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Kolumne «Beauty Doc»: Alles über abstehende Ohren

Kolumne «Beauty Doc»: Alles über abstehende Ohren

Wer stark abstehende Ohren hat, leidet oft schon in der Kindheit. Unser Beauty-Doc Natasha Forster klärt über den kosmetischen Eingriff auf.

Kinder sind gnadenlos. Alles, was aus ihrem vertrauten Bild der Norm fällt, wird gänzlich ungefiltert kommentiert – gern auch auf dem Pausenplatz. Der Klassiker für solches Knirpsen-Mobbing sind Abstehohren; auf dem Spielplatz auch als Dumbo-Ohren bekannt und in der Medizin als Otapostasis bezeichnet. Das zum Gespött assoziierte Adjektiv ist dabei weder «niedlich» noch «cool», sondern meist «dumm». Dabei sind Abstehohren medizinisch gesehen ein rein kosmetisches Problem. Sie werden wohl genetisch vererbt, weisen aber weder auf mangelnde Intelligenz noch auf sonstige Fehlbildungen oder Erkrankungen hin.

Anatom:innen haben das perfekte Ohr mit Winkeln, Formen und Dimensionen definiert, aber die wenigsten von uns haben Ohren wie aus dem Lehrbuch. Und entscheidend dafür, ob man zur Disneyfigur degradiert wird oder nicht, ist eigentlich nur der Abstand vom Ohrmuschelrand zum Schädel. Dieser übersteigt die erwünschten zwei Zentimeter meist dann, wenn entweder der muldenförmige Anteil des Ohrknorpels zu gross und/oder zu tief ist oder wenn der obere Schenkel beziehungsweise der obere Falt des Ohrwulstes zu schwach oder gar nicht ausgebildet ist.

Um möglichen Hänseleien zuvorzukommen, möchten Eltern verständlicherweise so früh wie möglich handeln. Fällt einem also schon gleich nach der Geburt auf, dass das kleine Wesen flatternde Ohren hat, dann können diese mit Klebestreifen nachhaltig in eine optimalere Position modelliert werden. Schon nach den ersten drei Tagen sinkt jedoch der Östrogenspiegel, der den Knorpel besonders formbar macht so weit, dass auch noch so fleissiges Kleben langfristig nicht halten wird.

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«Die wenigsten von uns haben Ohren wie aus dem Lehrbuch.»

Der ideale Zeitpunkt für eine chirurgische Korrektur kommt dann, wenn das Ohr nahezu vollständig ausgebildet ist, also etwa mit sechs Jahren. Eine obere Alterslimite gibts es zumindest technisch gesehen aber nicht. Bei der Korrektur, die meist in kurzer Vollnarkose erfolgt, wird der Knorpel wo nötig gefaltet und mit Nähten in der gewünschten Form und Position fixiert, entweder über einen kleinen Schnitt in der Furche hinter dem Ohr oder über kleine Stiche. Kann der Knorpel in der neuen Position vernarben, so hält das Resultat eigentlich lebenslang.

Knorpel ist aber leider so fragil, dass es während dieses Prozesses nur einen kurzen Rupf am Ohr braucht, um eine Haltenaht auszureissen und den Dumbo- Status wieder herzustellen. Dies war in den Achtzigern noch einfacher zu verhindern, denn das standardmässig verordnete Stirnband acht Wochen lang Tag und Nacht zu tragen, finden die meisten Kids heute eher uncool.

Dass Abstehohren medizinisch betrachtet ein rein ästhetisches Problem sind, machen sich die Krankenkassen zum Vorteil und übernehmen die Kosten nur, wenn ein «erheblicher psychischer Leidensdruck» vorliegt – eine Definition, die viel Interpretationsspielraum offen lässt. Es lohnt sich also, hartnäckig zu sein. Andererseits kostet die Operation auch nur unwesentlich mehr als ein Familientrip ins Disneyland – und auf Ferien zu verzichten haben wir ja jetzt alle geübt.

Natasha Forster (43) ist Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. Sie führt die Klinik Swisspark in Zürich und ist Belegs- und Konsiliarärztin an diversen öffentlichen Spitälern.

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