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Die Sexfrage: Kann ich meine Libido trainieren?

Die Sexfrage: Kann ich meine Libido trainieren?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Heute geht es um die Libido: Wie kann man seine Lust ankurbeln?

Bei «Training» fallen mir spontan Begriffe ein wie: «Den inneren Schweinehund überwinden», «Disziplin», «Selbstoptimierung» und vielleicht noch mit einem Schmunzeln «Personal Trainer». Aber «Libido»?! Wobei «Personal Trainer und Libido» noch eine reizvolle Kombination sein könnte, um genauer darüber nachzudenken.

Die Lust auf Sex trainieren wie einen Muskel, darüber hört man gelegentlich. Nun ist die Libido aber kein Muskel. Sonst wäre es ja einfach, das Rezept. Dennoch scheint mir der Vergleich einen Gedanken wert: Wie genau funktioniert das mit dem Muskelaufbau? Den grössten Effekt erzielt man zwischen den Trainingseinheiten. Genau dann, wenn man eben gerade nicht trainiert, also entspannt ist. Trainiert man allerdings selten oder gar nie, schrumpft die Muskelmasse. Ziel des Trainings ist es, die Muskeln zu stärken, sie zu vergrössern. Das heisst dranbleiben, und zwar im Intervall. Die Idee, dass das Wachstum zwischen den Trainingseinheiten stattfindet, ist interessant. Im Raum dazwischen, der nicht verplant ist. Wo Überraschungen und Spontanität möglich sind. Ganz nach dem Lustprinzip! Im Gegensatz zum Muskel, der sich mit Training konditionieren lässt, ist die Libido jedoch unberechenbar.

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«Die Lust lässt sich nicht bestellen. Sie lässt sich aber einladen»

Die Lust lässt sich nicht bestellen. Sie lässt sich aber einladen. Man kann sich zum Beispiel nicht zwingen, auf Knopfdruck Appetit zu haben. Aber man kann Appetit bekommen, wenn man frisch gebackenes Brot riecht oder ein schön angerichtetes Menü sieht. Was heisst das nun übertragen auf die Libido? Um sie einladen zu können, braucht es geweckte und geschärfte Sinne, was sich durchaus trainieren lässt. Sie dienen der Lust als Antennen, die auf «Empfang» eingestellt sind, um Signale ans Lustzentrum weiterzuleiten. Dort, wo Libido und Appetit sitzen, wartend auf Verlockungen, um dann im entscheidenden Moment zuzugreifen.

Man weiss, dass Muskeln wachsen, indem sie gereizt werden – und zwar möglichst auf unterschiedliche Arten. Wenn die Effekte also nachlassen, muss das Muster geändert werden. Riecht man zum Beispiel immer nur frisches Brot, springt der Appetit irgendwann nicht mehr auf diesen Reiz an. Darum hilft Variation. Und hier käme der kreative Personal Trainer ins Spiel, der weiss, wie man die Libido des Gegenübers stets aufs Neue charmant reizt und lockt… Ach, wenn dem so einfach wäre!

Für all diejenigen, die keine Spielpartner:innen zur Seite haben, gilt es, selbst für Überraschung zu sorgen. Indem man an sich mutig in Gebiete wagt, die einem bis anhin verschlossen geblieben sind und das Potenzial bergen, zu inspirieren. Manche Antennen schalten auf Empfang im Orgasmic-Yoga, andere beim Hypno-Kink oder an den Porny-Days –um ein paar aussergewöhnliche Sender zu nennen. Wem es allerdings wohler ist, beim persönlichen Programm zu bleiben, sucht in seiner eigenen sexuellen Biografie nach sogenannten Peak-Moments. Diese beinhalten den Grundwortschatz Ihrer Libido. Wenn Sie sie also herauslocken wollen, dann lernen Sie ihre Sprache. Damit halten Sie Ihre Antennen fit. So empfangen Sie nicht nur besser, sondern senden alsbald auch dem Gegenüber Ihre Reize. Dazu sage ich nur: Personal Trainer und Libido, wenn das kein verlockendes Team-Play ist! 

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- sowie Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht. 

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Bernhard 45

Sehr guter Artikel und eine grosse Hilfe!
Habe gleich eine erste „Einladung“ verschickt =)

Austrian

Trainieren, trainieren, trainieren! Inspirierender Artikel, danke!