Manche Dinge müssen nochmal so richtig – mit ganz viel heiliger weiblicher Wut – gefühlt werden, damit wir in Aktion kommen, schreibt Astrologin Alexandra Kruse. Was uns mit dem Neumond im Krebs erwarten könnte, lest ihr hier.
«Die Stadt ist viel zu heiss, je heisser als sie war …» Ein Zitat aus dem Track «Schlimm» von Yung Hurn, einem rebellischen jungen Mann, der für die Generation der Mitte-der-Neunziger-Geborenen eine Art Super-Messias des Hip-Hops darstellt. Ich traf ihn neulich. In Badehose. Er. Nicht ich. Wir redeten über Chihuahuas. Hätte ich gewusst, dass der Dude eine Raplegende ist, Sprachrohr einer Generation und überhaupt ein fantastisch-umstrittener Künstler, der Kindern schon mal die Frage beantwortet, «ob Drogen lecker sind» – ich hätte direkt mal noch ein paar Fragen mehr gehabt.
Zum Zustand seiner Generation, der Welt per se, zur Gucci-Kollektion für Hunde und zum Frauenrecht. Er ist Steinbock. Steinbock steht gegenüber vom Krebs. Und da haben wir den Salat. Struktur vs. Fluidity. Chaos vs. Struktur. Bis zum nächsten Vollmond im Steinbock am 13. Juli dauert es noch einen Moment. Und einen Neumond. Einen Neumond im Krebs, der mal eben so richtig am Eingemachten bootyshaked und uns unsere Schatten auf die Nase bindet.
Die Dinge wenden sich
Am 29. Juni am frühen Morgen werden wir alle, der ganze Planet, einen Rebirth-Neumond im Krebs erleben. Es ist der erste Neumond nach der Sonnenwende, unserer Taufe, dem grossen Tor der Menschlichkeit. Die #sommersonnenwende war ein knallhart magischer Moment, auch wenn ab sofort die Tage wieder kürzer werden und eine zarte Vorahnung der Vergänglichkeit in der Luft liegt. Wir sind ganz herzlich eingeladen, alles nochmal so richtig in Brand zu stecken.
Die Dinge wenden sich wie der Speck in der Pfanne. Und schwupps stehen von null auf hundert wesentliche Menschenrechte (wieder) zur Diskussion. Manche Dinge müssen einfach erst (wieder) sehr, sehr schlimm werden. Und nochmal so richtig – mit ganz viel heiliger weiblicher Wut – gefühlt werden. Und dann neu verhandelt werden. Damit wir wirklich in Aktion kommen und aufhören, alles für so irre selbstverständlich zu halten.
Es geht darum, gesehen und gehört zu werden
Der Frauenstreik, die Pride. All das sind unglaublich wichtige Momente – Rainbow-Washing hin oder her. Es geht einmal mehr darum, gesehen und gehört zu werden. Und aus unserer privilegierten Bequemlichkeitsblase in die Handlung zu kommen. Den Kampf führen wir jeden Tag, unsichtbar ganz ohne Seifenblasenmaschine und Glitzer auf der Nase. Im ewig breitbeinigen Spagat zwischen Wickel- und Schreibtisch, dank alltäglicher Diskriminierung, Wegschauen und Wegwischen. Und brav, leise und bequem sein.
Dazu kommt noch, dass neben unserer heissen Sonne und dem kühlen Mond die wilde Lilith am Start ist. Lilith wird auch der SCHWARZE MOND genannt. Sie ist kein Planet, sondern ein berechneter Punkt, der das grosse Talent hat, immer und immer wieder die ganz besonders prägenden, schmerzvollen Tasten in unserer Lebensgeschichte zu drücken. Lilith ist die Schutzgöttin der Tempeldirnen, die Königin der Nacht, stammt aus der Zeit der matriarchalen Gottheiten magischen Bewusstseins und hat natürlich alle erdenklichen Körperstellen mit Flugsalbe eingestrichen. Vermutlich auch Ketamin gespritzt. Alles, was wir erfolgreich vor uns selber versteckt haben, unterdrückt haben – Simsalabim –, kommt jetzt zum Vorschein. Aus dem Keller. Der Himmel erschafft gerade genau die Leere und das WUT-MUT-Vakuum, das wir jetzt ALLE brauchen!
«Wir sind alle kollektive Gebär-Mütter für zukünftige Generationen»
Und klar kann hier jetzt stehen: «Uns erwartet ein superharmonischer Neumond, etwas Neues kommt in dein Leben. Wünsch dir, dass dein geiles Leben noch geiler wird. Und vielleicht noch einen Entsafter dazu. Weil grüner Saft ja so gesund ist. Und vom Coca-Cola-Mann träumen wir dann halt nachts. Krebs-Energie steht für Familie, Kindersegen und möglichst harmonischen Hormonrausch.»
Ja. Und leider nein. Denn in erster Linie steht Krebs für die Mutter. Und die Mutter ist echt sauer. Wir alle als kollektive Gebär-Mütter für zukünftige Generationen (und: Gebären kann man auch Dinge, die nicht in Windeln machen!). Aber auch für unsere grosse Mutter. Es ist natürlich kein Zufall, dass gerade jetzt die Thematik unserer Reproduktionsrechte so im Vordergrund steht. Und ganz ehrlich, hätte ich nicht mit 22 Jahren das Recht auf eine medizinisch sichere Abtreibung gehabt, mein Leben wäre ein anderes.
Zeit für Rückzug, Hingabe und Selbstfürsorge
Die Krebs-Faktenlage ist mal folgende: Der Krebs gehört zum Mond und der Mond zum Krebs. Ergo wird es so oder so ein intensiver Neumond. Auf der Körperebene sind Brüste, Magen, Gebärmutter, Eierstöcke und Hormone im Krebs zu Hause. Medizin für Krebsseelen ist es, Vertrauen zu lernen und immer wieder gesunde Beziehungen mit emotionalem Geben und Nehmen im Gleichgewicht zu wählen. Es ist eine Zeit für Rückzug, Hingabe und Selbstfürsorge. Sich selber eine gute Mama zu sein. Sich um sich zu kümmern. Um dann gestärkt wieder aus der Muschel zu kriechen und die Trommel zu schlagen.
Nichts ist schlimmer, als wütend UND erschöpft zu sein. Ein Neumond im Krebs symbolisiert immer auch den Impuls, die eigenen Wurzeln zu suchen und zu stärken, und aktiviert die Sehnsucht nach unserer Familie und einem sicheren Zuhause. Etwas, das für alle Wesen auf diesem Planeten möglich sein MUSS. Und es ist unser Job, dafür zu sorgen. Im Kleinen wie im Grossen. Ohne tiefes Fühlen geht jetzt nix. Oder um es mit Yung Hurn zu sagen: «Sie sagt, sie will fühlen, fühlen, fühlen, fühlen, fühlen, fühlen.» Also her mit ALLEN Gefühlen.
Der Song zur Mondphase:
Die To-dos von diesem Neumond:
1.
1.
Wasser trinken. Viel Wasser trinken. Sehr viel Wasser trinken. Revolution, Hitzewellen und Durst sind ganz ungünstige Kombinationen. Spüren, wie das Wasser uns alle verbindet. Wasser mit Liebe und Mitgefühl segnen.
2.
2.
Keine Angst haben, verletzlich zu sein. Alles Gefühle sind valid und haben das Recht, gefühlt zu werden. Die guten, die schlechten, die dicken, die dünnen. ALLE! Und keins ist für immer!
3.
3.
Familie als Wert etablieren, wiederentdecken. Inklusive des supernervigen Cousins dritten Grades, der neuen Freundin des Ex-Mannes, der Tochter deiner Stiefmutter, ja sogar des Würstchens aus dem ersten Stock — ALLE. Solange wir das nicht schaffen, können und dürfen und sollten wir nicht von Inklusion reden. Wahrer Frieden fängt in unseren Familien an.
4.
4.
Klar Schiffchen machen: Feng-Shui FULL on. Ab auf die Knie, das Deck schrubben, demütig und mit Seife. Schön für Ordnung sorgen. Auf allen Ebenen. Und so deinem Daheim eine Freude machen. Und dankbar sein für vier stabile Wände.
5.
5.
Fragen der eigenen Sicherheit untersuchen. Wo steht dein persönlicher Security-Chef, was machen deine Bodyguards und wovor beschützt du dich? Und hast du heute überhaupt schon deiner Mutter für das Wunder deiner Existenz gedankt?