Body & Soul
Céline (24): «Heute verstecke ich meine Narben nicht mehr»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal spricht Céline (24) darüber, wie sie ihren Körper bekämpfte – und wie sie jetzt lernt, ihn zu mögen.
Inhaltshinweis: Selbstverletzung, Essstörung
«Ich litt an einer Essstörung, habe mich ausserdem selbst verletzt. Das hat Spuren auf meinem Körper hinterlassen, an den Beinen, Armen, Händen. Einige Narben sind verblasst, andere noch immer rot, sie heilen nur langsam.
Als Fotografie-Studentin stehe ich oft selbst vor der Kamera. Beim ersten Shooting mit einem Kollegen legte ich ihm nahe, die Narben zu retuschieren. Das aber wollte er auf keinen Fall, die Narben seien ein Teil von mir. Er hat sie einfach akzeptiert. Und mich, genau so, wie ich bin. Das hat gutgetan.
Irgendwann habe ich, auch dank der Hilfe anderer, beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. Habe mir erlaubt, zuzunehmen. Aufgehört, mich zu verletzen. Gerade lerne ich, eine Beziehung zu meinem Körper aufzubauen, der mir so lang fremd war.
«Mir hat geholfen zu merken, dass ich gar nicht angestarrt werde»
Ich pflege meine Narben, schütze sie mit Sonnencrème. Ich war letzten Sommer oft in der Frauenbadi, auch das hat mir geholfen – zu merken, dass ich gar nicht angestarrt werde, zu erkennen, wie unterschiedlich Menschen aussehen.
Heute verstecke ich meine Narben nicht mehr. Ausser, wenn Kinder in der Nähe sind. Auch auf Instagram poste ich manchmal Bilder, auf denen sie zu sehen sind. Und Bilder aus der Klinik, in der ich war.
Wenn es um Klinikaufenthalte geht, hegen viele Vorurteile. Ich versuche, anderen Betroffenen die Angst davor zu nehmen, sie zu ermutigen, sich diese Hilfe zu holen. Es gibt mir Kraft, dass ich anderen mit meinen Erfahrungen helfen und ihnen zeigen kann, dass wir lernen können, uns selbst zu mögen.»
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