Anna (41): «Ich habe mich nie als weiblich wahrgenommen»
- Text: Sandra Brun
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Anna (41)*, wie ihr Beckenboden ihr dabei half, sich als Frau besser kennenzulernen.
«Ich habe eine ältere Schwester. Nach ihr hat sich mein Vater einen Sohn gewünscht – er hat mich mehr als Jungen erzogen. Ich spielte mit Jungs, hatte kurze Haare und war sehr sportlich. Als Leichtathletin wurde ich oft von anderen Sportler:innen gefragt: ‹Bist du überhaupt ein Mädchen?›
Lange Zeit stand ich unter extremem Leistungsdruck; zuerst im Sport, dann auch im Berufsleben. Ich sammelte ein Diplom nach dem anderen. Als Physiotherapeutin habe ich mich auf Beckenboden-Therapie spezialisiert, befasse mich also hauptsächlich mit dem weiblichen Körper. Ich selbst habe mich lange gar nicht als Frau gefühlt. Weiblichkeit habe ich bei anderen wahrgenommen, aber nie bei mir selbst.
«Stress jeglicher Art zeigt sich im Beckenboden»
Schon als Teenager litt ich regelmässig an Blasenentzündungen, hatte oft Schmerzen während der Mens – doch ich habe alle Themen ignoriert, die die weibliche Gesundheit betreffen, sie quasi mit der Pille ‹ruhiggestellt›. Dann war ich zwei Jahre auf Weltreise, hatte Zeit für mich. Entdeckte Bikram- Yoga. Und das half mir auch mit meinen Periodenschmerzen.
In Australien habe ich das erste Mal wirklich meinen Körper erforscht, begann, mich als Frau wahrzunehmen. Lernte meinen eigenen Beckenboden kennen. Und begann daraufhin, auch als Therapeutin nicht mehr nur körperlich mit ihm zu arbeiten, sondern ebenso energetisch und emotional. Stress jeglicher Art zeigt sich im Beckenboden. Mit verschiedenen Techniken löse ich Blockaden – bei mir und bei meinen Patientinnen.» – Anna (41), *Name geändert