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Die Liebesfrage: Wie öffne ich meine Beziehung?

Die Liebesfrage: Wie öffne ich meine Beziehung?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Diesmal geht es darum, wie der Wechsel weg von einem monogamen Beziehungsmodell hin zu einer geöffneten Beziehung gelingen kann.

Häufig habe ich in meiner Praxis die Situation, dass beim Auffliegen von Affären die Fremdgehenden den Partner:innen eröffnen, dass es kein Zurück mehr gibt und sie die Beziehung von nun an offen leben möchten. Sie wollen beides behalten: sowohl die Affären als auch die Lebensgefährt:innen. Denn sie haben ja für sich die Erfahrung gemacht, dass beides gleichzeitig geht und dabei vermeintlich niemandem etwas genommen wird. Ein solcher Wechsel des Beziehungsmodells im Alleingang bildet jedoch eine schlechte Ausgangslage für das Öffnen einer Beziehung und ist meistens zum Scheitern verurteilt.

Bevor man also einen Schritt in weitere Gefilde wagt, ist es sinnvoll, sich bewusst zu werden, was genau die Gründe sind, weshalb man seine Beziehung öffnen möchte und wie man sich einen Wechsel weg von einem monogamen Beziehungsmodell hin zu einer geöffneten Beziehung idealerweise vorstellt.

Der Beziehungskompass ist nämlich sehr vielfältig und daher ist es wichtig, eine Idee davon zu haben, wohin und wie weit man mit dem Gegenüber überhaupt gehen will. Es ist von Vorteil, seine Bedürfnisse im Vorfeld auszusprechen und nicht erst dann, wenn man bereits Optionen hat, die einem das Öffnen leichter zugänglich machen.

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«Alles Neue braucht Zeit und auch immer wieder ein gegenseitiges Abtasten»

Denn erst wenn alle Beteiligten dieselben Startbedingungen haben, ist eine Grundlage geschaffen, um überhaupt das angestrebte Modell miteinander zu verhandeln. Gegenseitiges Vertrauen und eine in sich gut funktionierende Partnerschaft sind die Grundvoraussetzung, dass eine offene Beziehung gelingen kann. Es sollten also keine beziehungsinternen Probleme über das Öffnen outsourced werden, in der Hoffnung, dass sich diese damit lösen lassen.

Ein Beziehungsmodellwechsel ist immer ein gemeinsames Projekt und kann erst dann in Angriff genommen werden, wenn die Parteien einen Konsens gefunden haben. Dabei ist es wichtig, sich ebenso über allfällige Ängste auszutauschen und klare Regeln festzulegen.

Alles Neue braucht Zeit und auch immer wieder ein gegenseitiges Abtasten. Ein Zeitfenster zwischen 3 und 6 Monaten kann anfänglich einen Rahmen bieten, in dem das Paar das neue Modell Schritt für Schritt ausprobiert und auch stets ein neues Verhandeln ihrer Positionen zulässt.

Unabhängig davon, ob es sich dabei im Beziehungsmodell-Kompass um das das Swinger-Modell handelt, wo beide einander emotional treu und gemeinsam miteinander sexuell untreu sind. Oder um die offene Beziehung, wo beide einander emotional treu und beide individuell sexuell untreu sind. Oder um das polyamore Beziehungsmodell, wo alles transparent, emotional sowie sexuell fliessend gelebt wird.

Die Frage lautet also nicht: Wie öffne ich meine Beziehung? Sondern immer: Wie und unter welchen Bedingungen wollen wir unsere Beziehung öffnen?

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- sowie Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht. 

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