Neumond im Schützen: Zwischen innerem Licht, Spannung und Vision

Am 1. Dezember 2024 begegnen sich unsere süsse, feurige Sonne und der milchige, unsichtbare Mond auf 10 Grad des opulenten und hyperoptimistischen Feuerzeichens Schütze. Mit diesem Neumond beginnt ein letzter neuer, 29-tägiger Sonne-Mond-Zyklus – der finale Neumond im Steinbock katapultiert uns dann am 30. Dezember mit grosser, eisiger Klarheit in das neue Jahr. Die Energie des Schützen ruft tendenziell nach Erkenntnis, Sinnsuche und grossen Visionen.

Doch Saturn, der aus den metaphysischen Fischen sendet und im Quadrat zum Neumond steht, mahnt, diese Visionen bitte nicht in den Wolken hängen zu lassen, sondern sie in die Realität zu bringen. Und mutig auf den Boden der Tatsachen. Dies ist ein Moment, um aus dem Häuschen zu kommen, allen Widerständen zum Trotz. Zum Beispiel mit meinem ersten Live-Podcast «Kosmos und Chaos» am Sonntag in einem supergemütlichen Kino.

Nulltoleranz für Unsichtbarkeit und Selbstsabotage

Einen Podcast, den es letztes Jahr noch nicht einmal gab. Seitdem war ich im Fernsehen, habe tapfer so ziemlich jedes Mikrofon in die Hand genommen, bin im Begriff, ein Buch zu schreiben, und TROTZDEM habe ich Paranoia, dass niemand kommt oder mir nichts einfällt und möchte am liebsten unsichtbar sein. Oder mich verstecken. Doch für Unsichtbarkeit und Selbstsabotage hat dieser Mond so gar keine Toleranz – und das gilt für uns alle.

Es geht darum, Träume zu entwickeln, die Bestand haben, mutig, greifbar und tragfähig. Und doch: Es gibt diese Zäh-wie-Kaugummi-Momente im Leben, die uns wie eine unsichtbare Bremse erscheinen. Wir planen, wir träumen und doch scheint alles stillzustehen, während sich im selben Moment im Aussen alles überschlägt – einfach, weil viel zu viel los ist. Zu viele Einladungen, zu viele Termine, zu viel von allem.

Transformation durch Zusammenarbeit

Diese Dynamik wird durch widersprüchliche kosmische Einflüsse verstärkt: Merkur in Opposition zu Jupiter und im Trigon zu Chiron legt den Fokus auf Heilung und Integration, während ein grosses Feuer-Dreieck zwischen Mars, Mondknoten und Neumond Energie und Entschlossenheit liefert. Dieser Energie-Mix erinnert uns daran, dass Transformation durch Zusammenarbeit und Innovation möglich wird, gemeinsam.

Der rückläufige Merkur, der zeitgleich mit dem Neumond im Schützen abhängt, macht ehrlich gesagt nichts besser. Kommunikation hakt, Reisen verzögern sich, und die Welt fühlt sich, nun ja, ein wenig wie ein alter Plattenspieler an, der plötzlich knarzt. Von E-Mails, die sich verstecken, mal ganz zu schweigen. Aber ist das wirklich ein Hindernis – oder vielleicht eine Einladung? Zu weniger Konsum, mehr Innenschau? Apropos Konsum: Ich habe gestern zwei Stunden versucht, eine neue Hose für einen 13-Jährigen zu kaufen, der seit Monaten immer nur ein und dieselbe trägt.

Die Schwierigkeit, einem Kind Hosen zu kaufen, das sehr lange Beine, aber schmale Hüften hat, ist ein Abenteuer, das nach dem Durchqueren endloser Hosen-Ozeane meist mit Jogginghose endet. Und mit Verzweiflung. Und einer absolut überteuerten, trendigen, heissen Schokolade, von der einem heimlich eigentlich nur schlecht wird. Wegen des Marshmallow-Schaums, der super Insta-freundlich mit einem Mini-Bunsenbrenner erhitzt wird, aber direkt den Magen verklebt. Ein schönes Sinnbild für den irrsinnigen Hyperkapitalismus unserer Zeit.

Phase der Entschleunigung

Der Schütze ist das Zeichen der Sinnsuche, des Optimismus und des Blicks auf den Horizont. Und ruft uns jetzt dazu auf, unser inneres Licht zu entfachen, ins Leuchten zu kommen und in die Freude. Der Neumond in diesem Feuerzeichen leuchtet nicht laut und grell, sondern in einer leisen, beinahe heiligen, strahlenden Intensität. Es ist ein Licht, das uns daran erinnert, wer wir wirklich sind.

In dieser Phase der Entschleunigung – gesteuert von Merkur, dem Trickster des Tierkreises – liegt die Möglichkeit, tiefer zu gehen. Anstatt uns von der Oberfläche ablenken zu lassen, dürfen wir uns mit dem Kern unserer Träume verbinden. Neue Varianten unserer Selbst entdecken und mit dem Finger auf unserer seelischen Landkarte reisen. Das Wunder hinter Weihnachten und der Adventszeit mit einem dreifachen Halleluja entdecken und uns darauf einlassen, das Tempo eben so zu belassen, wie es gerade ist – langsam, doppelt und verschoben.

Visionen, die in die Zukunft weisen

Nach dem Hosenkauf und mit klebrigen Mägen sind wir ins Kunsthaus gegangen. Und erlebten Marina Abramović und die Kunst der Grenzerfahrung. Die Analyse meines Sohnes nach drei Minuten war: «Mama, das ist nicht für schwache Nerven.» Damit hat er den Moment perfekt auf den Punkt gebracht – diese Zeitqualität ist nichts für schwache Nerven, und wir sind wahrscheinlich alle froh, wenn wir dieses Jahr mit grosser Dankbarkeit in eine grosse Kiste mit pinker Schleife wickeln können.

Doch so einfach ist es nicht. Es gilt auch das Unbequeme zu integrieren. Hinzuschauen. Sich provozieren zu lassen vom Fremden, Unbekannten und Unbequemen. Der Neumond im Schützen ruft laut nach Erkenntnis, nach der Suche nach Sinn und nach Visionen, die in die Zukunft weisen. Doch diese Visionen verlangen, dass wir den Mut aufbringen, tief zu gehen und unsere Ängste zu konfrontieren.

1975 traf Abramović in Amsterdam den deutschen Künstler Ulay, liess sich asap scheiden und zog nach Amsterdam, um mit Ulay eine symbiotische, verstörende, zutiefst emotionale und zutiefst künstlerische Partnerschaft einzugehen. Ihre Beziehung, geprägt von tiefem Vertrauen und intensiver Anziehung, wurde zur Grundlage für bedingungslos intensive Performances. Eines ihrer radikalsten gemeinsamen Werke «Rest Energy» ist Ausdruck ihrer Verbindung und das absolute Sinnbild für die Themen des Schützen-Neumonds.

In der Arbeit spannt Abramović einen Bogen, während Ulay die Sehne mit einem vergifteten Pfeil hält, der auf ihr Herz gerichtet ist. Mikrofone nehmen rasende Herzschläge auf, während sie gemeinsam den Bogen halten, ihre Angst erforschen und über Grenzen gehen. «Die Idee entstand ganz einfach, weil wir beide am gleichen Tag Geburtstag haben. Wir sind Schützen», erklärte Ulay in einem früheren Interview. «Wir wollten traumatische Ängste in Beziehungen zwischen Mann und Frau ausdrücken. Manchmal ziemlich extrem.» Das Werk ist ganz klar mehr als eine Geburtstagsparty: Es ist eine Erforschung der Angst, der Abhängigkeit und des Vertrauens in Beziehungen.

Die inneren Spannungen aushalten

«Rest Energy» spiegelt die Energie des Schützen-Neumonds: die Fähigkeit, sich auf etwas Grösseres einzulassen, selbst wenn die Gefahr allgegenwärtig ist. Es ist eine Einladung, die inneren Spannungen auszuhalten und sie in etwas Sinnstiftendes zu transformieren. «Es geht nicht ums Leiden», sagt Abramović, «es geht darum, die eigenen Ängste zu verstehen und zu überwinden.»

Diese Botschaft passt perfekt zum Neumond im Schützen, der euch auffordert, euch mit euren Ängsten zu konfrontieren und daraus neue Stärke zu schöpfen. In diesem Sinne nehme ich das nächste Mikrofon in die Hand und vertraue darauf, dass die richtigen Menschen meine Botschaften hören werden.

Der Song zur Mondphase: