Body & Soul
Céline (24): «Auch wenn ich abgetrieben habe, darf ich trauern»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Céline von ihrem Schwangerschaftsabbruch.
«Mit zwanzig wurde ich ungewollt schwanger. Zwei Wochen haben wir hin- und herüberlegt, ob wir das Kind behalten oder abtreiben sollen. Die Ärztin, die die Schwangerschaft bestätigte, wirkte genervt. Sie verunsicherte mich so, dass ich zwar auf ein Ultraschallfoto bestand, mich aber nicht zu fragen traute, ob ich den Herzschlag meines Kindes hören dürfe.
Ich entschied mich für einen Abbruch. Wegen der Pandemie schickte mich die Ärztin mit Abtreibungspillen nachhause, anstatt den Embryo im Spital auszuschaben. Ich schwitzte, kotzte, schrie vor Schmerz. Die Medis lösen Wehen aus, darüber wurde ich nicht ausreichend aufgeklärt. Am meisten schockierte mich aber, dass ich erst dann erfuhr, wie viele Frauen in meinem Umfeld abgetrieben hatten: eine enge Freundin, nahe Verwandte.
«Die Abtreibung hat meinen Kinderwunsch verstärkt. Aber ich bereue sie nicht»
Umso wichtiger ist es mir, das Thema zu enttabuisieren. Als ich das Ultraschallbild auf Instagram postete, wurde ich als Mörderin beschimpft. Aber auch wenn ich mein Kind umgebracht habe, wie Abtreibungsgegner:innen sagen, hatte ich eine emotionale Bindung zu ihm. Ich darf um es trauern. Mich daran erinnern.
Für kurze Zeit war ich Mami. Nach dem Abbruch wurde meine Arbeitskollegin schwanger, ich sah ihren wachsenden Bauch jeden Tag. Das war schwierig für mich. Die Abtreibung hat meinen Kinderwunsch verstärkt. Aber ich bereue sie nicht. Auch, weil ich sehe, was ich mir seither alles aufbauen konnte, dass ich mein Leben in eine gute Richtung gelenkt habe.» – Céline (24)