Body & Soul
Ély (30): «Oft fühlt sich meine pure Existenz nach Aktivismus an»
- Text: Sandra Brun
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Person nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Ély (30) über die Wahrnehmung nicht-binärer Menschen in der Öffentlichkeit.
«Ich habe mit elf Jahren meine erste Diät gemacht, was mein Essverhalten und das Verhältnis zu meinem Körper nachhaltig negativ beeinflusst hat. Erst mit Mitte zwanzig habe ich zum ersten Mal mit jemandem wertfrei übers Dicksein gesprochen.
Da begann ich, mich mit der Diskriminierung dicker Menschen und damit auch mit meiner eigenen auseinanderzusetzen. Stühle sind zu eng, wir werden beim Sport angestarrt – wir werden räumlich und gesellschaftlich ausgegrenzt.
Oft fühlt sich meine pure Existenz nach Aktivismus an, wenn ich einfach mache, worauf ich Lust habe – und noch mehr, wenn ich bewusst Raum einnehme.
«Ich kann mich nicht verstecken, bin auch kurvig, wenn ich meine Brüste abbinde»
Dazu kommt, dass ich nicht-binär bin. Wenn nicht-binäre Menschen in der Öffentlichkeit präsent sind, sind sie meist androgyn, schlank. Das Dicksein verstärkt, dass mein Körper weiblich gelesen wird, auch wenn er sich für mich nicht weiblich anfühlt. Ich kann mich nicht verstecken, bin auch kurvig, wenn ich meine Brüste abbinde. Dadurch behandelt mich die Gesellschaft als Frau, obwohl ichs nicht bin.
Ich musste mir selbst bewusst erlauben, mit meinem dicken Körper nicht-binär sein zu dürfen. Bemühe ich mich nicht aktiv um eine gute Körperbeziehung, verliere ich sie. Darum treibe ich Sport: für mein Gefühl, nicht mein Aussehen.
Auch meine Tattoos sind Beziehungsarbeit mit meinem Körper, den ich lange nicht straff genug fand, um ihn zu tätowieren. Mittlerweile liebe ich, dass er so viel Platz dafür bietet. Seit ich ein Bauch-Tattoo habe, laufe ich auch oft bauchfrei rum.» – Ély (30)