Familie
«Auch in der Schweiz existieren queere Familien!»
- Text: Marie Hettich, Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Elio Donauer, Collage: annabelle
In unserer Rubrik «The Mamas and the Papas» kommen Eltern aus der Schweiz zu Wort: Ein ehrlicher Fragebogen über Liebe, Erschöpfung, politische Missstände und Parenting-Hacks. Diesmal mit Jessica, Elternteil von einem Kind.
Vorname: Jessica
Alter: 37
Beruf: Sexshop-Betreiber*in und sexpositive Aktivist*in
Kinder: Ein Kind, drei Jahre alt
Familienstruktur: Ich bin selbstständig und der andere Elternteil arbeitet in der Kulturbranche. Wir arbeiten beide etwa 60 bis 80 % und beide auch mal am Abend und Wochenende. Das Kind ist pro Woche drei Tage in der Kita und ein Tag und eine Nacht bei den Grosseltern.
So erschöpft bin ich gerade von 0 bis 10: 7
Ein schnelles Gericht, das alle lieben: Honigbrötli
Etwas, worüber wir Eltern ehrlicher reden sollten: Psychische Gesundheit
Eine Sache, die sich familienpolitisch in der Schweiz ganz dringend ändern muss: Alle Familienformen sollten die gleiche rechtliche Absicherung und den gleichen Zugang zu Reproduktionstechnologien haben. Und die Elternzeit natürlich.
Eine Anschaffung, die für die Katz war: Nuggis. Unser Kind konnte nichts damit anfangen.
Eine Anschaffung, die uns das Leben gerettet hat: Sich richtig gute Parent-Friends anzuschaffen ist Gold wert <3
Mental Load …. ist eine reale, aber unsichtbare Belastung, die zu einem Grossteil von Frauen, trans und nicht-binären Personen getragen wird.
Vereinbarkeit … Ich wünschte, Strukturen der Arbeitswelt würden sich mehr an das Familienleben anpassen als umgekehrt.
Am alleranstrengendsten im Alltag mit Kind finde ich: Das ständige Organisieren
Ein Teil von mir, den ich vermisse: Der Teil, der immer noch länger geblieben ist, weil es egal war, wann ich nach Hause kam
Eine Sache, die mir in der Erziehung ganz besonders wichtig ist: Nichts zu wichtig nehmen
Das gönne ich mir, seit ich Elternteil bin: Faulsein, sobald sich eine Gelegenheit bietet
«Ich mag Kinder viel lieber, als ich während meines kinderlosen Lebens dachte»
Der beste Tipp an alle frischgebackenen Eltern: Kinderfreie Zeit einplanen
Eine Sache, die sich in der Arbeitswelt aus Elternsicht dringend ändern muss: Teilzeit muss in allen Bereichen möglich sein.
In dieser Situation spüre ich die Liebe zu meinem Kind immer ganz intensiv: Wenn ich morgens von einem lachenden Gesichtchen begrüsst werde
Komplett ans Limit komme ich … bei Ketchup-Schmierereien.
Eltern in der Schweiz sind … vielfältig! Queere Familien existieren.
Eine Sache, die ich über mich selbst gelernt habe, seit ich Elternteil bin: Ich mag Kinder viel lieber, als ich während meines kinderlosen Lebens dachte.
Ein Hack für gelungene Familienferien: Nicht alle Ferien gemeinsam machen, sondern einige Wochen aufteilen. Abwechslungsweise fährt ein Elternteil mit Kind und möglichst vielen Freund*innen in die Ferien, während der andere zu Hause kinderfreie Zeit geniesst.
Work-Life-Balance … ist ein neoliberaler Begriff, der nur Lohnarbeit als Arbeit definiert.
«So wenig wie möglich putzen! Lohnt sich eh nicht»
Das letzte Mal ausgeschlafen habe ich … erst kürzlich. Dank Betreuungsnetz und Selbstständigkeit kann ich mindestens einmal die Woche ausschlafen.
Mein Ventil: So langweilig das klingt: Sport
Unterschätzt habe ich: Die Unmittelbarkeit von Care-Arbeit
Mein Lieblingsresti mit Kind: Der Kiosk in der Badi Seebach
Das beste Buch für Eltern: Aus meinem Fachgebiet empfehle ich «Sexpositive Talks to Have With Kids» von Melissa Pintor Carnagey
Ein guter Spartipp für Familien: Alles, aber wirklich alles gibt es secondhand
Mein schlauster Parenting-Hack: So wenig wie möglich putzen. Lohnt sich eh nicht.
Alles wäre so viel einfacher, wenn … wir keinen Kapitalismus hätten.
Ferien mit Kind … ist nicht Erholung, sondern Care-Arbeit an einem anderen Ort.
Mein Lifesaver Nummer eins, immer wieder: Das Heile-Säge-Liedli
Wenn Geld keine Rolle spielen würde … würde ich ein grosses Haus kaufen für meine gesamte (Wahl-)Familie.
Leute, die Kinder nicht mögen … sollten mal den Begriff Adultismus googeln.
Hier findet ihr alle Folgen «The Mamas and the Papas»
„Alle Familienformen sollten (…) den gleichen Zugang zu Reproduktionstechnologien haben.“
Auch zur Leihmutterschaft und Eizellspende?