Familie
«Der Druck auf Väter wird oft unterschätzt»
- Text: Marie Hettich, Sandra Brun
- Bild: Privat; Collage: annabelle
In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Michael, Vater von zwei Kindern.
Vorname: Michael
Alter: 39 Jahre
Beruf: Bauführer
Kinder Anzahl und Alter: Zwei Kinder, 5 und 7 Jahre alt
Familienstruktur: Getrennterziehend mit geteiltem Sorgerecht (45 % der Zeit sind die Kinder bei mir, 55 % bei der Mutter)
Das hat mich am Elternsein am meisten überrascht: Die fehlende Zeit für sich selbst und seine:n Partner:in
Was mir gegen unnötiges Schimpfen hilft: Tief Luft holen (klappt nicht immer)
So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 4
Die grösste Veränderung an mir selbst, seit ich Vater bin: Graue Haare, strukturierteres Handeln und ausgeprägtere Gefühle
Das Witzigste an meinen Kindern: Wie sie Worte vertauschen und oft auch gleich neue erfinden
Eine Sache, mit der mich meine Kinder zur Weissglut treiben: Ungeduld und zwängeln
Das letzte Mal ausgeschlafen habe ich: Vor vier Tagen
Mein Ventil: Sport
Mein Lifesaver Nummer eins: Mich mit Freunden austauschen
«An anderen Eltern nervt mich am meisten, wie Kinder miteinander verglichen werden»
Mein Lieblingsresti mit Kindern: McDonalds
Ein schnelles Gericht, das alle lieben: Hot Dogs
Das nervt mich an anderen Eltern am meisten: Wie Kinder miteinander verglichen werden
Eine Sache, die mir in der Erziehung ganz besonders wichtig ist: Ehrlichkeit, Anstand und Respekt anderen gegenüber. Und dass sie eine schöne Kindheit haben, wie ich sie auch geniessen durfte.
Etwas, worüber wir Eltern ehrlicher reden sollten: Stress- und Problemsituationen. Generell sollten wir ehrlicher über die negativen Seiten des Elternseins reden können.
Eine Sache, die sich familienpolitisch in der Schweiz ganz dringend ändern muss: Kinderbetreuungsangebote und deren Kosten
Eine Anschaffung, die uns das Leben gerettet hat: Veloanhänger
Eine Sache, die ich über mich selbst gelernt habe, seit ich Vater bin: Wenn es mir gut geht, geht es auch den Kindern gut.
Der beste Tipp für frischgebackene Eltern: Geht respektvoll miteinander um und löst Probleme gemeinsam!
Eine Sache, die sich in der Arbeitswelt aus Elternsicht dringend ändern muss: Das Bewusstsein, dass auch Väter für die Kindererziehung und -betreuung zuständig sind
«Gleichgestellte Elternschaft sollte für alle logisch sein»
In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinen Kindern immer ganz intensiv: Wenn wir uns umarmen oder zusammen lachen
Etwas, das ich als Elternteil rückblickend anders machen würde: Ich würde mich weniger auf die Arbeit und mehr auf die Kinder fokussieren, anders priorisieren.
Das bringt mich als Vater sofort zum Weinen: Wenn ich mir vorstelle, dass meinen Kindern etwas Schlimmes passiert oder es ihnen gerade schlecht geht
Wovor ich meine Kinder sehr gern bewahren würde: Vor Hass und davor, dass sie sich von anderen beeinflussen und eine Meinung einreden lassen
Meine grösste Angst: In der Erziehung zu versagen
Am besten geht es mir, wenn … meine Kinder zufrieden in meinen Armen schlafen.
Bei Regenwetter … gehen wir ins Schwimmbad.
Eltern in der Schweiz … werden mit vielem allein gelassen.
Gleichgestellte Elternschaft … sollte für alle, soweit möglich, logisch sein.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich … ein Haus im Norden besitzen.
Was ich unbedingt noch loswerden will: Ich arbeite in der sehr männerlastigen Baubranche, wo viele noch konservativ denken und Teilzeitarbeit, Kinderbetreuung und Haushalt als Frauensache sehen. Zum Glück habe ich einen modernen Arbeitgeber, der mir einen flexiblen Arbeitsalltag ermöglicht. Oft wird aber auch der Druck auf Väter unterschätzt, die finanziellen Druck verspüren, gleichzeitig aber auch genug Zeit mit der Familie verbringen wollen.
Hier findet ihr alle Folgen «The Mamas and the Papas»