Familie
Ein-Kind-Familien: 5 Mütter erzählen, warum es bei einem Kind bleibt
- Text: Marie Hettich
- Bild: Stocksy
Aus welchen Gründen entscheiden sich Mütter gegen ein zweites Kind? Und warum fühlen sie sich damit oft schuldig? Wir haben mit fünf Frauen gesprochen.
Weltweit sinkt die Geburtenrate. Im Schnitt hatten Frauen in der Schweiz 1970 noch 2,1 Kinder bekommen – 2022 waren es nur noch 1,4. Demograf:innen gehen davon aus, dass diese Zahlen global noch weiter zurückgehen werden.
Die Zahlen zeigen, dass einerseits immer mehr Menschen gar keine Kinder bekommen – und andererseits, dass die Kinderanzahl pro Familie zurückgeht. Das Schweizer Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) etwa spricht im Rahmen der neuen Studie «Unbundling the Family» von einem «Trend zu kleineren Familien». Doch gelte die Zwei-Kind-Familie bis heute als das vorherrschende Ideal.
Die Norm der Zwei-Kind-Familie
Auch Demograf Wolfgang Lutz betonte im Interview mit der «Sonntagszeitung»: «In Europa herrscht nach wie vor die Norm der Zwei-Kind-Familie, auch wenn diesem Ideal immer weniger nachgelebt wird.»
Wir wollten wissen: Was sind die Gründe von Müttern in der Schweiz, es bei einem Kind zu belassen? Darum haben wir vor wenigen Wochen über einen Instagram-Aufruf Frauen gesucht, die mit uns darüber reden würden.
Die Flut an Nachrichten hat uns überrascht. Und gezeigt: Das Bedürfnis, über die Beweggründe zu reden, ist offenbar gross. Viele der Frauen haben oder hatten Schuldgefühle, «nur» ein Kind zu wollen. Das Thema Einzelkind polarisiert.
Cheyenne (45): «Wir haben keine Grosseltern in der Nähe – dieser Aspekt wird oft unterschätzt»
Wenn mein Partner und ich mit unserer sechsjährigen Tochter das Ferienprogramm besprechen, reden drei Leute mit – und das finde ich absolut ausreichend. Für mich ist es eine krasse Vorstellung, wenn noch mehr Bedürfnisse in unserem Familienalltag Platz haben müssten. Ich kenne es auch nicht anders – mein Partner und ich sind beide Einzelkinder. So kennen wir Familie; das war und ist unsere Normalität.
Dass wir wiederum gesellschaftlich nicht der Norm entsprechen, spüren wir immer wieder. Oft kommt die Frage: Ah, ihr habt nur ein Kind? Das überrascht die Leute. Mein Partner und ich hosten zusammen den Eltern-Podcast «Rotzphase» und haben auf unsere Folge zum Thema Einzelkinder extrem viele Rückmeldungen bekommen. Viele haben sich bedankt, dass endlich mal jemand offen darüber spricht. Es haben gefühlt alle Eltern eine Meinung zum Thema.
Mir geht dieses ewige Werten in unserer Gesellschaft auf den Keks. Ich habe eine Freundin, die vier Kinder hat – und etliche in unserem Bekanntenkreis haben gar keine Kinder. All das ist normal und okay.
Ich war 39 und mein Partner 50, als unsere Tochter zur Welt kam. Unser Alter spielt bei der Entscheidung, dass es bei einem Kind bleibt, definitiv eine grosse Rolle. Ich bin mir aber gar nicht so sicher, ob wir anders entschieden hätten, wenn wir noch jünger gewesen wären.
Mein Leben besteht für mich aus verschiedenen Teilen – und alle sind mir wichtig: Ich bin Mutter, ich habe eine Beziehung, einen tollen Job – und ich bin auch einfach ich. Mich erfüllt vieles. Würde Care-Arbeit noch mehr Raum einnehmen, glaube ich nicht, dass ich mit meinem Leben zufrieden wäre.
Es ist wirklich eine toughe Aufgabe, einen Menschen ins Leben zu begleiten. Ich würde mir auch gar nicht zutrauen, mit meinen Ansprüchen, die ich an mich selbst als Mutter stelle, noch mehr Kinder zu haben. Ich glaube, meine Energie würde nicht für alle ausreichen.
Wir haben auch keine Grosseltern in der Nähe. Ich finde, dieser Aspekt wird oft unterschätzt – da ist eine Ein-Kind-Familie gegebenenfalls mehr am Anschlag als eine mehrköpfige Familie, die im Alltag viel Unterstützung hat.
Weil unsere Tochter keine Geschwister hat, sind wir auf regelmässige Play Dates angewiesen und spielen oft selbst mit ihr, auch wenn wir in dem Moment oft lieber etwas anderes machen würden. Manchmal frage ich mich schon, ob es nicht egoistisch ist, unserem Kind ein Gspänli vorzuenthalten – gerade auch wenn ich an später denke, wenn wir mal alt werden.
Aber für mich überwiegen die Vorteile ganz klar – auch die ganz praktischen: Man spart mit nur einem Kind eine Menge Geld und findet in der Stadt auch leichter eine Wohnung.
Myriam (40): «Abzutreiben war die schwierigste Entscheidung meines Lebens»
Ich habe eine Bekannte, die immer die richtigen Fragen stellt. Als ich mir überlegte, ein zweites Kind zu bekommen, fragte sie mich: Myriam, warum möchtest du noch ein Kind? Was fehlt dir jetzt? Und ich musste feststellen: Mir fehlt überhaupt nichts, ich finde es zu dritt absolut stimmig.
Ein halbes Jahr, nachdem mein Mann und ich uns gegen ein zweites Kind entschieden, wurde ich schwanger. Ich war gerade dabei, mich selbstständig zu machen. Abzutreiben war die schwierigste Entscheidung meines Lebens. Es fühlte sich wie ein riesengrosser Tabubruch an, als Frau, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einem hübschen Häuschen lebt, ein Kind abzutreiben – und damit unserem Sohn ein Geschwisterkind vorzuenthalten.
Dennoch war die Entscheidung goldrichtig. In einer Hypnose sah ich uns mit dem zweiten Kind: Ich sah meine glücklichen Eltern, Gotti und Götti vor mir – ganz klar und in Farbe. Und dann sah ich uns, wie wir als Schatten unserer selbst neben dem Stubenwagen standen. Ich fühlte mich während der Hypnose wie eine Schauspielerin in meinem eigenen Leben.
Das hat viel in mir ausgelöst und mich realisieren lassen, wie ich lange Zeit völlig unhinterfragt davon ausgegangen war, dass auf ein Kind noch ein weiteres folgt. Auch meine Eltern haben mich immer gefragt, wann das zweite Kind kommt – nicht, ob wir eines wollen.
Mir wurde klar, wie sehr wir Frauen unseren Wert auch immer noch an der Kinderanzahl festmachen. Wie wichtig uns ist, was andere denken und was gesellschaftlich von uns erwartet wird. Mein Partner sagte mal zu mir, er sei in erster Linie mit mir verheiratet, weil er mit mir zusammen sein will, und nicht, um Kinder zu bekommen. Das war für mich auch ein Eyeopener.
Meine zweite Schwangerschaft sehe ich als Learning: Mit einer tiefen Entschlossenheit für mich und meine eigenen Vorstellungen von meinem Leben einzustehen. Mir das aus vollem Herzen zu erlauben.
Aus der heutigen Perspektive schaue ich verwundert auf Mütter, die trotz ihrer riesengrossen Erschöpfung ein zweites oder sogar drittes Kind bekommen. So, als müsste es so sein, als hätten sie keine andere Wahl. Und dann denke ich mir manchmal: Diese Mütter erwarten unbewusst vielleicht, dass ihre Kids sie glücklich machen und ihnen eine sinnvolle Lebensaufgabe geben. Doch das ist nicht die Aufgabe der Kinder.
Jede:r muss selbst die Verantwortung für Erfüllung im eigenen Leben übernehmen – und die Kinder sollten uns dabei zuschauen und lernen, was es bedeutet erfüllt durchs Leben zu gehen. Da habe ich lieber mehr Kräfte und Energie, um die Zeit mit meinem Sohn auch wirklich zu geniessen – und gut zu mir selbst zu schauen.
Ariane (34): «Muttersein erfüllt mich nicht»
Ich habe immer wieder so Tage, an denen ich denke: Puh, gar keine Lust und Energie gerade, schon wieder die Bedürfnisse eines anderen Menschen zu erfüllen. Ich würde mich jetzt sehr gerne einfach mal wieder um mich selbst kümmern. Dass ich beruflich mit Kindern arbeite, spielt hier vielleicht auch mit rein; der ständige Lärmpegel, die grosse Verantwortung. Trotzdem ist das etwas anderes: Von meinem Job kann ich mich abgrenzen, für das eigene Kind fühlt man sich 24/7 verantwortlich – und es konfrontiert einen mit den eigenen Triggerpunkten.
Mein Partner und ich haben bei einem gemeinsamen Abendessen entschieden, dass wir kein zweites Kind wollen. Dabei bin ich immer davon ausgegangen: Ja eh noch ein zweites, das machen ja alle so! Das Thema kam damals ganz plötzlich auf, da war unsere Tochter etwa anderthalb. Ohne vorher gross darüber zu reden, war es für uns beide einfach klar.
Mein Partner möchte vor allem aus ökologischen Gründen keine weiteren Kinder. Er findet auch die Vorstellung schlimm, dass unsere Tochter mal zu einem Klimaflüchtling werden könnte. Am zweiten Geburtstag unserer Tochter ist der Ukrainekrieg ausgebrochen – da war für ihn endgültig klar, dass er in diese Welt keine weiteren Kinder setzen will.
Unsere Tochter wurde im Winter 2020 geboren. Nach ein paar Tagen ging mein Mann wieder arbeiten und ich war monatelang allein mit dem Baby zuhause – inmitten der Corona-Pandemie. Ich war so einsam, fühlte mich abgeschnitten von der Welt. Mein Mann war damals noch in der Landwirtschaft tätig, hatte sehr lange Arbeitstage. Ich trug quasi die alleinige Verantwortung für unser Kind.
Diese Zeit ist mir extrem eingefahren. Da habe ich realisiert: Muttersein erfüllt mich nicht. Diese Tagesabläufe, die ums Kind kreisen, nehmen mir oft die Luft zu atmen. Jetzt ist unser Kind vier und allmählich fühle ich mich wieder frei. Wir sind vom Land in die Stadt gezogen, das hat auch einen grossen Unterschied bewirkt. Ich fühle mich hier weniger allein und auf mich selbst gestellt. Und wir haben mehr Support: Unsere Tochter kann jetzt auch bei ihren Cousin:en übernachten.
Auf dem Spielplatz kann ich mittlerweile auch mal ein Buch lesen und muss nicht nonstop präsent sein. Das tut so gut – langsam wieder bei mir selbst anzukommen. Mit einem Baby würde alles wieder von vorn anfangen.
Für mich hat all das auch eine politische Komponente: Mit einem Mutterschutz vor der Geburt und einer gemeinsamen Elternzeit wäre unser Start ein ganz anderer gewesen. Wer weiss, ob ich dann vielleicht ein zweites Kind gewollt hätte.
Sarah (36): «Mich schrecken Familien mit mehreren Kindern ab»
Unser Sohn ist erst drei Monate alt, aber ich weiss jetzt schon, dass ich kein weiteres Kind möchte. Eigentlich wusste ich das schon vor meiner Schwangerschaft, dass ich – wenn überhaupt – nur ein Kind will. Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Familien mit mehreren Kindern in meinem Umfeld ziemlich abschrecken: Die Stimmung zwischen den Eltern ist oft eisig; sie haben sich kaum mehr was zu sagen, sind konstant an ihrer Belastungsgrenze.
Mein Partner und ich spüren das jetzt schon, mit nur einem Kind: Unser Eheleben leidet, wir streiten mehr. Mir ist aber wichtig, eine schöne Beziehung zu haben. Ich will nicht jahrelang warten müssen, bis wir irgendwann wieder mehr Zeit füreinander haben – um dann festzustellen, dass der Zug längst abgefahren ist.
Ich möchte auf keinen Fall, dass unser Kind ein Scheidungskind wird – dann kann ich viel eher damit leben, dass er ein Einzelkind bleibt. Auch wenn mir das nicht ganz leicht fällt, denn ich habe selbst zwei Geschwister, die mir viel bedeuten. Wir könnten uns ein zweites Kind auch gar nicht leisten, so viel, wie die Kitas hier in der Schweiz kosten.
Aber auch die Vorstellung, nochmal eine Schwangerschaft mitmachen zu müssen, finde ich schwierig: Ich war 35, als ich schwanger wurde – und musste mir direkt anhören, ich sei aufgrund meines Alters risikoschwanger. Als eine verdickte Nackenfalte gemessen wurde und der Verdacht auf Trisomie 21 bestand, ging ich zwei Wochen durch die Hölle. Diese Erfahrung war traumatisch; solche Sorgen will ich mir nie wieder in meinem Leben machen müssen.
Maja (36): «Ich hadere heute noch manchmal»
Es ist schon krass: Ich musste viel Literatur zum Thema Ein-Kind-Familien lesen, um mit meiner Entscheidung, kein weiteres Kind zu haben, einigermassen Frieden zu schliessen. Sehr geholfen hat mir «One and Only: The Freedom of Having an Only Child, and the Joy of Being One» von Lauren Sandler.
Bis heute hadere ich manchmal, zum Beispiel, wenn wir ohne eine andere Familie mit unserer Tochter zwei Wochen in die Ferien fahren. Dann denke ich mir oft: Mit einem Geschwisterkind hätte sie jetzt wahrscheinlich die schönere Zeit. Sie liebt Babys und fragt auch hin und wieder, warum sie keine Geschwister hat. Auch die Vorstellung, dass wir irgendwann alt werden und sterben, und sie damit dann allein ist, finde ich schlimm.
Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es für sie auch viele Vorteile hat, dass sie uns nicht teilen muss – das sage ich ihr dann jeweils auch. Ich finde, es spricht wahnsinnig viel dafür, nur ein Kind zu bekommen: Wir haben mehr Geld zur Verfügung, mehr Zeit und mehr Energie. Ich weiss wirklich nicht, woher ich die Kraft für ein weiteres Kind nehmen sollte – mir ist es oft jetzt schon zu viel.
Wir leben unsere Elternschaft gleichberechtigt, teilen uns alles fifty-fifty auf. Das ist mir extrem wichtig. Mein Bauchgefühl sagt, mit einem weiteren Kind wäre das kaum mehr umsetzbar.
Ich wurde ständig gefragt, wann das Zweite kommt. Unsere Tochter war zwei Jahre alt, als wir uns entschieden, dass es bei einem bleibt. Das haben wir unserem Umfeld dann auch klar so kommuniziert.
Meinem Mann ist die Entscheidung eher leichtgefallen. Ich hingehen wurde mit dem immer noch vorherrschenden Mutterideal konfrontiert. Mit Fragen wie: Was ist eigentlich falsch mit mir, dass ich denke, meine Energie reicht nur für ein Kind? Oder: Bin ich egoistisch, weil mir die Zeit für mich selbst und für meine Partnerschaft auch viel bedeutet?
Davor versuchte ich etwa ein halbes Jahr schwanger zu werden – und dann wurde uns klar, dass wir uns gar nie bewusst dafür entschieden hatten. Irgendwie macht man das halt so. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich einige Eltern in erster Linie für ein zweites Kind entscheiden, damit das Erstgeborene kein Einzelkind bleibt. Die Norm ist ganz klar, zwei Kinder zu bekommen. Es braucht Mut, einen anderen Weg zu gehen.
Wo ist das Problem? In dem kleinen Deutschland wohnen 84 Millionen Mensch. Das sind zu viele aber die Emotionen sind die gleichen wie vor 50 Jahren: “Wie? Du hast keine Kinder oder Du hast nur 1 Kind?”. Die Menschheit muss schrumpfen!!!! Und kommt mir jetzt nicht mit Wachstum und Fachkräftemangel. Zum Einen müssen wir viel mehr automatisieren, vor allem in den Behörden, was Kräfte freisetzt bzw. erst gar nicht bindet und zum Anderen darf es gar kein Wachstum mehr geben. Höchstens grünes Wachstum aber das ist vermutlich eine Illusion.
Ich bin mit einem Einzelkind und Einzelenkel verheiratet. Mein Mann und ich mussten uns um die Pflege seiner Eltern und teilweise seines Großvaters kümmern – ohne zusätzliche Unterstützung aus dem Familienkreis. Da wir selbst zwei Kinder haben, haben wir zeitweise außer uns noch 2 1/2 Generationen versorgt. Das war wirklich hart. Ich wünsche allen Einzelkindern gesunde Vorfahren, die alle einen plötzlichen Tod sterben und keine Pflegefälle werden. Übrigens sind unsere Kinder sehr zufrieden damit, dass sie Geschwister haben und kommunizieren untereinander ganz anders als mit uns. Das fehlt den Einzelkindern.
Meine Mutter hat(te) zwei Geschwister. Ihre Schwester ist vor Jahren an Krebs gestorben, ihr Bruder wohnt hunderte Kilometer weit weg und kommt 2-3 mal im Jahr vorbei. Ansonsten lässt er kaum was von sich hören. Meine Mutter hat sich jahrelang quasi alleine um die Pflege meiner Oma gekümmert, die Ende 2023 gestorben ist.
Mein Vater hat eine Zwillingsschwester, mit der er seit dem Tod der Eltern durch eine Erbstreitigkeit kein Wort mehr redet.
Ich bin Einzelkind, meine Tochter bleibt auch Einzelkind. Geschwister sind keine Garantie für Hilfe und Unterstützung. Stattdessen können sie nur noch mehr Sorgen und Probleme verursachen.
Ich hadere gerade auch damit, ob ich noch ein zweites Kind möchte – weil eigentlich schon – aber …
Meine Tochter erzählt jeden Tag, dass ihre große Schwester weggelaufen wäre, das ist natürlich hart und ich weiß auch das sie eine tolle große Schwester wäre …
Sie ist 2 Wochen vor dem Ukrainekrieg geboren und es war schon hart im Wochenbett die Berichte zu hören und die Ängste in dieser eigentlich so harmonischen und innigen Zeit auszuhalten.
Die Zukunft ist so ungewiss und manchmal denke ich mir schon wie naiv und egoistisch es doch ist überhaupt noch Kinder in diese Welt zu setzten, aber vielleicht können auch nur diese Kinder die Welt ändern.
Wir sollten uns überlegen – ob andere Modelle wie die *4-TAGE-WOCHE* oder *TEILZEIT FÜR ALLE* nicht Alternativen sein könnten, die den Fachkräftemangel entgegenwirken. Da es flexiblere Arbeitsmodelle bietet, die für eine breite Gruppe von Arbeitnehmer*innen attraktiver sind, einschließlich *ELTERN*, ältere Arbeitnehmer*innen und Menschen, die sich weiterbilden oder andere Verpflichtungen haben.
So würde es Familien erleichtern, die Organisation der Kinderbetreuung gerechter zu verteilen und auch Väter/Mütter hätten mehr Zeit mit ihrem Kind/Kindern, da sie aktiver an der Erziehung teilnehmen könnten. Dies trägt zur Gleichstellung der Geschlechter im Arbeitsmarkt bei.
Ich bin auch überzeugt, dass solche Überlegungen dem ganzen unnatürlichen Konsum entgegenwirkt, da Zeit mehr Wert hat als Gegenstände oder Besitz.
Aber wer soll das erkennen, wenn man 40 Stunden arbeitet – und sich irgendwie dann – ja auch zurecht – was leisten will …
Ständig läuft man irgendeinem Ideale hinterher, dabei ist Freizeit das Ideal – nur leider laufen dem so wenige nach! Nur *WIR GEMEINSAM* können die Dinge verändern und lenken!
Da habt ihr euch die passende Klientel ausgesucht für diesen Artikel.
Wie wäre es mit der anderen Betrachtungsweise gewesen?
Mütter, die keine Kinder mehr bekommen können, wegen Krankheit oder Menopause.
Oder Familien, die sich einfach absolut kein weiteres Kind mehr leisten können, obwohl sie es wolten.
Es ist einfach sich hinzustellen und fünf Leute zu interviewen, die einfach kein weiteres Kinder mehr haben wollen.
Es soll ja in diesem Artikel ganz bewusst um Menschen gehen, die sich aktiv dazu entschieden haben, NUR ein Kind zu bekommen. Evtl. ist der Titel nicht ganz klar, aber unerfüllter (zweiter) Kinderwunsch ist hier nicht gemeint
Es ist eine Tatsache, dass ein bewusster Entscheid zu einer Ein-Kind Familie heutzutage immer noch etwas ist, wofür man sich rechtfertigen muss. Wenn eine Familie gegründet wird, wird immer automatisch von allen angenommen, dass es mind. 2 Kinder geben wird. Ein Kind zu haben ist in der gesellschaftlichen Norm nicht vorgesehen.
LiebeR Sinnfrey,
es ist ja nun keineswegs so, daß diese Frauen ‘einfach’ kein weiteres Kind haben wollen.
Bitte lesen Sie den Artikel doch noch einmal mit genauem Blick auf die Hintergründe, warum jede der Frauen kein 2. Kind möchte:
‘Eine Wohnung mit 2en oder mehr zu finden, ist kaum möglich.’
‘Wenn ich Mutterschutz und wir eine gemeinsame Elternzeit gehabt hätten, dann vielleicht’
‘Wenn Großeltern (oder andere mit Carende) in der Nähe wären …’
‘Mit noch mehr Care-Arbeit (die zur Zeit vor allem die Mütter zu tragen haben) könnte ich nicht mehr alle Facetten meines Daseins leben – und auch meiner Ehe und meinem Knd nicht gerecht werden.’ …
Heißt immer wieder: SO WIE ES JETZT IST, will ich kein 2. Kind.
Aber das muß ja nicht so bleiben, oder?
Wenn mehr Menschen mit pflegen/erziehen würden
– könnten mehr Menschen sich ein 2. Kind ‘gönnen’.
Oder auch mehr. Oder gar keine – und an anderen teilhaben / sie mitversorgen.
Bis dahin ist es völlig o.k., wie Mütter/Eltern individuell entscheiden.
Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. (Theodor Wiesengrund Adorno)
Ich bin 57 Jahre und an mir ist der Kelch mit Kinder bekommen vorbei gegangen! Ich wohne im Berliner Prenzlauer Berg und habe schon IMMER das Gefühl, dass ich hier mit meinen 57 Jahren und männlich und null Kinder aus Aussätziger bin! Fast überall, wo ich bin, sind junge Familien mit mindestens 1 oder 2 Kindern! Und, was in den 50igern nIE machbar war, dass vor allem junge Väter den Kinderwagen schieben! Ich habe vor ein paar Wochen mal im WDR eine 90 minütige Sendung aufgenommen, die war sooo interessant: “Ungewollt Schwanger in Deutschland”! Noch IMMER und nach wie vor ist es verpöhnt, dass Frauen in 2024 keine Kinder bekommen wollen oder Abbrüche machen! In der deutschen Gessellschaft scheint es nach wie vor “in”, dass junge Pärchen mindestens 1 Kind bekommen müßen oder sollen!! Unfaaabar!! Ich kann das einfach nicht nachvollziehen!
Kinder sind Gabe und Aufgabe und vor allem ein Geschenk. Ohne Kinder keine Zukunft.
Wer die Zukunft seiner Familie begräbt mit der Begründung den eigenen Egoismus zu bedienen der greift zu kurz. Das ist die Frucht einer überreichen Gesellschaft.
Toller Artikel! Sehe ich genauso. Meist werden Frauen von ihrem Umfeld unbewusst zu Entscheidungen verleitet und man wird schief angeguckt wenn man nicht wie ein Schaf der allgemeinen Meinung hinterherrennt, sondern sein eigenes Leben so gestalten will, wie man es für stimmig hält. Mein Körper, mein Leben, meine Energie, meine Entscheidung! Unser Kind ist jetzt 21 und wollte selber auch nie ein Geschwisterkind. Ist wunderbar ohne Geschwister aufgewachsen und genoss die volle Aufmerksamkeit der ganzen Familie. Und wir Eltern haben jetzt noch genug Energie, um im Leben wieder zu zweit durchzustarten. Natürlich gab es auch mal eine Zeit wo ich ein schlechtes Gewissen hatte, das ist normal. Rückblickend gesehen war es für uns die beste Entscheidung, nur ein Kind in diese Welt zu setzen.
Kann man bei den digitalen Berichten eigentlich nur den Sprachmischmasch Deutsch/Englisch. Oder hat die berichtenden Person Probleme mit der deutschen Sprache. Für die verwendeten Englischen Worte gibt es durchaus auch ein verständliches deutsches Gegenstück. Man macht sich nicht interessanter bei dieser “Verballhornung”
Ich habe selbst mehrere Geschwister, wunderbar, aber ich sehe auch ganz klar, welche Vorteile das Einzelkind-Dasein mit sich bringt. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Familienmodell in den kommenden Jahren aus diversen Gründen immer populärer werden wird. Ökologisch ist es auf jeden Fall die verantwortungsvollste Entscheidung, wenn man den unbedingt Kinder haben muss.
Urteilen würde ich nie, ob und wenn wieviel Kinder man will bzw. bekommen kann. es gibt dahinter so viele verschiedene Lebensgeschichten. Selbst habe ich mehr als 2 Kinder, auch da fiel ich aus der Norm mit entsprechenden sozialen Erlebnissen- guten wie nicht so guten.
Man sollte nicht vergessen, dass unsrere Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten sehr gestiegen ist und viele Menschen/ Partnerschaften viel mehr weitere Jahre und Zeit haben, Dinge im Leben noch zu realisieren, wenn die Kinder schon recht selbstständig sind. Und das werden sie heute immer früher. Sie sind uns eh nur auf Zeit geliehen und wir sollen uns nicht lebenslang an ihnen festklammern. Nach den Kindern konnte ich tatsächlich bisher noch vieles verwirklichen.
Ich würde den heutigen Eltern. ob ein oder mehr Kinder gerne mitgeben: lasst Euch nicht zu stressen, geht Euren Weg, hört mehr aufs Bauchgefühl. Viele Ratgeber machen Eltern verrückt. Abstand, Durchartmen, Weitermachen- es ist eine wirklich herausfordernde Task.
Bei vielen ganz wichtigen Dingen ist das erste Mal am fordernsten, oft kann man ein zweites Kind mehr geniessen bzw. man ist einfach schon gestählter.
Meine Kinder haben ein stabiles Netzwerk untereinander, das ist sehr schön zu sehen und wurde auch gefördert. Es ist anders als die auch guten Freundschaften, die sie haben. Letztendlich braucht man aber auch einfach Glück.
Schade, dass Eltern oft so wenig physische und psychische Unterstützung haben, das wäre eine ganz große Hilfe, wenn da eine gute Familiengruppe/ Freundesgruppe wäre, mit der man sich die “Aufzucht ” mehr teilen könnte. Und natürlich viel mehr finanzielle Unterstützung!
Wir habn eine 26 Jährige Tochter.Sie war ein absolutes Wunschkind und ich war 29 jahre alt.Ich bin mit drei Geschwister aufgewachsen und für meinen Mann und mich war immer klar wir möchten mehrere Kinder.aber es kommt im Leben nicht immer alles nach Plan.Ich hatte eine schwere Postnatale Depression und nach der ganzen Erfahrung, wollte ich das Risiko nicht eingehen, das ein weiteres mal durchzumachen.Viele sagten mir damals, das müsse nicht noch einmal zutreffen.Ich habe mich für mein Wohlbefinden entschieden und ich musste mir auch anhören egoistisch zu sein.Meine Tochter ist eine tolle ,junge Frau geworden, auch als Einzelkind!!
Ich habe einen erwachsenen Sohn und ich persönlich habe in meinem Umfeld nicht ein einziges Mal die Frage gestellt bekommen, wann das zweite Kind kommt. Ich hab auch nie ein schlechtes Gewissen gehabt, warum auch?
Was oft unter den Tisch fällt, wenn die Belastungen von Familien thematisiert werden, ist die Frage, was eigentlich anders ist als vor 100 Jahren.
Die Kernfamilie ist ein Konzept, das erst in jüngerer Vergangenheit geschärft und rauskristallisiert wurde. Die Kernfamilie muss heute aus zwei Erwachsenen und Kindern bestehen. Sie muss unter Beweis stellen, dass sie vollkommen autonom lebensfähig ist, am Besten durch den Besitz eines EFH, zweier Autos und Haustiere. Es müssen zwei tolle Karrieren hinter dem Einkommen stehen. Zu keinem Zeitpunkt dürfen die Eltern Dinge sagen oder denken wie:
Und so weiter. Alles davon ist ein kleiner Versagensausweis für die Eltern.
Das war früher mit Sicherheit anders. Ich bin auch der Meinung, dass der zunehmende Wohlstand zu den hohen Erwartungen führt. Einige meiner Schulfreunde und Leute, die ich später kennengelernt habe, kamen aus Familien mit deutlich weniger Einkommen. Die waren viel öfter bei anderen Familien mal zu Mittag oder haben dort ihre Nachmittage verbracht, als wir. Die Aufgaben und Zugehörigkeiten waren viel liquider. Dadurch, dass die Menschen früher viel weniger umgezogen sind, waren auch die sozialen Bindungen fester, was es viel eher erlaubt hat, die Kinder mal abzuschieben. Auch hat man sich besser gekannt, so dass der äußere Eindruck (5cm Rasenhöhe und gewaschenes Auto) nicht so wichtig war.
Das macht die Arbeit keineswegs weniger, aber der Druck kann viel eher mal zur Seite raus, als wenn man im auf Hochglanz polierten Heim sitzt und die Nachbarn nur vom Vorbeifahren kennt.
Die Familien als Trapezkünstler dürfen kein Netz und doppelten Boden haben und runterfallen und mal ne halbe Stunde liegen bleiben bis der Schmerz nachlässt, gilt auch nicht.