Was von der Liebe übrig bleibt
- Text: Aleksandra Hiltmann
Die Liebe ist vorbei, das Herz gebrochen. Doch die Erinnerungen bleiben, manchmal in Gestalt eines Einmachglases, manchmal in der einer Axt. Einige davon landen im «Museum der zerbrochenen Beziehungen» von Olinka Vištica und Dražen Grubišic in Zagreb, über das die beiden nun ein Buch geschrieben haben.
Als Olinka Vištica und Dražen Grubišic sich trennten, standen sie vor unangenehmen Fragen: Wer kriegt was? Und: Wohin bloss mit all den Dingen, die einen an die grad zerbrochene Beziehung erinnern? Behalten, einpacken, wegschmeissen oder zerstören? Die beiden wollten ihr Scheitern nicht einfach löschen, ihre Liebesniederlage nicht einfach verschwinden lassen. Stattdessen eröffneten sie in der kroatischen Hauptstadt Zagreb das «Museum der zerbrochenen Beziehungen».
«Unsere Gesellschaft kennt Hochzeiten, Beerdigungen, Abschlussfeiern. Aber einen formalen Rahmen für das Ende einer Beziehung kennt sie nicht», schreibt Olinka Vištica in der Einleitung ihres Buchs, das die beiden über ihr Museum geschrieben haben. Dieses sei ein «Ort für all die schmerzhaften Erinnerungsstachel verflossener Lieben, eine Aufbewahrungsstätte für die greifbaren und körperlosen Relikte».
Mittlerweile erhalten Olinka Vištica und Dražen Grubišic Zusendungen aus der ganzen Welt. Viele würden es als reinigendes Ritual empfinden, ein Objekt an das Museum zu schicken, es helfe, den Verlust zu bewältigen, erklärt Vištica. Dabei schicken die Besitzer gebrochener Herzen ganz verschiedene Dinge, viele davon weit weg von getrockneten Rosen oder in Schreibschrift verfassten Liebesbriefen – scheinbar Unspektakuläres, Exotisches, Seltsames, aus der Zeit Gefallenes, alles eben, woran die wahren, ungeschönten Geschichten des Lebens und der Liebe haften. In ihrem Buch stellen die beiden ausgewählte Objekte und die dazugehörigen Geschichten vor.
Olinka Vištica und Dražen Grubišic haben ihre Trennung übrigens erfolgreich überwunden und sind heute beide mit anderen Partnern glücklich.
– Dražen Grubišic & Olinka Vištica: Das Museum der zerbrochenen Beziehungen. Was von der Liebe übrigbleibt – Geschichten und Bilder. Rowohlt-Verlag, 2018, 128 Seiten, ab. 22.90 Franken bei Orell Füssli
Weitere Infos zur Ausstellung
1.
20 Jahre Ehe sah eine Slowenin an sich im Zeitraffer vorbeiziehen, als der Gartenzwerg von der Windschutzscheibe des neuen Wagens ihres Ex-Mannes abprallte. «Dieser lange kurze Bogen markierte das Ende unserer Liebe», hielt sie über den Tag ihrer Scheidung fest.
2.
«I can make you thin again»: Dieses Objekt braucht keine weitere Erklärung, findet die Einsenderin, einst Verlobte des Mannes, der ihr dieses Buch schenkte.
3.
Ein Jahr, so lang war ein junger Mann aus Seattle verliebt. «Wir spielten zusammen Basketball. Er war hetero, ich nicht. Er erzählte mir immer von den Mädchen, mit denen er was hatte, und ich starb stumme Tode.»
4.
Als Kinder bereits waren sie ineinander verliebt, als Teenager schworen sie sich, nie jemand anderen zu heiraten. Dann zog er mit seinen Eltern nach Deutschland. Jahre später beschloss sie, ihren Beruf als Prostituierte an den Nagel zu hängen und ein Buch über SM zu schreiben. Für die Recherchen arbeitete sie einige Wochen bei einer Domina, als plötzlich er vor ihr kniete, um sich auspeitschen zu lassen und ihre Stilettoabsätze zu lecken. Leider war er bereits zum zweiten Mal verheiratet und hatte Kinder. Sie liess ihn einen Highheel mitnehmen. «Als er gegangen war, fühlte es sich an, als habe er auch meinen Fuss mitgenommen.»
5.
Keine andere Frau sollte in diesem zerbrochenen Traum in Weiss herumlaufen können. Und so steckte die Frau aus San Francisco ihr Hochzeitskleid in ein Einmachglas. Die sieben Jahre Beziehung, davon fünf Jahre Ehe, die Hochzeit am Meer und das gemeinsame Leben auf einer Insel ruhen nun im Museum.