Body & Soul
Aga (36): «Als ich abnahm, wurde meine Stimme schwach»
- Text: Jana Schibli
- Bild: Sara Merz
In unserer Rubrik «Bodybuilding» zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Aga (36), warum es ihr lange schwerfiel, ihren Körper zu akzeptieren - und warum sie ihn heute mag.
«Als Opernsängerin ist der Körper mein Instrument. Man muss wissen, wo man die Atemluft hinsenden muss, damit der Gesang stark und deutlich ist. Bei hohen Passagen spannt man die Pomuskeln an – das stabilisiert. Arme und Hals müssen locker bleiben, um den Luftstrom nicht zu behindern.
Beim Gesangsstudium in meiner Heimat Polen wurde ich oft in die hinterste Reihe verbannt, weil ich zu gross und zu breit war. Wie in meiner Kindheit, als ich beim Ballett wegen meines Körperbaus immer männliche Rollen übernehmen musste.Mitte zwanzig verlor ich mit einer Diät und täglichem Sport in kurzer Zeit zehn Kilogramm. Doch meine Stimme litt, wurde schwach und brüchig.
«Ich mag meinen Po, meine Beine, mein rundes Gesicht, meine schöne Haut»
Auch wegen des grossen Konkurrenzdrucks und der schlechten Löhne entschied ich mich schliesslich gegen eine Karriere als Opernsängerin. Ich arbeitete mich von einem Callcenter hoch bis zu einem guten Job in der Finanzbranche.
Was ich beim Singen gelernt hatte, hilft mir am Telefon und bei Vorträgen. Es gibt mir Selbstbewusstsein und macht andere auf mich aufmerksam. Zur Oper habe ich mittlerweile zurückgefunden. Ich singe in Chören und nehme Unterricht.
Erst mit 33 akzeptierte ich auch meinen Körper, wurde mein ungesundes Essverhalten los und entdeckte Cross Fit und Poledancing für mich. Ich mag meinen Po, meine Beine, mein rundes Gesicht, meine schöne Haut. Ich kann mich sexy fühlen und bin weniger fanatisch. Nur etwas hat sich nicht geändert: Wenn ich tanze, dann führe ich.» – Aga (36)