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Dermatologin Yael Adler über Anti-Aging: «Kollagenpulver kann tatsächlich helfen»

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Dermatologin Yael Adler über Anti-Aging: «Kollagenpulver kann tatsächlich helfen»

Kollagenpulver schmückt auf den Getränkekarten hipper Lifestyle-Cafés immer häufiger die Zutatenzeile. Können wir uns die Haut tatsächlich straffer trinken? Und was unterscheidet ein gutes Kollagenpulver von einem schlechten? Dr. Yael Adler, Dermatologin und Bestseller-Autorin, klärt auf.

annabelle: Unser Körper produziert Kollagen – was bewirkt das Kollagen im Gesicht?
Dr. Yael Adler: Kollagen ist das am häufigsten im Körper vorkommende Protein und macht 30 bis 35 Prozent des gesamten Proteingehalts aus. Besonders in Bindegeweben wie Haut, Knochen, Sehnen, Knorpeln und Bändern ist Kollagen reichlich vorhanden. Es sorgt für Elastizität und Festigkeit der Haut, insbesondere auch im Gesicht. Kollagen wirkt wie eine Art Gerüst, das die Haut stützt und ihr Festigkeit verleiht; es verbindet Hautzellen miteinander, durchzieht die Lederhaut und speichert Feuchtigkeit.

Wir sind im Normalfall also mit genügend Kollagen versorgt?
Mit zunehmendem Alter wird einerseits Kollagen abgebaut und andererseits nimmt die Kollagenproduktion ab. Das führt dazu, dass die Haut an Elastizität verliert, dünner wird und Falten entstehen.

Warum nimmt die Kollagenproduktion im Alter ab?
Im Alter verlangsamt sich die Aktivität der Fibroblasten, also der Zellen, die Kollagen in der Haut, den Knochen und anderen Geweben produzieren. So wird weniger neues Kollagen gebildet, während bestehendes Kollagen abgebaut wird. Mit der Zeit verschlechtert sich auch unsere Fähigkeit, wichtige Mikronährstoffe wie Vitamin C aufzunehmen oder effizient zu verarbeiten – Vitamin C ist für die Kollagenproduktion unerlässlich. Ausserdem nimmt mit dem Alter der oxidative Stress im Körper zu, was zu Schäden an Zellen und Geweben führt, einschliesslich der Kollagenfasern.

Was ist oxidativer Stress genau?
Damit sind freie Radikale gemeint, die durch Umweltfaktoren wie UV-Strahlung, Umweltverschmutzung und ungesunde Lebensgewohnheiten entstehen. Diese greifen die Kollagenstrukturen an und beschleunigen deren Abbau. Wichtig ist Sonnenschutz. UV-Strahlung beschleunigt nämlich den Abbau von Kollagen. Ebenso Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und schlechter Schlaf.

Kann man messen lassen, wie viel Kollagen meine Haut noch produziert?
Bedingt. Man kann im Blut mit einem Aminogramm messen, ob die Aminosäuren und die dazu notwendigen Mikronährstoffe aus denen Kollagen aufgebaut wird, ausreichend vorhanden sind. Ansonsten sind Falten und schlaffere Haut, Gelenkschmerzen oder -steifheit, brüchige Nägel und Haarausfall oder dünner werdendes Haar und Störungen der Wundheilung, aber auch Cellulite oder Dehnungsstreifen, mögliche Indikatoren für die abnehmende Kollagenproduktion.

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«Vitamin C ist entscheidend für die Bildung von Kollagen»

Kann ich die eigene Kollagenproduktion in irgendeiner Form anregen?
Ja, mit einer ausgewogenen Ernährung, die reich an Mikronährstoffen ist. Dazu gehören Silicium, Chlorophyll, Zink, Schwefel, Kupfer, indirekt auch Eisen. Vitamin C spielt, wie schon erwähnt, eine zentrale Rolle, da es entscheidend für die Bildung von Kollagen ist. Reich an Vitamin C sind Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Beeren, Paprika oder grünes Blattgemüse. Bei Frauen ab der Menopause hilft zudem die Gabe bioidentischer Hormone.

Auf welche Lebensmittel sollte ich noch setzen?
Auf proteinreiche Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Hülsenfrüchte. Sie enthalten Aminosäuren wie Prolin, Hydroxyprolin, Glycin und Lysin, die essenziell für den Aufbau von Kollagen sind. Diese finden sich ganz besonders in Omas altbekannter Knochenbrühe – über zehn Stunden ausgekocht. Die Brühe enthält auch Hyaluronsäure, die nebenbei die Feuchtigkeitsbindung in der Haut unterstützt und zur Straffheit und Elastizität beiträgt.

Gibt es hinsichtlich der Ernährung noch mehr zu beachten?
Auch Antioxidantien helfen, die beispielsweise in Beeren, Nüssen und grünem Tee enthalten sind: Sie reduzieren den oxidativen Stress im Körper, der Kollagen abbaut. Auch sind Omega-3-Fettsäuren, Selen und Vitamin D3 mit K2 sowie eine gesunde Schilddrüse wichtig für eine gute Hautqualität. Zusätzlich sollte der Vitamin-B-Bedarf gedeckt sein. Ausserdem können Kollagen-Supplemente in Form von hydrolysierten Kollagenpeptiden helfen, den Körper mit den nötigen Aminosäuren zum Kollagenaufbau zu versorgen.

Stichwort Kollagen-Supplemente: Das Angebot an Kollagenpulvern ist immens. Wie unterscheide ich ein gutes Kollagenpulver von einem schlechten?
Die Reinheit ist ein Kriterium. Das Pulver sollte keine unnötigen Zusatzstoffe, Füllstoffe oder künstlichen Aromen und am besten auch keine künstlichen Süssstoffe enthalten. Ein neutraler Geschmack und Geruch ist gut. Idealerweise stammt das Kollagen von Weidetieren oder wild gefangenen Tieren oder aus nachhaltig gewonnenem Fischkollagen. Damit es gut bioverfügbar ist, sollte es hydrolysiertes Kollagen sein. Zertifikate wie GMP, ISO oder Bio-Siegel sind ebenfalls ein Hinweis auf gute Produktionsstandards. Auch der Kollagentyp mag von Interesse sein.

Inwiefern?
Typ I ist besonders gut für Haut und Nägel, Typ II für die Gelenke und Typ III unterstützt das Bindegewebe. Studien testen meist nur einen Kollagentyp. Es fehlen also direkte Vergleiche, um festzustellen, ob die Wahl des Kollagentyps tatsächlich einen signifikanten Unterschied macht, oder ob alle Typen im Wesentlichen dieselben Vorteile bringen könnten. Der Unterschied könnte dennoch durch kleine spezifischere Eiweissuntereinheiten bestimmt werden, die eher in Kollagen des Typs I, II oder III  vorkommen. Das muss noch genauer erforscht werden.

Woraus wird Kollagen eigentlich gewonnen?
Kollagen wird hauptsächlich aus tierischen Quellen gewonnen, aus Rindern, Schweinen, Fischen und Geflügel. Rinder- und Schweinekollagen stammt aus Haut, Knochen und Bindegewebe, Fischkollagen wird aus Fischhäuten und Schuppen gewonnen. Hühnerkollagen wird oft aus Knorpeln gewonnen und ist reich an Typ-II-Kollagen, das besonders gut für die Gelenke ist. Eine weniger bekannte, aber aufkommende Quelle ist Kollagen aus Eierschalenmembranen. Diese Membran, die zwischen Schale und Eiweiss liegt, enthält Kollagen und wird zunehmend für Nahrungsergänzungsmittel genutzt – hat allerdings eine leicht schweflige Note.

Gibt es auch veganes Kollagen?
Durch genetische Modifikation von Bakterien oder Hefen kann Kollagen biotechnologisch nachgebaut werden. Es ähnelt in seiner Struktur und Funktion dem tierischen Kollagen und ist in ersten Produkten erhältlich. In Pflanzen kommt Kollagen nicht vor. Man kann aber mit Aminosäuren aus veganen Quellen und Mikronährstoffen den Körper zur Eigenproduktion anregen.

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«Kollagenpulver und Botox können nicht miteinander verglichen werden»

Wie viel und wie oft sollte ich Kollagen einnehmen?
Die empfohlene und auf dem Markt angebotene tägliche Kollagen-Dosierung liegt in der Regel zwischen 2,5 Gramm und 10 Gramm, je nach Anwendungsbereich und Hersteller. Eine Einnahmedauer von rund 12 Wochen ist sinnvoll, um spürbare Ergebnisse zu erzielen. Manche nutzen es als kurze Kur, andere dauerhaft.

Und wann kann ich mit sichtbaren Ergebnissen rechnen?
Kollagenaufbau ist träge. Bei Haarausfall zeigen sich die ersten Ergebnisse nach vier Wochen. Bei den anderen Geweben nach drei bis vier Monaten. Reibeisenhaut wird auch nach mehreren Wochen oft schon besser.

Macht es einen Unterschied, ob man das Kollagen aufträgt oder einnimmt? Es gibt ja auch Kollagen-Cremes und -Seren.
Äusserlich aufgetragenes Kollagen in Cremes oder Seren kann kurzfristig die Hautoberfläche hydratisieren und für ein glatteres Hautbild sorgen. Allerdings ist die Kollagenmolekülstruktur zu gross, um tief in die Hautschichten einzudringen, wo es wirklich benötigt wird, um die Produktion von körpereigenem Kollagen anzuregen oder dieses aufzufüllen.

Eine orale Einnahme funktioniert also besser?
Ja. Wenn Kollagen als Nahrungsergänzung eingenommen wird, wird es im Verdauungstrakt in kleinere Peptide und einzelne Aminosäuren aufgespalten. Sie können dann über den Blutkreislauf transportiert und von den Zellen, insbesondere den Fibroblasten in der Haut und anderswo, aufgenommen werden. Dort stimulieren sie die Kollagenproduktion und liefern quasi das nötige Baumaterial dafür.

Auf Social Media schwirrt das Gerücht herum, Kollagenpulver könne eine Alternative zu Botox sein. Was sagen Sie als Expertin dazu?
Das ist völliger Quatsch. Kollagenpulver und Botox können nicht miteinander verglichen werden – sie haben ganz unterschiedliche Funktionen. Kollagenpulver unterstützt die Hautgesundheit von innen und kann die Hautstruktur verbessern, aber es wird nicht die sofortige, faltenlindernde Wirkung von Botox ersetzen. Botox ist ein Neurotoxin, das gezielt in die Muskeln gespritzt wird, um sie zu entspannen. Ist die Muskelaktivität reduziert, knautscht es die Haut weniger und glättet mimisch bedingte Falten. Kollagen wirkt subtil nach Wochen bis Monaten, Botox klar sichtbar nach 14 Tagen.

Abgesehen von den positiven Eigenschaften für die Haut: Wie profitiert unser Körper sonst noch von Kollagen?
Kollagen spielt eine wichtige Rolle für die Gelenkgesundheit, indem es auch die Produktion von Knorpel fördert. So kann es degenerative Gelenkerkrankungen wie Arthrose lindern und die Beweglichkeit erhalten helfen. Für die Knochengesundheit ist Kollagen sehr bedeutend. Es ist ein Hauptbestandteil des Knochengerüsts und trägt im Alter dazu bei, Knochenschwäche zu verhindern und vor Osteoporose zu schützen. Kollagen stärkt ausserdem Haare und Nägel. Durch regelmässige Einnahme kann es zusammen mit weiteren Massnahmen Haarausfall behandeln und brüchige Nägel festigen. Interessanterweise deuten Studien darauf hin, dass Kollagen auch Vorteile für das Herzkreislaufsystem haben könnte.

Wie das?
Kollagen hilft, den Fettanteil im Körper zu reduzieren und kann das schädliche LDL-Cholesterin senken, was in zu grossen Mengen zu Arteriosklerose führen kann. Unter den richtigen Trainingsbedingungen kann Kollagen die Muskelmasse verbessern und den Fettanteil reduzieren – und damit im höheren Alter zu einer besseren körperlichen Verfassung beitragen.

Yael Adler ist Dermatologin mit eigener Praxis in Berlin sowie Bestseller-Autorin des Buches «Genial vital: Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung» (ca. 30 Fr.).

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