Ich spreche Sie ganz gezielt mit Ihrem vollen Namen an. Denn im Rampenlicht stehen Sie zwar immer als die Frau von George Clooney, aber Sie sind weit mehr als das. Sie sind Anwältin mit den Spezialgebieten Menschenrechte, Strafrecht und internationales Recht. Momentan arbeiten Sie für eine Londoner Kanzlei, wo Sie als Beraterin für Regierungen und die Vereinten Nationen tätig sind. Sie sprechen fliessend Arabisch, Französisch und Englisch, haben ein Handbuch für Anwälte geschrieben, Sie stehen für Flüchtlinge ein und haben kurzerhand einen flüchtigen Mann aus dem Irak bei sich aufgenommen. Darüber hinaus haben Sie mit Ihrem Mann zusammen eine eigene Organisation, die Clooney Foundation for Justice, welche sich um all diejenigen kümmert, die aus ihrem Heimatland vertrieben worden sind. Als wäre das nicht schon genug, sind Sie nun seit kurzem auch noch Sonderbotschafterin für Medienfreiheit und setzen sich weltweit für Journalismus ein. Sie sind eine richtige Karrierefrau.
Man sagt ja, dass Karrierefrauen «schön, erfolgreich und einsam» seien. Auf Sie trifft diese Aussage nicht zu – das Stereotyp «alleinstehende Karrierefrau» ist hier fehl am Platz. Denn nach Trennungsgerüchten zu Anfang des Jahres strahlen Ihr Ehemann und Sie derzeit wieder um die Wette, wenn Sie Seite an Seite über die roten Teppiche dieser Welt schreiten. Und Ihr Ehemann betont in Interviews immer und immer wieder, wie stolz er auf Sie ist und dass Sie nicht nur sehr engagiert, liebevoll und wunderschön, sondern auch noch witzig seien. Sie machen Karriere, sind verheiratet, haben zwei Kinder und setzen sich für Menschen ein. Wirklich bewundernswert.
Aber wissen Sie, was mich stört? Dass Sie eben trotzdem viel zu oft auf Ihr Aussehen reduziert werden und dadurch Ihre Tätigkeit in den Hintergrund gerückt wird. Denn wenn ich Ihren Namen google, stosse ich dabei hauptsächlich auf Artikel zu Ihrem Ehemann – und zu Ihrem Style. Das ist schade und nicht okay. Verstehen Sie mich nicht falsch, mir gefällt Ihr Stil auch. Aber wie Sie sich für Menschen einsetzen, ist viel bemerkenswerter und verdient wesentlich mehr Aufmerksamkeit. Gern kann man über Ihr rotes Kleid berichten, das Sie an der Konferenz Defend Media Freedom getragen haben. Dabei sollte man aber ebenfalls erwähnen, wie Sie sich an diesem Tag für die philippinische Journalistin Maria Ressa eingesetzt haben und für die Pressefreiheit auf den Philippinen kämpfen.
Es gibt so viele Gründe, weswegen man über Sie berichten könnte. Ihr Aussehen und Ihre Beziehung sind hierbei nur zwei kleine und doch eher unbedeutende Details. Genauso wie Ihr Ehemann sind Sie zwar schön – aber genau wie er sind auch Sie eine eigenständige Person und nicht die Ehefrau von irgendjemandem. Es ist Schwachsinn, als Anhängsel bezeichnet zu werden oder überhaupt zu erwähnen, mit wem man liiert ist – oder nicht. Sie sind eine tolle Frau. Und ich bewundere Sie dafür, was Sie in der Welt bewegen und für die Person, die Sie sind. Dafür, dass Sie sich für eine bessere Welt einsetzen, für Minderheiten einstehen und für viele Frauen, darunter auch für mich, ein Vorbild sind.
Herzlichst, Gina Sergi