Delia (25): «Mehr Stoff macht meinen Bauch nicht dünner»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt – und erzählt, welches Verhältnis sie zu ihrem Körper hat.
«Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, wie ich mit der Schere meine Speckrölleli abschneide. ‹Du bist zwar dick, aber schlau›, hörte ich oft. Also definierte ich mich übers Schlausein. Auch meine Eltern waren unzufrieden mit ihren Körpern. Als ich 13 war, setzten sie die Familie auf eine Weight-Watchers- Diät. Es dauerte Jahre, bis ich Lebensmittel wieder als Lebensmittel wahrnehmen konnte, nicht als Punkte.
Als ich zwanzig war, starb mein Mami. Da habe ich verstanden, dass das Leben zu wertvoll ist, als dass ich es damit verplempern sollte, gegen meinen Körper anzukämpfen. Ich habe begonnen, mich morgens ganz bewusst anzuziehen, meinem Körper die Aufmerksamkeit zu schenken, die er verdient. Zurechtgemacht fand ich ihn schön, so konnte ich mich ihm annähern. Unterdessen gefällt er mir auch unverpackt, ich mag meine weiche Haut, die schöne Taille.
«Meine eigene Schönheit konnte ich viel zu lang nicht erkennen»
Dazu beigetragen hat auch, dass ich nur noch so über meinen Körper spreche, wie ich über den Körper meiner besten Freundin sprechen würde. Und dass ich auf Social Media nicht mehr nur schlanken, weissen Cis-Frauen ohne Körperbehaarung folge, sondern auch Frauen mit Kurven. Lizzo zum Beispiel, so eine attraktive Frau! Meine eigene Schönheit konnte ich viel zu lang nicht erkennen, habe meine ‹Problemzonen› kaschiert. Dabei ist mein Bauch mein Bauch, mehr Stoff macht ihn nicht dünner. Heute trage ich gern Körperbetontes. Aber nicht viele Geschäfte führen meine Grösse. Das ist, was mich stört – nicht meine Figur.» – Delia (26)