Zum Welthebammentag erzählen fünf Mütter aus der Redaktion, warum sie ihrer Hebamme bis heute dankbar sind.
Aufforderung zur Selbstfürsorge
Ich war mir ganz sicher, dass ich sie für immer in meinem Leben haben will. Die Hebamme, die mich nach der Geburt meiner ersten Tochter zu Hause besuchte, würde meine beste Freundin werden, davon war ich überzeugt. Natürlich waren da sehr viele Hormone im Spiel. Beste Freundinnen wurden wir nicht, wir haben uns erst nach der Geburt meiner zweiten Tochter wiedergesehen. Aber das, was diese Frau mir mit Massagen und Gesprächen in den ersten Tagen meines neuen Lebens als Mutter mitgegeben hat, werde ich nie vergessen: die unbedingte Aufforderung zur Selbstfürsorge. – Chefredaktorin Barbara Loop
Immer wieder aufgefangen
Meine kleine Tochter besuchte mich nach der Geburt ihres Bruders im Wochenbett. Ich lag in einem der schönen Zimmer meines Geburtshauses und hielt die Tränen zurück, als die Grosse am Ende der Besuchszeiten völlig aufgelöst und brüllend wieder ging. Dann klopfte es sacht an die Tür, die diensthabende Hebamme, die alles gehört hatte, kam herein, sah mich an und fragte: «Wie geht es dir damit?» Ich hatte mich kurz im freien Fall gefühlt. Die Zugewandtheit und Wärme, die in diesen Worten und in der ganzen Haltung der Hebammen im Geburtshaus steckten, fingen mich auf. Immer und immer wieder. – Redaktorin Stephanie Hess
Erinnerung an die eigenen Grenzen
«Sie können natürlich stillen, wenn Sie wollen», sagte die Hebamme nach der Geburt zu mir. «Aber: Sie müssen das nicht tun. Die meisten Zwillingsmütter hören nach zwei Wochen wieder auf. Es ist einfach zu anstrengend.» Wie gern würde ich behaupten, es sei mir nach dem Kaiserschnitt hormondurchflutet, übernächtigt, mit Katheter, und einem Liter Blut weniger im Körper, egal gewesen, was andere so tun. Wie gern würde ich behaupten, ich hätte meine eigene emanzipierte Entscheidung getroffen.
Aber die Wahrheit ist: Ich hätte alles für diese beiden winzigen Babys getan, vermutlich hätte ich mir auch ein Bein abgesägt, wenn jemand das für medizinisch angezeigt gehalten hätte. Deshalb denke ich noch oft an die kluge Hebamme, die mich ganz pragmatisch an meine eigenen Grenzen erinnert hat.
Ich habe dann trotzdem noch vier Monate gebraucht, in denen ich erst stillte und dann rund um die Uhr Milch abpumpte – bis zur völligen Erschöpfung. Dann bin ich ihrem Rat gefolgt. – Reportage-Chefin Paula Scheidt
«Das schaffen wir!»
Mein Sohn musste drei Wochen vor Stichtag per Notkaiserschnitt geholt werden, Blutdruckexplosion. Für mich an sich kein Problem, blöd nur, dass mein Mann Hunderte Kilometer entfernt am Arbeiten war. «Alle mal herhören, wir sehen jetzt zu, dass wir Sarah noch durch die Nacht kriegen, bis ihr Mann da ist – das schaffen wir!», rief meine Hebamme Grit lautstark durch die Station des Hamburger Krankenhauses. Dass die Frau meine Nöte verstand und auf sie gehört wurde, entspannte mich umgehend.
Als am nächsten Morgen mein Baby im Beisein meines Mannes geholt werden konnte, half es mir sehr, dass Grit und der behandelnde Chefarzt ein eingespieltes Team auf Augenhöhe bildeten, das vollendete Ruhe ausstrahlte. Grit hatte mich auf alle Schritte vorbereitet.
Dass ich damals dank Zusatzversicherung diese Beleghebamme zur Seite gestellt bekommen habe, erachte ich nach wie vor als grosses Privileg, das jeder Gebärenden zustehen sollte. Mir hat die persönliche Betreuung einen Beststart als Mutter beschert. Grits «Das schaffen wir» hat mich begleitet, auch noch Monate, nachdem sie längst nicht mehr an meiner Seite war.
Übrigens: Kein Jahr nach unserer Begegnung hat diese wunderbare Hebamme nach über 20 Arbeitsjahren den Dienst quittiert. Burn-out. – Redaktorin Sarah Lau
Mütterlich-beschützend
Die Geburt meines ersten Kindes musste eingeleitet werden, was bei mir insgesamt fast 24 Stunden dauerte. Anfangs begleiteten mich junge, hippe Hebammen mit Akupunktur-Kenntnissen und viel Einfühlungsvermögen. Bei jedem Schichtwechsel fiel mir der Abschied schwer, so verbunden fühlte ich mich ihnen ob der Bedeutung ihres Daseins an diesem so lebensverändernden Tag für mich.
Gegen Ende bekam ich dann eine ältere Hebamme, die auf mich erst einen eher ruppigen Eindruck machte. Mir war zum Heulen zumute. Doch sie sollte genau die Richtige für mich werden, denn am Schluss ging es um zackige Entscheide, als die Herztöne meines Babys einbrachen und schnell gehandelt werden musste.
Da entpuppte sie sich als mütterlich-beschützend: Sie stand für mich ein und hat meinem Kind sicher in diese Welt und mir durch diese angsterfüllten letzten Momente geholfen. Und sie hielt meine Keiferei und Motzerei ob der ganzen ermüdenden Gebärerei ohne ein einziges Wimpernzucken aus und massierte mir dabei den Rücken, was ich ihr bis heute hoch anrechne. – Redaktorin Sandra Brun