Body & Soul
Andrea (53): «An manchen Tagen fühle ich mich wie eine Fruchtbarkeitsgöttin»
- Text: Leandra Nef
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt – und erzählt, welches Verhältnis sie zu ihrem Körper hat.
«Mein Gewicht schwankte schon immer. Mal schlank, mal feiss, mal schwanger – faszinierend. Und mit vierzig, als ich nach dem Ende meiner Ehe wieder auf mich allein gestellt war, verlor ich in kürzester Zeit den Schutzpanzer, den ich mir in fast zwanzig Jahren als verheiratete Frau zugelegt hatte. Die Fülle des Körpers als Kompensation für ein nicht erfülltes Leben – selbstverschuldet, wohlgemerkt. Letztes Jahr habe ich wegen Antidepressiva zwanzig Kilo zugenommen. Wenn ich in den Spiegel schaue, denke ich: Wow, eine richtige Matrone. Das bin nicht ich! In meinem Kopf bin ich seit jeher schlank. Wohl fühle ich mich so nicht. Gestern habe ich den Lack an den Zehennägeln entfernt, mit dem Fuss auf dem Badewannenrand – und wusste ehrlich nicht, wo ich meine Brüste hinpacken soll, damit ich an die Zehen rankomme.
Andrea (53)«Ganz besonders mag ich mein pralles Füdli»
An manchen Tagen fühle ich mich wie eine Fruchtbarkeitsgöttin, an anderen hadere ich mit meinem üppigen Fleisch. Trotzdem lasse ich mich gern fotografieren. Einzeln finde ich nämlich fast alles an mir schön, das Gesicht, den Busen, auch meinen Ranzen und die Beine – trotz Dagmar, meiner Krampfader in der linken Wade. Und ganz besonders mag ich mein pralles Füdli! Nur das Gesamtbild gefällt mir nicht immer. Mit dem Älterwerden verschieben sich die Kurven in die Körpermitte, daran muss ich mich erst gewöhnen. Die Medikamente konnte ich unterdessen absetzen. Sobald mein inneres Gleichgewicht wieder hergestellt ist, wird auch mein Körper sein Idealgewicht finden.»