Die Geschichten hinter Beziehungen sind so individuell wie die Menschen selbst. Pünktlich zur Frühlingsgefühle-Saison wollen wir es aber etwas genauer wissen: Drei Paare erzählen uns, wann sie sich verliebt haben, wie sich ihre Liebe im Lauf der Zeit verändert hat und wie oft sie Sex haben.
Was ist romantisch? Vollmondnächte und lauwarme Bäder mit viel Schaum und Kerzenlicht, finden die einen. Zusammen ein schlechtes Konzert besuchen, finden die anderen. Romantik hat viele Facetten. Wie aber geht eigentlich Verlieben? Auch hier gibt es so viele Antworten, wie es Paare auf der Welt gibt. Manchmal kommt die Verliebtheit einfach so, Hals über Kopf, mit dem ersten Klick aufs Facebook-Profilbild. Manchmal geht Verlieben aber auch so: Acht Wochen totale Funkstille, die eigenen Gefühle ordnen, sich dann auf einer Sommerwiese treffen und stundenlang knutschen. Pünktlich zum astronomischen Frühlingsbeginn haben wir mit drei Pärchen über ihre ganz persönliche Geschichte gesprochen und ihnen Fragen zu Liebe, Romantik und Sex gestellt. Schliesslich werden nicht nur die Tage länger, sondern mit jedem Sonnenstrahl auch die Frühlingsgefühle stärker. Möge diese Lektüre also dazu beitragen, dass wir selbst Lust bekommen, in der nächsten Vollmondnacht ein Konzert mit unserem Lieblingsmenschen zu besuchen. Oder zumindest die Augen nach ihm offen zu halten.
Natalia (44) und Roland (68), seit sieben Monaten (Antwort Natalia) respektive 15 Monaten (Antwort Roland) ein Paar
annabelle: Wie nennt ihr euren Partner?
Natalia: (Maulwurf) Grabowski.
Roland: Schlingeline, Joujou oder Amore.
Wann habt ihr gemerkt, dass ihr euch ineinander verliebt habt?
Roland: Vor eineinhalb Jahren habe ich Natalias Bild auf Facebook gesehen und mich Knall auf Fall in sie verliebt. So etwas kannte ich bislang nicht – aber ich fand ihre sinnliche Art schlicht umwerfend. Bis zur ersten Begegnung dauerte es dann mehr als drei Monate. Ich war mir meiner Gefühle sicher, sie aber nannte mich nur «den verliebten Teenager vom Bodensee» und brauchte Zeit.
Natalia: Roland mochte ich von unserem ersten Treffen an sehr gut. Dass es Liebe ist, habe ich aber erst im Sommer nach einer achtwöchigen Pause mit absoluter Funkstille geschnallt. Diese Zeit habe ich gebraucht, um mein Leben und meine Gefühle zu sortieren. Das war im Sommer 2016.
Roland: Danach kam der entscheidende Schritt von ihr, mit einem süssen Brieflein und unvergesslichem Schmusen auf einer Bieler Sommerwiese.
Wie oft sagt ihr «Ich liebe dich» zueinander?
Natalia: Täglich. Mehrmals. Über alle möglichen Kanäle und Geräte, vor allem, wenn wir nicht beieinander sind.
Roland: Täglich zig Mal – live, am Telefon, durch SMS. In zahllosen Variationen und nie als gängige Floskel, sondern als Bekenntnis, das permanent von neuen Gefühlen und Erlebnissen gestärkt wird. Und wie viele unserer Sätze kommt es von beiden oft im gleichen Moment.
Seid ihr romantisch?
Roland: Extrem. Wir könnten das Wort erfunden haben. Wir verlieren uns gern in Andeutungen, die nur wir verstehen, an Orten, die wir uns zu einer nur für uns bestimmten Insel machen. So innig und verknallt, dass Freunde uns regelmässig sagen, wie herzig sie uns finden. Wenn wir zusammen sind, ist alles von gegenseitiger Neugier und Zärtlichkeit bestimmt.
Natalia: Klar mögen wir Kerzen, kitschige Sonnenuntergänge und Vollmondnächte. Aber grundsätzlich spielen die äusseren Umstände gar keine grosse Rolle, wir schauen uns auch in unromantischen Situationen stundenlang an.
Wie hat sich eure Liebe im Lauf der Zeit verändert?
Natalia: Wir stehen erst am Anfang unseres gemeinsamen Wegs. Meine Liebe zu Roland wird von Woche zu Woche stärker, weil ich ihn immer besser kennen lerne und mir immer mehr bewusst wird, welch wunderbaren Menschen ich an meiner Seite habe.
Roland: Ich spüre, dass ich mich noch stärker als am Anfang mit jeder Faser nach Natalia sehne, wenn wir uns für ein paar Tage nicht sehen. Sie ist mein schönstes Geschenk und die Frau, die mir wie keine andere ent- und bisweilen neckisch widerspricht.
Wird Sex in der Partnerschaft überbewertet?
Natalia: Liebe und Sex gehören für uns zusammen – unzertrennlich.
Roland: Wir haben einen spielerischen Umgang mit Lust, hätten aber beide ein Problem damit, wenn Sex das einzig Tragende in unserer Beziehung wäre. Denn alles, was man konstant fokussiert, wird irgendwann öde.
Wie oft habt ihr Sex?
Natalia: Ähm – nächste Frage bitte.
Roland: Wo fängt Sex an? Und worin besteht der Sinn seiner Quantifizierung? Man mag das jetzt vielleicht für altbacken halten, aber für uns sind Sex und Erotik keine öffentlichen Tratschthemen wie das Wetter. Wir wissen, was wir gegenseitig haben und brauchen. Und das ist wunderschön. Intimität wird bei uns nie als olympische Disziplin oder gesellschaftlicher Wettbewerb gelten.
Vanessa (26) und Alex (27), seit einem Jahr ein Paar
annabelle: Wie nennt ihr euren Partner?
Vanessa: Manchmal nenne ich ihn Crumpet.
Alex: Ich nenne sie manchmal V (gesprochen: Wi).
Wann habt ihr gemerkt, dass ihr euch ineinander verliebt habt?
Vanessa: Es ging recht schnell, bei Alex etwa einen Monat und bei mir etwa drei Monate.
Wie oft sagt ihr «Ich liebe dich» zueinander?
Beide: Ein paar Mal pro Woche.
Seid ihr romantisch?
Beide: Ja. Aber es geht uns dabei nicht darum, irgendwelchen Vorstellungen von Romantik hinterherzujagen. Wir wollen eine Verbindung zwischen uns herstellen, wenn wir zum Beispiel gemeinsam ein Bad nehmen oder füreinander kochen.
Wie hat sich eure Liebe im Lauf der Zeit verändert?
Beide: Sie hat sich nicht gross verändert. Als wir uns kennen gelernt haben, waren wir sofort auf einer Wellenlänge und haben alles miteinander geteilt. Unsere Liebe ist sicher gewachsen, das Vertrauen zwischen uns ist stärker geworden. Als Paar sind wir auch menschlicher geworden: Wenn jemand einen Pickel auf dem Rücken hat, dann hilft man eben dabei, ihn auszudrücken. Ausserdem hat es unsere Liebe gestärkt, den anderen in schwierigen Situationen zu unterstützen.
Wird Sex in der Partnerschaft überbewertet?
Beide: Nein, eher unterbewertet. Sex gibt einer Beziehung so viel, auch wenn er nicht perfekt ist. Er ist Kommunikation, Spass, Abenteuer. Man kann dank Sex immer wieder neue Seiten aneinander entdecken.
Wie oft habt ihr Sex?
Beide: Das hängt stark davon ab, wie gestresst und müde wir sind. Vielleicht im Schnitt dreimal pro Woche.
Cyril (18) und Alessandro (19), seit sieben Monaten ein Paar
annabelle: Wie nennt ihr euren Partner?
Beide: Beim Namen.
Wann habt ihr gemerkt, dass ihr euch ineinander verliebt habt?
Beide: Als Cyril für zwei Wochen in Schottland in den Ferien war, haben wir begonnen, miteinander zu chatten und zu telefonieren. Stundenlang. Da war definitiv schon etwas zu spüren. Dann haben wir uns das erste Mal getroffen und uns sofort, Hals über Kopf, ineinander verliebt. Es war einfach alles perfekt. Klingt unglaublich kitschig, ist aber wahr.
Wie oft sagt ihr «Ich liebe dich» zueinander?
Beide: Sehr oft. Jedes Mal wenn wir uns sehen und mindestens einmal täglich per WhatsApp.
Seid ihr romantisch?
Beide: Vermutlich nicht im klassischen Sinn. Wir gehören nicht zu denen, die bei Kerzenlicht zu Abend essen. Das beste Beispiel für unser Verständnis von Romantik ist wohl der vergangene Valentinstag: Wir assen Gyros und gingen an ein schlechtes Indiepop-Konzert. Was wir auch oft machen, ist Händchenhalten – und wir gehen immer wieder zusammen reisen und tanzen.
Wie hat sich eure Liebe im Lauf der Zeit verändert?
Beide: Am Anfang war es wilder, aber auch unsicherer. Wir waren beide oft nervös und hatten Angst, etwas falsch zu machen oder die andere Person zu vernachlässigen. Mittlerweile sind wir sehr viel sicherer im Umgang miteinander und sprechen ungeniert über alles.
Wird Sex in der Partnerschaft überbewertet?
Beide: Es ist schon so, dass Sex oft als Hauptteil einer Beziehung angesehen wird. Das finden wir nicht optimal. Sex ist aber auch in unserer Partnerschaft ein wichtiger Bestandteil.
Wie oft habt ihr Sex?
Beide: Ungefähr wöchentlich, fast jedes Mal, wenn wir beieinander schlafen. Es kommt aber vor, dass einer von uns oder beide zu müde sind oder schlichtweg keine Lust haben. Wir führen eigentlich eine offene Beziehung, was im Endeffekt aber ziemlich pro forma ist, denn Sex mit anderen haben wir beide relativ selten.