Was tun, wenn der Sprössling keine Hausaufgaben machen will?
Martina Krieg, Erziehungsberaterin
Was raten Sie Eltern, wenn das Kind einfach nicht lernen will?
Sie sollten versuchen herauszufinden, warum sich das Kind sträubt. Kinder sind nämlich selten einfach zu faul zum Lernen. Vielleicht sind sie frustriert, weil sie den Stoff nicht verstehen. Oder weil sie nicht wissen, wie sie lernen sollen. Denn Lerntechniken werden in der Schule zu wenig thematisiert.
Was, wenn das Kind doch lernfaul ist?
Dann müssen die Eltern klare Regeln zu Lernzeit und -dauer abmachen. Zudem ist es wichtig, dass die Eltern am Lernstoff Interesse zeigen und etwa sagen: «Erklär mir doch mal, was du in Geschichte gelernt hast.» Wenn Kinder den Stoff erklären müssen, hat das den grössten Lerneffekt.
Dürfen Eltern das Kind zum Lernen erpressen?
Mit einer angedrohten Strafe lernen Kinder nur noch unter Angst und am Ende gar nicht mehr. Man soll Kinder auch nicht mit materiellen Anreizen locken. Besser ist es, wenn man Kindern im Primarschulalter Zuwendung und Zeit schenkt.
Marika Passerini, Primarlehrerin in Eglisau
Gehen Sie davon aus, dass die Eltern den Stoff mit ihren Kindern lernen?
Der Lehrplan des Kantons Zürich schreibt vor, dass die Schüler die Hausaufgaben selbstständig erledigen können und die Arbeitstechniken dazu kennen. Wichtig ist es, dass Eltern zuhause gute Rahmenbedingungen fürs Lernen schaffen, also dafür sorgen, dass das Kind einen ruhigen Arbeitsplatz hat und richtig ernährt wird.
Wie lange soll gelernt werden?
Für Unterstufenschüler ist bis zu einer halben Stunde pro Tag okay. Für Mittelstufenschüler sollte eine Stunde obere Grenze sein.
Befürworten Sie es, wenn Eltern mit den Kindern für die Schule lernen?
Bittet ein Kind um Hilfe, dürfen Eltern gerne helfen. Es gibt Aufgaben wie Wörter abfragen, bei denen eine Unterstützung sinnvoll ist. Heikel ist es, wenn Kinder sich gegen eine Mithilfe der Eltern wehren.
Sollen sich Eltern in den Stoff einarbeiten, um ihn erklären zu können?
Es ist nicht das Ziel, dass Eltern für die Schule arbeiten. Lieber suchen sie den Kontakt zur Schule und holen sich dort Hilfe.
Ana Scheifele, Mutter von zwei Söhnen (8- und 12-jährig) und einer 6-jährigen Tochter
Lernen Sie mit Ihren Söhnen für die Schule?
Ja, vor allem mit dem älteren, der in die Oberstufe geht. Ich frage Wörter ab und übe mit ihm Geografie und Geschichte.
Wann lernen Sie mit ihm und wie lange?
Seit er in der Oberstufe ist, setze ich mich täglich mit ihm hin. Um 21 Uhr ist aber Schluss.
Was machen Sie, wenn Ihre Söhne keine Lust auf Hausaufgaben haben?
Beim jüngeren Sohn habe ich das noch nicht erlebt. Damit sich der ältere beim Lernen nicht in letzter Sekunde ans Pult setzt, hilft meist nur noch erpressen: Wenn er nicht lernt, gibt es ein Fernseh- und Ausgehverbot.
Sind Sie auch schon ausgerastet?
Ja. Es regt mich besonders auf, wenn meinem älteren Sohn abends um neun Uhr «in den Sinn kommt», dass ich ihm noch eine DVD für einen Vortrag am nächsten Tag brennen soll.