Body & Soul
Kolumne «Beauty Doc»: Das müsst ihr über Botox-Behandlungen wissen
- Text: Natasha Forster
- Bild: Stocksy; Collage: annabelle
Seit zwanzig Jahren wird Botox als Verjüngungskur eingesetzt. Was es zu beachten gilt, wenn man damit Falten auf die Pelle rücken will, erklärt unser Beauty-Doc Natasha Forster.
Eine Party wäre angesagt – eine Botoxparty! Denn Botox hat Geburtstag. Also nicht Botulinumtoxin, der eigentliche Inhaltsstoff. Nein, die Anwendung des Toxins als Wundermittel der Verjüngung feiert dieses Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag.
Vielleicht eklig, aber wahr: Botulinumtoxin – Botox ist nur der Markenname des ersten Herstellers Allergan – wird von einem Bakterium namens Clostridium botulinum produziert. Entdeckt wurde es schon 1817 von einem deutschen Dichter und Mediziner, der mehrere Patient:innen mit Lähmungserscheinungen behandelte, die alle von der gleichen und vermutlich verdorbenen Wurst gegessen hatten. Daher auch der Name: «Botulus» heisst auf lateinisch Wurst.
Eines der potentesten Giftstoffe, die es gibt
Botulinumtoxin ist eines der potentesten Giftstoffe, die es gibt – nur ein Teelöffel davon, genauer 39 Gramm, würden ausreichen, um alle 5 Milliarden Menschen auf dieser Welt innert Kürze zu töten. Das Toxin blockiert die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel und wenn es über den Blutkreislauf die Atemmuskulatur erreicht, endet das rasch tödlich. Das Schlagwort also lautet: Microdosing! Die tödliche Dosis von Botulinumtoxin beträgt etwa 2500 Einheiten. Und für die Stirn von Nicole Kidman benötigt man etwa 50 Einheiten.
«Botulinumtoxin ist eines der potentesten Giftstoffe, die es gibt – nur ein Teelöffel davon würden ausreichen, um alle 5 Milliarden Menschen auf dieser Welt innert Kürze zu töten.»
Die erste medizinische Anwendung von Botulinumtoxin im Jahr 1978 hatte noch nichts mit Falten zu tun, sondern war zur Behandlung des Schielens. Rasch wurde jedoch das Spektrum ausgeweitet. Bis heute wird es mit Erfolg eingesetzt bei Muskelspasmen etwa bei Kinderlähmung, bei hyperaktiven Harnblasen, Analfissuren, übermässigem Schwitzen, Migräne, Zähneknirschen und sogar als Antidepressivum – wer nicht grimmig schauen kann, fühlt sich weniger grimmig.
Sollte man schon mit zwanzig ein lebenslanges Botox-Abo lösen?
Erst 2002, also eben genau vor zwanzig Jahren, erfolgte dann die Zulassung von Botulinumtoxin als Gesichtsverjünger. Aber kann es das überhaupt? Was Botox sicher kann, ist, die Bildung von Falten zu bremsen. Auch ein Baby legt die Stirn in Falten, wenn es weint. Aber in entspannter Stimmung sichtbar werden diese erst, wenn über viele Jahre die Falten im immer spröderen Bindegewebe eingekerbt werden. Sollte man also schon mit zwanzig ein lebenslanges Botox-Abo lösen? Vielleicht – wenn dir die Idee eines völlig ausdruckslosen Gesichtes gefällt, das mit der Zeit weder zu deinem Hals noch zu deinem restlichen Körper passt. Und gegen die Erschlaffung der Haut nützt das Botox eben auch nichts.
Schlussendlich verrät die Tatsache, wie schnell du einen Instagram-Post verfassen kannst, ohnehin mehr über dein Alter als die Anzahl Falten auf deiner Stirn. Es ist aber schliesslich ein Geburtstag, da wollen wir nicht so negativ sein. Gezielt eingesetzt kann Botox diejenige Grimasse, die deine verhasstesten Fältchchen auslöst, für drei bis vier Monate verlässlich abschwächen. Und immerhin sind die klassischen Botox-Fails wie die Mephisto-Augenbrauen – zu tief hängende, müde Brauen mit glänziger Stirn – oder eine unbewegliche Entenschnabeloberlippe ebenso verlässlich nur temporär. Also: Happy Birthday, Botox!
Natasha Forster (43) ist Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. Sie führt die Klinik Swisspark in Zürich und ist Belegs- und Konsiliarärztin an diversen öffentlichen Spitälern.