Body & Soul
Aïcha (23): «Ich mag, wie meine Haut aussieht. Sie ist quasi Kunst»
- Text: Linda Leitner
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Aïcha (23), was ihre Hautkrankheit sie gelehrt hat.
«Im Winter, wenn ich viel anhabe, vergesse ich manchmal, dass ich anders bin. Im Frühling weiss ich erstmal nicht, warum mich die Leute anstarren. Dann erinnere ich mich: Stimmt, ich habe diese Krankheit. Lamelläre Ichthyose ist eine Verhornungsstörung, bei der die abgestorbenen Hautzellen nicht abfallen. Meine Haut trocknet stark aus, schuppt, juckt und ich kann nicht schwitzen.
Meine Familie hat mir immer das Gefühl gegeben, gleich viel wert zu sein wie alle anderen. Nur die anderen Kinder fanden meinen Körper komisch. Sowieso sind es eher die anderen, die sich an meinem Körper stören, ich selbst hatte nur selten ein Problem mit ihm.
«Meine Haut ist ein ziemlich guter Menschenfilter»
Ich musste mich früh entscheiden: Entweder ich verstecke mich oder ich hänge im Bikini in der Badi ab und habe eine gute Zeit. Eigentlich ist die Entscheidung klar: Ich habe mir meinen Körper nicht ausgesucht, ich muss mich dafür nicht schämen.
Wenn ich heute die Wahl hätte, eine Pille zu nehmen, mit der meine Hautkrankheit morgen weg wäre – ich weiss nicht, ob ich sie schlucken würde. Ich hasse zwar die Schmerzen und die Unmengen an Pflege, die meine Haut benötigt, doch ohne sie würde sich auch mein Aussehen stark verändern.
Und ich mag, wie meine Haut aussieht. Ihr Muster ist quasi Kunst. Ich habe viele Stärken entwickelt, die ich ohne sie nicht hätte. Und sie ist ein ziemlich guter Menschenfilter: Oberflächliche Arschlöcher ziehe ich gar nicht erst an. So verschwende ich meine Zeit nicht mit den falschen Menschen.» – Aïcha (23)