge haben kann. Viele Betroffene verspüren dadurch starke Schmerzen beim Sex. Die Diagnose wird anhand einer Ultraschalluntersuchung, einer Bauchspiegelung und seit neustem anhand eines Speicheltests gestellt.

Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur

Vaginismus kann eine Folge von psychischen Ursachen sein und zeigt sich in einer unwillkürlichen Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, was eine Penetration kaum oder nicht möglich macht. Verwechselbar ähnliche Symptome weist die provozierte Vestibulodynie auf, die bei Druck oder Bewegung an der Vaginalöffnung starke Schmerzen auslöst. Eine provozierte Vestibulodynie ist nervlich bedingt und kann von Fachärzt:innen anhand eines Wattestäbchentests von einem Vaginismus unterschieden werden.

Ein weiterer, eher unbekannter Grund für Schmerzen beim Sex könnte ein entzündeter Pudendusnerv sein. Er versorgt die Beckenbodenmuskulatur, die Genitalien und den Damm. Ist dieser Nerv entzündet, ist der Geschlechtsverkehr für Betroffene qualvoll.

Häufig sind auch Infektionen und Entzündungen Auslöser für Schmerzen beim Sex. Dazu gehören Pilzinfektionen und sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhoe, Genitalherpes und Syphilis. Diese können anhand eines Abstrichs oder einer Blutentnahme bei einer Fachstelle, einer Gynäkologin oder Urologin bzw. einem Gynäkologen oder Urologen diagnostiziert werden. Nicht zu vergessen: Ureaplasmen – ein Bakterium, mit dem man sich ebenfalls über den Geschlechtsverkehr anstecken kann, das jedoch nicht als «klassische Geschlechtskrankheit» gilt und selten getestet wird.

Anatomische Ursachen

Sind die Betroffenen in den Wechseljahren, leiden sie unter einem Östrogenmangel: Die Vaginalschleimhaut wird dadurch deutlich dünner und trockener, was bei einer Penetration Schmerzen verursachen kann. Auch schlecht verheilte Narben nach einer Geburt mit Dammriss/-schnitt oder eine zu straff vernähte Beckenbodenmuskulatur können beim Sex weh tun und werden als Ursache oft nicht berücksichtigt.

Last but not least: Wenn Sexualpartner:innen anatomisch vom Grössenverhältnis her nicht zusammenpassen, wenn also beispielsweise die Vagina eher eng und der Penis eher gross gebaut ist, kann dies ebenfalls ein Grund sein, weshalb der Sex während der Penetration so gar keinen Spass macht.

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- sowie Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht.

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