Am 7. September erwartet uns ein Neumond in der Jungfrau. Was das bedeutet, erklärt annabelle Astro-Fee Alexandra Kruse.
Alice: «Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?» – «Das hängt zum grossen Teil davon ab, wohin du möchtest», sagte die Katze. Das ist die Essenz des letzten Neumonds des Sommers im Zeichen der Jungfrau am 7. September. So langsam aber sicher trennt sich die berühmte Spreu vom Weizen. Full on Aschenputtel-Modus, die Guten in den einen Sack, die Schlechten – weg damit. Man spürt gerade sehr genau, was gut funktioniert. Und was eben (leider) nicht mehr.
Wir haben schlicht keine Zeit mehr zu verschwenden, denn die Ressourcen reichen vielleicht nicht für immer – das ist Jungfrau und das macht sie von Zeit zu Zeit so mühsam. Die Sonne wird jeden Tag ein bisschen milder, der kühle Morgen verlangt bereits die totalitäre Anwesenheit eines beigen Little-Bitch-Kaschmircardigans, der dafür verspricht, das kalte Herz nach einem frühen Bad im Fluss zu wärmen. Und: Es ist vollkommen normal, dass sich die Laune proportional zum weniger werdenden Licht des Mondes verdunkelt. Planeten-PMS sozusagen.
Ausserhalb der Comfort Zone wurde es lustig
Und apropos Ressourcen: Ich habe tatsächlich in den letzten Wochen so ziemlich alles getan, um rauszufinden, wo meine Grenzen sind. Fun Fact: Je weiter ich mich von dem, was meiner Comfort Zone entspricht, entfernte, umso lustiger wurde es. Bis ich grandios scheiterte.
Die Geschichte geht so: Ich habe relativ heimlich einen Astrologie-Kurs besucht, um mich selber davon zu überzeugen, dass ich eine Berechtigung habe, Texte wie diesen zu verfassen. Menschen mit ihren Planeten bekannt zu machen und so laut in die Welt zu posaunen, wie ich es eben tue, dass das Leben mit Sonne, Mond und Sternen einfach geiler ist. Ich werde auch nicht mehr so rosa wie der «Love Bomb»-Kirsch-Kombucha in meiner Hand, wenn jemand zu mir kommt und sagt: «Ich lese immer deine Horoskope und schaue immer deine Videos!», was in den letzten Tagen sehr oft vorgekommen ist. Was für mich sehr abstrakt ist, weil ich in meiner Wahrnehmung nicht mehr oder weniger mache, als ab und zu mal E-Mails zu schreiben, die dann irgendwie online landen.
Am Montag ging ich als beste Version meiner Selbst (Danke Raphael dafür, dass du deinen Salon nur für mich aufgeschlossen hast!) in einem Glitzerfummel zur wirklich grandiosen Mode Suisse und sass gleich zwei Mal in der ersten Reihe. Nur um festzustellen, dass nicht nur ich unter einer milden Form des Impostor-Syndroms leide, sondern auch Yannick Aellen (Virgo, btw), der Veranstalter dieses legendären Events, das sich seit mehr als einer Dekade für die modische Identität unseres Landes einsetzt. Mit grösster Bescheidenheit und unglaublich wenig Aufregung um Aellens Person war der ganze Abend ein sensationeller Erfolg.
Am Dienstag, dem Merkur-Tag, spielten Zoë Pastelle und ich «Plötzlich Prinzessin» bei Dior. Sie probierte den unglaublich schönen Runway Look 63 (eine «Alice im Wunderland»-Abendrobe inspiriert von der Herzkönigin) – leider fiel uns kein Anlass ein, der ein solches Kleid gerechtfertigt hätte. Das Beste allerdings war die Verkäuferin, die den Mut hatte, quer durch den Salon zu posaunen, was für eine schöne Tochter ich denn hätte.
Am Mittwoch feierte ich den Virgo-Geburtstag von Yogalehrer Clive Radda in der Badi Enge – der lebendige Beweis, dass wahres Yoga so viel mehr will als pinke Smoothies.
Am Donnerstag sass ich so lange am Paradeplatz und zählte Ferraris mit Python-Print, bis ich die Geissens im abendlichen Gegenlicht sah – Hand in Hand.
Candy und Techno-Telepathie
Am Venusday ravte ich mit den schönsten Rave-Mums der Stadt zu unseren alten Hymnen beim Rundfunk um mein Leben, behangen mit einer gelben Lichterkette.
Am Saturnday, als die ganze Stadt sich in einen einzigen Pride-Regenbogen verwandelte, der mich immer wieder mitten in Herz und Seele trifft, lud uns die Teenie-Fashion-Queen Tally Weijl mit bester Laune und grosser Lust zur Rebellion zum Energy Air Festival nach Wankdorf ein, #fuckexpectations. Die Hütte und Bern brannten. 40 000 Menschen, die zu einem kompletten Moshpit mutierten und den klaren Beweis dafür lieferten, dass Menschen den physischen Kontakt brauchen. Und Feten-Hits. Und Feuerwerk. Wir schauten uns das Spektakel vom Balkon aus im Konfetti-Regen an und stahlen, sehr zur Freude meines Sohnes, die halbe Candy-Bar leer. Auf dem Heimweg landete ich in der «Zukunft», habe «Mund auf, Augen zu» gespielt und mich in Techno-Telepathie geübt, bis plötzlich der Tag kam.
Auch das Unperfekte kann perfekt sein
Am nächsten Morgen bekam ich dann ganz offiziell KEIN Astrologie-Diplom, weil ich vor lauter Aufregung keine Abschlussarbeit abgeliefert hatte. Ein totaler Fail – das hatte ich jetzt davon. Abgesehen davon, dass meine aktuelle Gegenwart natürlich das Ergebnis der radikalen Auseinandersetzung mit mir selber und meiner Sterne in eben diesem Kurs war, rebellierte ich stark. Ich (der einzige Krebs in der Gruppe) war selten so offensichtlich anders und im selben Moment so richtig. Ich habe es zu grossen Teilen nicht geliebt, dort zu sein, mich zu quälen, zu lernen und mich durch Symbole und Unbequemes zu beissen, mich zu verbeugen vor der Weisheit des Alters und immer wieder berühren zu lassen von der Schönheit des Universums, das natürlich keine Fehler macht. So.
Und hier ist die Lektion der Jungfrau: Auch das Unperfekte kann perfekt sein. Wir brauchen keine Diplome, um zu wissen, was wir können. Wir dürfen voneinander lernen, einander helfen und füreinander da sein und immer wieder durch die Augen der Liebe sehen. Auch mit einer abgefuckten Pediküre. Und einer gewissen Strenge.
Ich jedenfalls lege mich bis auf Weiteres auf einen heissen Stein. So lange der Stein noch heiss ist. Und: Danke, liebe Astrologie für alles! Danke, liebe Leser:innen für alles. Danke, liebe Alice für alles. Danke allen für alles!
Wovon möchte oder muss ich Abschied nehmen?
Die Jungfrau kennt die Themen der Vergänglichkeit. Hier noch ein paar Fragen, die wir mit der Dunkelheit des Mondes stellen können: Von was oder wem möchte oder muss ich Abschied nehmen, wo kann, darf und will ich rebellieren? Mich in meiner Andersartigkeit zeigen und ausdrücken. Was darf mir der neue Mondzyklus bringen? Was möchte ich in Ordnung und in Heilung bringen?
An welcher Stelle bin ich zu hart zu mir selber und anderen? Wem kann ich helfen? Vielleicht doch mal im Altenheim nebenan vorlesen? Für die Nachbarin einkaufen? Oder: Auch mal um Hilfe bitten. Mit wem möchte ich Klarheit? Wo sollte ich mich vielleicht entschuldigen und einen Neubeginn wagen? Was hat mir der Sommer geschenkt – wofür bin ich dankbar?
Der Song zur Mondphase:
Wiedermal grossartig! Danke dafür liebe Alexandra. Shine and rave on 😘