Liebe & Sex
Kolumne «Single Way»: Nach der Trennung kommen die Dating-Apps
- Text: Rebekka Bräm
- Bild: Stocksy
Unsere Autorin Rebekka Bräm sinniert in ihrer Kolumne «Single Way» über das Singleleben Anfang dreissig. Dieses Mal: Warum Schubladen bei Dating-Apps ganz gut sind.
Am Abend der Trennung vom Mann meines Lebens fahre ich mit einer Flasche Wein zu meiner besten Freundin und erstelle ein Parship-Konto. Ich befasse mich lieber mit dem Ausfüllen eines Onlineformulars als mit mir selbst. Ein Schutzmechanismus, den ich in den kommenden Wochen kultiviere. Ich teile meinen Eltern mit, dass sie sich diese spezifischen Enkelkinder abschminken können, und melde mich bei Tinder an. Der Verflossene holt seine Möbel ab und ich bin auf Bumble.
Parship ist retrospektiv eine denkbar schlechte Wahl für mich. Hier tummeln sich die ernsthaftesten aller Ernsthafte-Beziehung-Suchenden. Hier hat niemand Nerven für Kapriolen, hier wird gematcht, getroffen, geheiratet. Tinder passt besser zu mir, auch wenn es mich masslos überfordert. Ich traue meinen Augen kaum ob der schier endlosen Auswahl an unterschiedlichsten Männertypen. Wie um mir zu beweisen, wie vorurteilsfrei und offen ich bin, treffe ich mich in der Folge mit allen von ihnen.
Den Anfang macht Paweł. Im Vorfeld löst jedes Nachrichtensignal Herzklopfen aus, am Tag des Rendez-vous bin ich für nichts zu gebrauchen und blicke unzählige Male beruhigend in die Augen meines Spiegelbilds. Aber dann steht er vor mir und ist mir völlig fremd. Ich will vom ersten Moment an nur noch weg, quäle mich aber durch einige Stunden Konversation, bevor ich es über mich bringe, ihm (per SMS! Mit dreissig!) zu sagen, dass das nicht klappen wird zwischen uns.
Nach jedem schmerzhaft missmatchten Date wird mein Filter feinmaschiger. Schubladisierung ist vielleicht schlecht für ein friedliches Zusammenleben, für mein Wohlbefinden aber tut sie Wunder. Womit wir bei Bumble wären: Die dezent feministische Dating-App sortiert die übelsten Machos bereits aus. Nach einer kurzen Feldstudie musste ich nämlich feststellen, dass ich mit Idioten nicht schlafen kann.
Und so kommt Luca und mit Luca komme auch ich. Er ist auf keinen Fall das Ende meiner Reise. Aber er ist so etwas wie ein Anfang.
Rebekka Bräm ist Sängerin und Kulturmanagerin. An dieser Stelle sinniert sie in loser Folge über das Singleleben Anfang dreissig.