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Ronja Furrer, warum soll ich mich von Ihnen casten lassen?

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Ronja Furrer, warum soll ich mich von Ihnen casten lassen?

Die Schweizer Models und Unternehmerinnen Ronja Furrer und Jenny Bachmann haben mit The Kinship ihr eigenes Modelmanagement gegründet. Wir sprechen mit Ronja über den Beginn ihrer Modelkarriere mit 14, über Diäten, verunsicherte Eltern und das erste offene Casting ihrer Agentur am 25. Mai.

annabelle: Es gibt einige Modelagenturen in der Schweiz – warum soll ich mich bei Ihnen bewerben?
Ronja Furrer: Wir sind keine klassische Modelagentur, sondern ein Management. Unser Ziel ist es nicht, 200, 300 Models unter Vertrag zu nehmen, sondern jedem Talent individuell die Unterstützung zu bieten, die wir uns damals bei unserem Karrierestart gewünscht hätten; sowas wie eine grosse Modelschwester zu sein, die man jederzeit anrufen kann – und die im Gegensatz zu einem Agenten weiss, wovon man spricht. 

Sie haben tatsächlich erst fünf Models unter Vertrag.
Bis Ende Jahr sollen es acht bis zehn sein.  

Wer hat am 25. Mai eine Chance, von Ihnen gecastet zu werden?
Für den Laufsteg? Girls ab 15. Ausserdem Frauen mit einem schönen Gesicht für Beauty-Jobs und Commercials – die brauchen keine 90-60-90-Figur, können auch etwas fester sein. Und Curvy- sowie Plus-Size-Models. Es muss sich am 25. Mai übrigens niemand bis auf die Unterwäsche ausziehen und vor uns laufen. Wer will, kann sich fotografieren lassen, aber auch das ist kein Must.  

 15 ist jung.
Für High-Fashion-Laufstege musst du tatsächlich ziemlich jung sein, auch, weil du bestimmte Masse mitbringen, gross und schlank sein musst. Curvy- und Plus-Size-Models casten wir bis circa dreissig, Beauty- und Commercial-Models bis etwa fünfzig. 

Sie selbst haben mit 14 angefangen, nachdem Sie beim Elite Model Look Zweite wurden.
Ich zog damals allein vom Land nach Paris; obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal je einen Fuss nach Zürich gesetzt hatte. Ich bereue es überhaupt nicht, aber es war schwierig, auf mich allein gestellt, von meiner Familie getrennt zu sein. Meine Eltern verstanden genauso wenig vom Modelbusiness wie ich. Der Kontakt zu den Eltern unserer jungen Talente ist uns darum umso wichtiger. Gerade gestern hatten wir ein Go-See mit einer Bewerberin und ihrem Mami.  

Was besprechen Sie mit der Mutter eines angehenden Models?
Beispielsweise, dass das Model unbedingt seine Matura abschliessen soll. Oder sein Studium, wenn es schon studiert. Ich selbst habe die Oberstufe abgeschlossen, meine Geschäftspartnerin Jenny hat studiert. Man kann niemandem garantieren, dass es klappt mit der Modelkarriere. Die bauen wir langsam nebenbei auf. Was aber zwingend nötig ist: Disziplin und Durchhaltevermögen. Schweizerinnen verlieren rasch den Biss, geben schneller auf – weil da immer ein Auffangnetz ist.   

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«Es dauerte lange, bis ich zulassen konnte, eine Frau in einem gesunden Körper zu werden»

Sie meinten, Sie seien mehr Schwestern als Agentinnen – haben Sie je schlechte Erfahrungen mit Agent:innen gemacht?
Bis ich mit 18 nach New York zog (wo sie bis heute lebt, Anm. d. Red.), wohnten Jenny und ich gemeinsam in Paris. Es gab Zeiten, in denen wir uns regelrecht weigerten, in der Agentur vorbeizuschauen, weil wir uns so unwohl fühlten mit unseren Agenten; sie kommunizierten nicht auf Augenhöhe mit uns. Mein Ziel war es ausserdem immer, Shows zu laufen. Aber meine Agentur sperrte sich. 

Warum? 
Es hiess, ich hätte die Figur nicht dazu – was für die Shows tatsächlich stimmte. Aber statt mich zum Gränne zu bringen, hätten sie sich mit mir hinsetzen und mir einen Personal Trainer und eine Ernährungsberaterin organisieren sollen. Modeln ist wie Extremsport. Als ich später die Agentur wechselte und Shows lief, bereitete ich mich jede Saison zwei Monate wie eine Athletin darauf vor: mit Intensivsport und einer begleiteten Diät.  

Können nicht genau solche Diäten zu Essstörungen führen?
Wenn du auf einem gewissen Level arbeitest, kannst du dir die gar nicht leisten. Das Modeln, das Reisen – das ist harte Arbeit. Umso mehr musst du psychisch an dir arbeiten.   

Inwiefern?
Ständig reden alle vor dir über deinen Körper. Über dein Kapital. Es dauerte lange, bis ich zulassen konnte, eine Frau in einem gesunden Körper zu werden. Jedenfalls haben wir gestern mit dem Model und ihrer Mutter auch dieses Thema angesprochen: Vor den Show-Saisons geben wir Vollgas – gemeinsam, wir lassen das Model nicht allein. Dasselbe gilt für die Finanzen. 

Finanzen?
Am Anfang ist eine Modelkarriere vor allem eins: eine Investition. Du gehst eine Woche nach Paris, um dir Agenturen anzuschauen? Das zahlst du selbst, das muss dir bewusst sein. Wenn es klappt, verdienst du plötzlich viel Geld. Was auch immer zu Beginn meiner Karriere reinkam, habe ich gleich wieder ausgegeben, habe mir Markenkleidung und ein Pferd gekauft. Irgendwann musste ich es wieder verkaufen, weil ich meine Miete nicht mehr zahlen konnte. Wir arbeiten mit einem Treuhandbüro zusammen, das unsere Talente unterstützt. 

Wie viel verdienen Sie an Ihren Models?
Wir nehmen zwanzig Prozent von jedem Job, den wir vermitteln. Auf der Abrechnung sieht das Model, wie viel der Kunde gesamthaft zahlt – weisst du, wie oft Agenten falsche Beträge nennen, um weniger auszahlen zu müssen? Und wir besprechen jeden Job mit unseren Models: Ist das was für dich? Stimmt die Rate? Wir akzeptieren nicht jeden Job, nur, weil wir als Management 200 Franken daran verdienen.  

Ein Schlusswort?
Es gibt so viel Potenzial in der Schweiz! Wir wollen auch die jungen Frauen draussen auf dem Land erreichen, in den Dörfern wie jenem, in dem ich damals sass (Lüterkofen im Kanton Solothurn, Anm. d. Red.). Darum sprechen wir auch mit Lokalzeitungen und Radios. Die Schweizerinnen sind ja eher zurückhaltend, bescheiden; oft sind es ihre Freundinnen und Mütter, die sie zum Modeln anmelden. Bei mir war es mein Grosspapi, der im «Blick» vom Elite Model Look erfuhr und ein Bild von mir einreichte. Und hier bin ich nun, 18 Jahre später, mit ebenso vielen Jahren Modelerfahrung und meinem eigenen Management. Darum: Traut euch! Kommt vorbei. Und wenn es nur zum Fragenstellen oder Zuhören ist – zwischen 15:00 und 16:00 Uhr findet ein Talk statt, bei dem ihr uns und das Business kennenlernen und anonym Fragen stellen könnt. 

Open Casting & Conversation mit The Kinship am 25. Mai im «Kaisin», Talacker 35, 8001 Zürich. In unmittelbarer Nähe zum Casting findet am selben Tag der annabelle x Miele Swap statt. Hier findet ihr alle Infos zu unserem grossen Mode-Tauschevent. 

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