Body & Soul
Kolumne «Beauty Doc»: Das müsst ihr über das Mami-Makeover wissen
- Text: Natasha Forster
- Bild: Stocksy; Collage: annabelle
Seit Jahren geniesst das Mami-Makeover Podiumsplätze auf der Hitliste der lohnenswertesten Eingriffe. Unser Beauty Doc erklärt, wie ein Mami-Makeover abläuft und warum der nett anmutende Ausdruck trügerisch ist.
Ein Baby ist in der Regel ein grosses Geschenk. Gott sei Dank, denn sonst könnte man diesem kleinen Ding nie verzeihen, was es seinem Inkubator für bleibenden körperlichen Schaden anrichtet: Hilfe, wo sind meine Brüste hin, wieso sehe ich immer noch aus als wäre ich im siebten Monat schwanger und warum sieht mein Bauchnabel aus wie ein Lichtschalter?
Bei fast allem was uns an unseren Körpern im Verlaufe der Jahre zu stören beginnt, kann der gleiche Übeltäter identifiziert werden: das Bindegewebe. Es ist das Gerüst für unsere Zellen und gibt so sämtlichen Komponenten unseres Körpers ihre Form. Die Strapazierfähigkeit des Bindegewebes hat jedoch kaum etwas mit gesundem Lifestyle und mit von aussen in Crèmes oder Ampullen zugeführtem Kollagen zu tun, sondern vornehmlich mit der Genetik.
Schwangerschaftsstreifen sind zerrupftes Bindegewebe
Was heisst das für die frisch gebackene Mutter? Sie sieht deshalb noch schwanger aus, weil sich das Kind über neun Monate im Bauch ausbreitet und dieser an seiner schwächsten Stelle, an der Bindegewebsbrücke zwischen den geraden Bauchmuskeln, nachgibt. Auch die Schwangerschaftsstreifen sind im Wesentlichen nur zerrupftes Bindegewebe. An der Brust hingegen ist Letzteres nur ein Teil des Problems. Durch die Hormonveränderungen verändern sich auch die Menge und das Verhältnis von Drüsengewebe zu Fettgewebe, und dies oft zu Ungunsten des Volumens. Das Frustrierende: Man kann nichts dafür.
Den Babyspeck aus eigener Kraft loszuwerden, ist oft möglich, auch eure Muskeln könnt ihr trainieren, aber gegen eure Hormone und die Elastizität eures Bindegewebes seid ihr ohnmächtig. Kein Wunder also, geniesst das sogenannte Mami-Makeover seit Jahren Podiumsplätze auf der Hitliste der lohnenswertesten Eingriffe. Der nett anmutende Ausdruck ist allerdings trügerisch.
3 bis 4 Stunden Vollnarkose, 4 Tage Spitalaufenthalt
Wer sich darunter einen Freundinnen-Nachmittag in flauschigen Bademänteln vorstellt, wird ernüchtert sein: 3 bis 4 Stunden Vollnarkose, 4 Tage Spitalaufenthalt, 6 bis 8 Wochen Erholungszeit. Erschlafftes Bindegewebe lässt sich eben nicht minimalinvasiv und auch nicht in der Mittagspause behandeln. Die chirurgischen Schlagwörter sind: Abdominoplastik (Bauchstraffung) und Mastopexie (Bruststraffung).
Mit der Abdominoplastik werden gleichzeitig die überschüssige Haut entfernt und die Bauchmuskeln durch Raffung des Bindegewebes wieder zueinander gebracht. Ein allfälliger Nabelbruch (ihr erinnert euch an den Lichtschalter) kann ebenfalls mitkorrigiert werden. Der Preis dafür ist eine Narbe, die knapp oberhalb des Schamhügels beginnt und seitlich bis über die Hüftknochen reicht. Ja, die ist lang, aber sie ist relativ gut zu verbergen. Bei den Brüsten stimmt das Verhältnis von Inhalt zu Hülle nicht mehr, was aber nicht zwingend heisst, dass es mehr Volumen braucht. Oft reicht es aus, das Gewebe einfach besser zu büscheln.
Es mag zwar verlockend sein, ein Silikonimplantat einzuführen, aber wenn hängende Wassermelonen nicht das Ziel sind, dann ist das allein nicht die Lösung. Für den «Push» kommen wir nicht um eine Entfernung der überschüssigen Haut mit dem klassischen ankerförmigen Schnitt herum. Ja, Narben – die Währung der plastischen Chirurgie. Bemerkenswert aber ist, wie oft sich Patientinnen im Nachgang über die Form beschweren, und wie selten über die anfänglich so schockierend erscheinenden Narben.
Natasha Forster (43) ist Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. Sie führt die Klinik Swissparc in Zürich und ist Belegs- und Konsiliarärztin an diversen öffentlichen Spitälern